Malta 1995 – chaotisch, katholisch und laut II

Endlich, endlich habe ich es geschafft, unsere Urlaubsbilder von Malta ins Album zu kleben und fast vollständig zu betexten. Es wurden mal wieder anderthalb Alben daraus, weil ich ja immer Tickets, Eintrittskarten und Ansichtskarten sammle und zur Illustration mit dazuklebe.

Bei meiner Einschätzung Maltas „CHAOTISCH, KATHOLISCH UND LAUT“ bleibe ich nach wie vor. Es gibt schon einige interessante Dinge auf der Insel zu sehen, aber wir beide fanden Lanzarote eindrucksvoller als Malta. Weil wir eher auf spektakuläre Landschaften stehen als auf historische Monumente. Und auf Malta gibt’s halt überwiegend „Kultur“ zu sehen.

Wir wagten es nicht, uns in den turbulenten Linksverkehr zu stürzen. Denn die Malteser fahren wie die Italiener. Schnell wie die Sau und überall da, wo’s Platz hat. Rechts und links und kreuz und quer. Erst wird gehupt, dann wird gebrüllt – und dann wir nachgedacht. Also haben wir uns entweder an organisierte Ausflüge gehalten oder sind mit den Linienbussen durchs Gelände gekurvt. Beides würde ich unter die Rubrik „Eines der letzten Abenteuer Europas“ einordnen.

Warum? Nun, das mit den Linienbussen ist schnell zu erklären:

  • Die gehören den Busfahrern privat. Sind also so gut oder so schlecht gewartet, wie sich’s der Typ leisten kann. (An jeder Ecke gibt’s Hinterhofwerkstätten, wo mit Kupferdraht und Spucke Schrott wieder flottgemacht wird.)
  • Es gibt keinen TÜV. Was hupen kann, gilt als fahrtüchtig.
  • Das Klima ist so trocken, daß nix rostet. Die alten Hobel fahren also theoretisch bis zum jüngsten Gericht. Da sind Oldtimer aus den Fünfziger Jahren drunter, bei denen man durchs Bodenblech bis auf die Straße gucken kann. Busse, die in England altershalber ausgemustert wurden … vor rund 20 Jahren.
  • Die Fahrer fahren in jeder Lebenslage wie die gesengten Säue. Jetzt ist mir auch klar, warum die alle Busse innen sehr üppig mit Heiligenbildchen und „Jesus liebt mich“-Spruchbändern dekoriert haben: Das braucht man, wenn man so fährt!
  • Fahrpläne sind dazu da, daß man sie ignoriert.
  • Bergauf kostet eine Busfahrt mehr als bergab … Und erst, wenn die Tickets zu 13 cents aufgebraucht sind, fängt der Busfahrer den Block mit den 11-cents-Tickets an.
  • Es gibt kaum Straßenschilder, keine Ortsschilder und nix. Die Wartehäuschen haben keinen Namen. Man weiß also nie, wo man ist und wo man aussteigen muß … Es sei denn, es sagt einem einer. Aber irgendwie ist’s immer gegangen. Wir kamen stets dort an, wo wir hinwollten. Es hat nur mehr oder weniger lange gedauert.

    Warum die Teilnahme an einer angeblich „organisierten“ Tour abenteuerlich werden konnte, das ist eine andere Sache: Die Jungs und Mädels dort unten sind alle sehr nett, freundlich und hilfsbereit gewesen. Aber die Organisation haben sie nun nicht gerade mit Löffeln gefressen…

    Nun sind Gerhard und ich ja nicht sonderlich weitgereist, aber noch nirgendwo haben wir es erlebt, daß so viel und so oft kontrolliert wurde wie auf Malta – und das mit so wenig Effekt! Wie oft wir unsere Paßnummer und Zimmernummer angeben mußten, das geht auf keine Kuhhaut! Irgendwie scheint dort unten ein Klemmbrett mit Kugelschreiber und EDV-Liste ein Statussymbol zu sein.

    Und dennoch ging einiges ins Hemd. Der absolute Überhammer war unsere Reise zur Nachbarinsel Gozo. Wir buchten die über die Agentur und erhielten es schriftlich, daß wir um 10:15 Uhr von einem Reisebus abgeholt würden. Wie immer waren wir viel zu früh fertig und lungerten schon eine halbe Stunde vor dem Termin in der Eingangshalle rum. Mit uns hatte noch eine Familie aus der Pfalz dieselbe Tour gebucht.

    Um 10 Uhr dann tobte ein aufgeregter Holländer in die Empfangshalle und scheuchte Gerhard und mich (auf englisch) in den Bus nach Gozo. Das ging so schnell, daß ich gar nicht zum Denken kam. Die andere Familie war zu dem Zeitpunkt noch in ihren Zimmern.

