Lydia Albersmann: Chaoso -“ Ein Kater sorgt für Stimmung

Lydia Albersmann: Chaoso ’“ Ein Kater sorgt für Stimmung, Norderstedt 2009, Books on Demand GmbH, ISBN 978-3-8370-3859-0, Softcover, 87 Seiten, mit s/w-Illustrationen der Autorin, Format: 12 x 19 x 0,6 cm, EUR 8,90.

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Von klein auf hat der junge Maine-Coon-Kater eine ausgeprägte eigene Meinung. So gefällt ihm zwar die Aussicht auf eine Karriere als Deckkater, doch dass dem Vergnügen die Tortur einer Rassekatzenschau vorausgeht, das hat ihm keiner gesagt. Eine Menschen-Jury soll über seine Kater-Qualitäten urteilen und nicht die Katzendamen? Das findet er derart empörend, dass er sich wie die wilde Jagd aufführt und den Juroren kratzend und beißend ins Gesicht springt.

Vorbei ist’™s mit der Deckkater-Karriere. So ein rabiates Vieh, über dessen Eskapaden sogar die Zeitung berichtet, ist zuchtuntauglich, findet die Züchterin und beschließt, den Kater kastrieren zu lassen und ihn an Privatleute zu verkaufen.

Das Kastrieren ist schnell geschehen, das Verkaufen erweist sich als weitaus schwieriger. Ein halbes Dutzend Interessenten hat der Kater schon vergrault. Dazu muss er sich gar nicht besonders anstrengen. Er weiß: ’žWir können sehr menschenbezogene und verspielte sanfte Riesen sein, aber wir strotzen auch vor Kraft.’œ (Seite 21). Ein beherzter Sprung hier, ein Pfotenhieb da, und die Interessenten haben genug von ihm und treten von ihrer Kaufabsicht zurück.

Familie Nummer sieben ist nicht so leicht ins Bockshorn zu jagen. Auch dann nicht, als der Kater mit Anlauf auf den Kaffeetisch springt. Insbesondere der Mann, Lars, scheint Nerven wie breite Nudeln zu haben, wirft einen Blick auf den Kater und sagt: ’žDer ist cool, den nehmen wir.’œ (Seite 28)

Gesagt, getan. Der Kater wird ins Auto verfrachtet, bekommt unterwegs den treffenden Namen ’žChaoso’œ verpasst und zieht bei Lars und Tanja ein. Dass er sein Revier mit einem großen, wuscheligen Hund teilen muss, findet er zunächst weniger prickelnd. Dass zum Haushalt auch noch Fische und Mäuse gehören, die er nicht anrühren darf, empfindet er als Zumutung.

Chaoso lebt sich ein. Das heißt in seinem Fall: Er dekoriert zunächst einmal das Haus nach seinen Vorstellungen um und betätigt sich im Folgenden als Aquariumsangler, Vogelfänger, Schmetterlingsjäger, Nachbarschaftsschreck, Wasserwerfer und Brandstifter. Kurzum, er macht seinem Namen alle Ehre. Und nicht alles, was er anstellt, ist harmloser Natur. So mancher tierische Unfug endet in einer kleinen oder größeren ’žKaterstrophe’œ.

Ob Chaosos Zukunft in der Party-Organisation liegt, nachdem er seine Deckkater-Karriere so gründlich in den Sand gesetzt hat? Dank seines kreativen Eingreifens wird die Überraschungsparty für Tanjas Bruder auf jeden Fall zu einem Ereignis, über das man noch nach Jahren sprechen wird: eine Feier, bei der nicht nur das Geburtstagskind, sondern auch sämtliche Gäste und die Veranstalter restlos von den Socken waren. Ja, für Stimmung sorgen, das kann der Kater …!

Katzenhalter jeden Alters ’“ ob sie nun für Maine-Coons oder für eine andere Rasse die Futterdosen öffnen ’“ werden aus dem Schmunzeln, Kichern und zustimmenden Nicken nicht mehr herauskommen. Und manch einer wird froh sein, dass seine Katzen nicht ganz so temperamentvoll und einfallsreich sind wie der Held im Buch.

Wer selbst so einen vierbeinigen Tornado daheim hat (oder zwei oder drei), wird nach Lektüre dieses Büchleins seinen Haushalt verstärkt auf Katzensicherheit überprüfen, um tierischen Karrieren als Dekorateur, Wassermann, Feuerteufel oder Party-Crasher einen Riegel vorzuschieben. Denn so vergnüglich es ist, darüber zu lesen ’“ im eigenen Haus möchte man so ein Chaos doch lieber nicht haben.

Wenn sich die Katzen ihren Namen zum Programm machen, hätte man den Kater vielleicht besser ’žAngelo’œ (Engel) nennen sollen. Obwohl … dadurch wären uns viele herrlich komische Erlebnisse entgangen und es hätte dieses Buch nie gegeben. Brave Tiere machen keine Geschichten. Frechdachse, pardon, Frechkatzen schon.

Die Autorin
Lydia Albersmann, geboren 1968 in Köln, arbeitet seit 2004 als freie Grafikdesignerin und Autorin. Seit 2006 lebt sie mit ihrem Mann und ihrem Hund in Düsseldorf. Tiere haben im Leben der Autorin schon immer eine sehr große Rolle gespielt. Somit stand von Anfang an fest, dass sie auch die Hauptrollen in ihren Büchern spielen werden.

  1. Ich fürchte, unser Jung-Coonie „Indie“ entwickelt sich auch zu einem Chaoso. Dieser Tage sprang er beim Servieren des Abendessens auf den Tisch und surfte mitsamt dem Teller elegant auf den Teppich. Danach hätte man bei uns vom Boden essen können: Linsen mit Spätzle …

    Und gestern hupft er auf den Tisch und patscht mit der Pfote in meine Dessertschale, die ich gerade in der Hand hielt. Vor Schreck hab ich alles fallen gelassen. Glasschale kaputt, alles voller Scherben, Quark auf der Hose, auf dem Teppich, auf dem Parkett – und flächendeckend auf der Fernsehzeitung …

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