Achtung, frei laufender Grasdackel!

Wie übersetzt man für einen Nichtschwaben das Schimpfwort ’žGrasdackel’œ? Hmmmm … das liegt irgendwo zwischen Depp und Trottel und beschreibt eine unangenehme, lächerliche Person männlichen Geschlechts. (Für Damen dieses Kalibers haben wir andere schöne Bezeichnungen.)

Na, jedenfalls … einer der beiden Radiomoderatoren der ’žMorningshow’œ meines allerliebsten Lieblingssenders ist einer. Ein Grasdackel. Oder, besser gesagt, er spielt einen. Auf den Fotos der Sender-Homepage schaut er nämlich viel sympathischer und gescheiter aus als er so daherschwätzt. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ein professioneller und erfolgreicher Sender wirklich so einen ahnungslosen, vorlauten, prolligen Macho beschäftigen würde. Der dürfte dort nicht mal die Papierkörbe leeren, geschweige denn dem Hauptmoderator ständig mit seinem unqualifizierten Gequassel ins Wort fallen.

Auch wenn es nur gespielt ist: Ich krieg schon Reißzähne, wenn er nur den Mund aufmacht. Kommt ja nix Gescheites dabei raus. Mal sind’™s taktlose Bemerkungen zur Lebensgeschichte von Musikern, mal gibt er Menschen, die beim Sender anrufen und mit seinem Kollegen sprechen, ungefragt saudumme Ratschläge für ihr Privatleben (’žSchieß die Freundin in den Wind!’œ). Dann prahlt er mit seinen Frauengeschichten oder mit unappetitlichen Schilderungen der chaotischen Zustände in seiner WG. Oder er gibt Kommentare zur Zeitgeschichte ab, die von einer Ahnungslosigkeit zeugen, die einem die Tränen in die Augen treibt.

Ich weiß, das soll komisch sein. Sowas wie Al Bundy oder Alfred Tetzlaff im Radio. Aber es ist nicht komisch. Ja, Bundy und Tetzlaff haben sich auch aufgeführt wie die Axt im Walde ’“ aber der Witz lag darin, dass sie trotz ihres rüpelhaften Gehabes von ihrem Umfeld nicht ernst genommen wurden und immer wieder eine auf den Deckel kriegten. Das war klasse. Der Grasdackel im Radio dagegen bekommt kein Contra. Manchmal tut der Hauptmoderator so, als sei er genervt von dem Geschwätz und würde seinen Sidekick maßregeln. Aber im Großen und Ganzen kann der junge Mann seinen Schwachfug unwidersprochen in die Landschaft blöken. Manchmal könnte man denken, das sei gar keine Satire, die meinen das ernst.

Ich ertappe mich schon dabei, morgens mit dem Radio zu reden. Wenn der Grasdackel den Mund aufmacht, sage ich reflexartig: ’žHalt dei Gosch, Fred!’œ: Ist doch auch wahr! Wer braucht morgens um halb sechs schon das hirnlose Gelaber eines machohaften Proleten? Ich nicht! Solche Figuren trifft man im rauen Alltag an jeder Ecke. Da muss man nicht extra fürs Radio noch welche erfinden.

Ab und zu sagt der Grasdackel auch was Freches und Schlagfertiges, das wirklich Geist hat, und ich denk mir: ’šSack und Asche, der Spruch war gut, den muss ich mir merken.’™

Das sollten sie viel öfter tun … ihn was Geistreiches sagen lassen. Er kann es nämlich. Und ich finde das ungleich unterhaltsamer als trampelige Kommentare zu Personen und Ereignissen oder das peinliche Geschwätz über sein angebliches Junggesellenleben.

Die Grafik wurde von M/Y/D/S zur Verfügung gestellt. Alle Rechte vorbehalten: M/Y/D/S Tier-Grafiken. Koloration: Edith Nebel

7 Kommentare

  1. Ich frag mich, für was brauch der Mensch a Radio, ich weiß gar nicht, wann ich zu letzten mal meins angemacht habe.
    Videotext und Internet sind die besseren Informationsquellen und vor allen Dingen ruhiger.

  2. Allerdings sind Videotext und Internet absolut nutzlos, wenn man morgens im Bad steht und, während man sich für die Arbeit richtet, mitkriegen will, was der Nachrichtenonkel zu erzählen hat, wie das Wetter wird und ob’s irgendwelche Probleme auf den Straßen gibt.

    Für so Ferz wie Internet hab ich morgens zwischen 5 und 6 Uhr weder Zeit noch Nerven. Da brauch ich nur einen schnellen Überblick über das Tagesgeschehen, und das ganze soll auch konsumierbar sein, wenn man keine Brille aufhat oder in der Wohnung rumrennt. Deswegen sind bei uns überall Radios. Auch aufm Klo.

    1. Deswegen hab ich mein TabletPc für Internet auf dem Pott und im Videotext hab ich den Überblick schneller, aber ich weiß auch wo was steht.
      Da nehm ich mir zwei Minuten und bin informiert, aber das ist bei die Weiberleut genetisch bedingt, ich brauch in der Regel beim Fortgehen maximal 20 Minuten fr frtigmachen (Duschen, Haarwaschen, anziehen) und Chefin fängt 1 1/2 Std. vorher an und kommt nicht in die Pötte.

  3. Ja, wenn ich nur Kaffetrinken, Mund abwischen und aus dem Haus rennen könnte, wäre ich auch in einer halben Stunde fertig. Aber irgendwer muss ja das Frühstück richten, die Viecher füttern (und Medikamente verabreichen), sie raus- und reinlassen, die Betten machen, ein bisschen zusammenräumen, Blumen gießen, die Zeitung reinholen, die Katzenklos putzen …

    Und so rein genetisch betrachtet wird das nur im Falle allein lebender Männer der Mann sein.

  4. Einfach schööön, solche Grasdackel kenne ich auch, einer davon ist der
    kleine Mann der pausenlos redet und Kritiken über Filme abgibt. Er findet sich toll, ich finde ihn zum Ko… und immer wenn er spricht haue ich ihm in Gedanken ein blaues Auge. Natürlich schimpfe ich auch lautstark mit ihm und sage ihm, daß er ein A….ist. Aber das Wort „Grasdackel“ ist viel schöner und stimmt mich milde und es erfreut mich auch, danke Frau Nebel, lieben Gruß.
    Uschi Geier

  5. [MARKED AS SPAM BY ANTISPAM BEE]
    Einfach schööön, solche Grasdackel kenne ich auch, einer davon ist der kleine Mann der pausenlos redet und Kritiken über Filme abgibt. Er findet sich toll, ich finde ihn zum Ko… und immer wenn er spricht haue ich ihm in Gedanken ein blaues Auge. Natürlich schimpfe ich auch lautstark mit ihm und sage ihm, daß er ein A….ist. Aber das Wort „Grasdackel“ ist viel schöner und stimmt mich milde und es erfreut mich auch, danke Frau Nebel, lieben Gruß. Uschi Geier

  6. [MARKED AS SPAM BY ANTISPAM BEE]
    Ja, wenn ich nur Kaffetrinken, Mund abwischen und aus dem Haus rennen könnte, wäre ich auch in einer halben Stunde fertig. Aber irgendwer muss ja das Frühstück richten, die Viecher füttern (und Medikamente verabreichen), sie raus- und reinlassen, die Betten machen, ein bisschen zusammenräumen, Blumen gießen, die Zeitung reinholen, die Katzenklos putzen … Und so rein genetisch betrachtet wird das nur im Falle allein lebender Männer der Mann sein.

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