    Wir dachten, der ruft die ja sicher jetzt an oder wartet, bis die kommen. Und – zack – springt der Knabe auf den Beifahrersitz des Reisebusses, und der Bus fährt los!

    Der hat die anderen Teilnehmer einfach zurückgelassen, dachten wir entsetzt. Und merken dann auf einmal mit Schrecken, daß rund um uns lauter Holländer sitzen. Scheiße, dachten wir, jetzt hocken WIR im verkehrten Bus. Und der deutsche Bus kommt sicher erst und nimmt dann die Beckers mit. Naja, war ja nicht schlimm. Zur Not verstehen wir auch Holländisch, und wahrscheinlich, dachten wir, trifft man sich eh an der Fähre, und dann können wir immer noch den Bus wechseln.

    Ja, Pfeifendeckel! Nach ein paar Kilometern merkten wir: Das war eine zweisprachige Führung -Deutsch und Niederländisch. Gerhard und ich waren goldrichtig in dem Bus. Der traurige Spitz von Reiseleiter hatte einfach die andere Familie wider besseres Wissen zurückgelassen. Er war zu früh dran gewesen und hatte keinen Bock gehabt, noch mal eine Viertelstunde bis zur geplanten Abfahrt zu warten. Da ist er losgefahren.

    Uns wollte er einreden, wir hätten die falsche Abfahrtszeit von Agentur bekommen.
    Der Witz war: Wir hatten ja alles schon vorher bei der Agentur bezahlt. Und die „zurückgebliebene“ Familie konnte jetzt ihrem Geld hinterherrennen. Das ganze war kurz vor unserer Abreise. Es war also nicht mehr möglich, daß die Pfälzer die Gozo-Tour an einem anderen Tag mitmachten. Sie riefen also stinksauer in der Agentur an, und die Gespräche versickerten. Da wurde einfach nix weitergeleitet, oder man sprach auf einmal kein Deutsch. Zum Glück hatte ich als alter Fax-Freak mir von der deutschen Reiseleiterin die Faxnummer der Agentur geben lassen. Also haben wir schließlich vom Hotel aus ein Schreiben losgelassen, das die Agenturheinis beim besten Willen nicht mehr ignorieren konnten. Zweisprachig. Am nächsten Tag hatten die Pfälzer ihre 200,- DM wieder. Und der holländische Reiseleiter kriegte von seinen Vorgesetzten sauber eins auf die Mütze.

    Bei einer anderen Tour hatten sie kurzerhand mehr Tickets verkauft als der Bus Plätze hatte. Große blaue Kinderaugen. „Oh … das ist aber komisch! Wie kommt sowas bloß? Wa‘ machen wir denn jetzt?“ — Da mußte dann ein Reiseleiter von der Agentur mit den überzähligen Reisegästen an Bord im Firmen-PKW die Tour abgrasen. Denn die Leute hatten ja auch schon alles bezahlt. (Da konnte wohl irgendwo einer nicht addieren. Trotz Klemmbrett und Laptop.)

    Bei genau dieser Tour hatten wir nach der Besichtigung der jungsteinzeitlichen Tempelanlagen von Mnajdra und Hagar Qim plötzlich zwei Leute mehr an Bord. Engländer. Wo die herkamen? Nun, vor uns war ein englischer Bus dort gewesen. Und der hatte das Ehepaar einfach in der Tempelanlage zurückgelassen. Vergessen! Da hatte niemand die obligatorische „Viehzählung“ gemacht und geprüft, ob alle wieder eingestiegen sind! Unsere Reiseleiterin nahm die beiden Leutchen mit an Bord und setzte sie am nächsten Etappenziel wieder ab. Da fanden sie dann erneut Anschluß an ihre britischen Reisegenossen …

    Zum Glück sieht man derlei Sperenzchen im Urlaub ja relativ gelassen. Beruflich dürfte mir so eine Schlamperei nicht unterkommen. Denn da kann ich Unprofessionalität ums Verrecken nicht verknusen. Die Jungs und Mädels ließe ich als Chef einmal die Woche geschlossen in einen mexikanischen Rundschlag reinlaufen… So oft und so lange, bis sowas nicht mehr vorkommt. Solche Klöpse kannste einfach nicht bringen!

    Damit ich hier nicht nur über organisatorische Pannen lästere: Die steinzeitlichen und bronzezeitlichen Tempelruinen – von denen es auf Malta und Gozo eine ganze Reihe gibt – sind überaus beeindruckend. Ich frag mich da – genauso wie bei den Pyramiden immer – wie die Leute das damals gemacht haben. Und wie man die überhaupt dazu bewegen konnte, sich so ein Projekt über den Hals zu ziehen. Da müssen ja ein paar eine irre Idee gehabt haben — und die Macht dazu, das Fußvolk zur Ausführung zu zwingen.

