Theresa Hay: Bärenwinter -“ Eisbären in Churchill/Kanada

Bärenwinter – Eisbären in Churchill/Kanada
Theresa Hay: Bärenwinter ’“ Eisbären in Churchill/Kanada, : 3-8334-2477-X 2005, Book on Demand GmbH GmbH, ISBN: 3-8334-2477-X, 164 Seiten, flexibler Umschlag, Format 13,5 x 21,5 x 0,6 cm, mit 13 Farbfotos, EUR 12,90

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Wer mit einem Partner zusammen lebt, wird mit dessen Beruf konfrontiert. Was das bedeutet, wenn der Ehemann Natur- und Reisefotograf ist, erfahren wir von Theresa Hay in ihrem Buch BÄRENWINTER: Schon seit Jahren begleitet sie ihren Mann, Gerhard W. Hay, auf seinen Reisen. Seit acht Jahren steht fast jeden Spätherbst ein ’žArbeitsbesuch’œ bei den Eisbären in Churchill auf dem Programm, an der Hudson Bay in Kanada. Und bei diesen Expeditionen haben sie im Lauf der Zeit allerhand erlebt. Aufregendes und Gefährliches und viele faszinierende Tierbegegnungen.

Churchill, am Rande der Arktis gelegen, wird nicht umsonst die ’žWelthauptstadt der Eisbären’œ genannt. In jedem Herbst ziehen an die 1.000 Bären auf dem Weg zum Sommer- ins Winterquartier an der Stadt vorbei. Und nicht selten macht einer davon einen Abstecher in die Stadt um dort etwas Fressbares zu finden.

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Auch wenn die Bären auf Fotos immer so putzig aussehen ’“ man darf nicht vergessen, dass es sich um Raubtiere handelt, die bis zu dreieinhalb Meter groß und 700 Kilogramm schwer werden. Diese Tiere kann man nicht einfach in der Stadt herumrennen lassen. Also kommen die Stadtstreicher unter den Eisbären ins ’žEisbärengefängnis’œ, einer stillgelegten Flugzeughalle am Rande der Stadt. Ist die Hudson Bay dann zugefroren, bringt man sie da hin, wo sie eigentlich hin wollten: Aufs Eis.

Um die Eisbären in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten, filmen und fotografieren zu können, mieten sich die Hays ein ’žTundra-Buggy’œ mit Fahrer, und dann geht es los. So ein Buggy ist ein speziell ausgestattetes, lastwagengroßes Gefährt mit Busaufsatz und bis zu zwei Meter hohen Traktorreifen. Damit kann man querfeldein fahren, über aufgeweichte Böden und notfalls auch durch flache Gewässer. Bären können zwar hineinschauen ’“ was zu faszinierenden, fellnahen Kontakten führt – aber solange die Menschen im Buggy bleiben, sind sie vor den Tieren sicher.

Wir erfahren viele interessante Details über das Leben der Eisbären. Wir begegnen Bärenmüttern und ihren Kindern, Eisbären die spielerisch miteinander kämpfen oder Beute machen und solchen, die sich sehr für die menschlichen Besucher und deren Verpflegung interessieren. Doch auch wenn die Bären sichtlich Hunger haben, herrscht ein strenges Fütterverbot. Die Bären würden sich sonst daran gewöhnen und immer wieder von Menschen Futter erbetteln ’“ was für den Menschen und schlussendlich auch für den Bären tödlich enden könnte. ’žA fed bear is a ded bear’œ, heißt es. Ein gefütterter Bär ist ein toter Bär.

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Trotz raffiniert konstruierter Tundra-Buggys und routinierter, sachkundiger Fahrer ist eine Tundra-Tour kein Ausflug in den Park. Theresa Hay schildert die Touren in ihrer bildhaften Sprache so, dass der Leser das Gefühl hat, selbst mit im Buggy zu sitzen. Und da ertappt man sich schon manchmal dabei, dass man den Atem anhält und sich am Sitz festklammert, wenn es im Buch wieder mal brenzlig wird. Und kritische Situationen gab’™s im Lauf der Zeit schon ein paar.

Mit Buggy-Fahrerin Conny verirren sie sich in einem Blizzard. Man sieht keine fünf Meter weit. Und ausgerechnet als Conny aussteigt um die Lage zu sondieren, nähert sich ein Eisbär … Fahrer John bleibt mit dem Buggy im Schlamm stecken. Über Funk ruft er ein ’žRettungs-Buggy’œ. Und das bleibt mit Getriebeschaden liegen … Ben rast mit dem Buggy über einen zugefrorenen See ’“ und bricht ein. Und was macht man, wenn plötzlich ein Eisbär durchs geöffnete Seitenfenster des Autos guckt ’“ und der elektrische Fensterheber nicht geht? Oder wenn man aussteigt um einen Polarfuchs zu filmen und dabei nicht bemerkt, dass ein Eisbär im Anmarsch ist? Wenn die Bärenfreunde reisen, machen die Schutzengel vermutlich Überstunden.

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Ich finde es toll, dass es Menschen gibt, die solche abenteuerlichen Reisen unternehmen und sie für all die interessierten Angsthasen festhalten, die es nie wagen würden, die Tiere in ihrer Heimat zu besuchen. Also für Leute wie mich. Wir können dann in Ruhe zu Hause die spannenden Begegnungen nacherleben. Wer etwas mutiger veranlagt ist, lässt sich von diesem mitreißenden Buch vielleicht zu einer eigenen Reise in die kanadische Tundra inspirieren.

Theresa Hay lebt im Rhein-Main-Gebiet und ist von Beruf Bürowirtschaftslehrerin und Chefsekretärin. Schon im frühen Kindesalter gehörte ihre Liebe den Bären bzw. Teddybären. Seit mehr als 15 Jahren besucht sie mit ihrem Mann, dem Naturfotografen Gerhard W. Hay, verschiedene Bärengebiete in Nordamerika. Das Beobachten, Filmen und Fotografieren der Bären ist für sie trotz enormer Kälte und eisigen arktischen Stürmen wie vor immer wieder faszinierend.

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