    Zudem hätte ich sehr gerne mal die Bauwerke in einer Rekonstruktion gesehen. So, wie sie sich den Menschen zur damaligen Zeit dargeboten haben. Eine Zeichnung hätte genügt. Wenn die Ruinen schon so eindrucksvoll sind, hätte mich die Wirkung der vollständigen Bauwerke ganz saumäßig interessiert.

    Mir fehlt es an der nötigen Vorstellungskraft. Ich kann mir kein Bild machen, wenn mir einer erzählt: Ja, und das war dann 5 Meter hoch, überdacht, verputzt und blutrot gestrichen … und in der Mitte brannte ein Feuer.

    Die zweite „Hochkultur“, die auf Malta zugange war, das waren Ritter des Johanniter-Ordens. Die haben die Insel 1530 als Zuflucht überschrieben gekriegt, als sie von ihrem bisherigen Wohnsitz, Rhodos, vor den Türken Reißaus nahmen. Die Rittersleut müssen eine ganze Menge Kohle gehabt haben – sie haben eine Fülle wahrhaft atemberaubender Prachtbauten hinterlassen.

    Ansonsten ist über Malta ja so ziemlich jedes Volk mal drüber, das in Asterix vorkommt und in der Geschichte Rang und Namen hat. Außer den Steinzeittypen, die diese Tempel errichtet haben (und die von Sizilien gekommen sein sollen), sind da schon die Phönizier rumgehüpft, die Römer, die Byzantiner, die Araber, die Normannen, der besagte Johanniterorden, die Franzosen und die Briten. Und jetzt … die Touristen!

    Immens katholisch sind die Malteser. Von den frommen Sprüchen in den Linienbussen habe ich ja schon erzählt. Jedes noch so kleine Kuhdorf verfügt über eine prächtige Pfarrkirche, diejeder großen Stadt alle Ehre machen würde. Und jeden Tag im Sommer scheint ein anderer Heiliger seinen Feiertag zu haben. Jeden Tag, solange wir dort waren, gab’s in irgendeiner Stadt eine „Festa“ mit aufwendig geschmückten Häusern und Kirchen – und natürlich mit Feuerwerk. Die Malteser lieben Lärm und Krawall. Militärkapellen und Feuerwerk ist für die irgendwie das Größte. Mit dem Feuerwerk fingen sie schon am frühen Morgen an. Es kam dabei auch weniger auf die optischen Effekte an als auf den mörderischen Krach …

    Noch ein paar Takte zum Hotel? Die Anlage „Mistra Village“ war sehr schön und auch gut gepflegt. Außen jedenfalls. Die haben sich tierisch Mühe mit dem ganzen Grünzeug gegeben. Von Haus aus würde da ja kaum was wachsen. Nachteil war: Die Anlage liegt weit draußen in der Pampa. Wenn man aus dem Tor raustrat, stand man lebensgefährlicherweise auf der Hauptstraße oder auf dem Acker. Man konnte so gut wie gar nicht spazierengehen. Entweder man blieb in diesem Hoteldorf – oder man mußte mit dem Bus in eine der Nachbarstädte fahren.

    Das Essen war mir etwas zu „englisch“. Ich steh nicht auf Lamm mit Minzsoße. Aber solange es ein üppiges Salatbuffet gibt, bin ich zufrieden. Und tolle Salate gab’s reichlich. Leider hatten die in dem Restaurant nur eine einzige Musicassette, die Tag für Tag ununterbrochen lief. Vom Frühstück bis zum Abendessen. Wenn du dann 58mal hintereinander Simon und Garfunkel gehört hast, beginnst du, die Stücke zu hassen… Zumal die Live-Musik abends dann das gleiche Repertoire noch mal spielte. Die haben vermutlich auch nach dieser Cassette geübt …

    Unser Apartment war sehr groß und ganz nett eingerichtet. Es war praktisch, mal einen richtigen Kühlschrank zu haben, und nicht immer nur den von der Minibar. Wenn wir eine Klima-Anlage gehabt hätte, wäre es noch besser gewesen. Aber wir haben recht schnell gelernt, mit dem „Miefquirl“, sprich: Ventilator, und geschickt angezetteltem Durchzug für ein angenehmes Raumklima zu sorgen.

    Nur mit der Organisation wollte es auch im Hotel nicht so recht klappen. Mal kam das Putzgeschwader, und dann wieder nicht. Um Klopapier mußte man grundsätzlich betteln. Und die tote Kontroll-Kakerlake lag volle vierzehn Tage lang unberührt in der Ecke … Ich hab sie nicht weggetan, und das Reinigungspersonal auch nicht. Und wenn sich keiner erbarmt hat, dann liegt sie da heute noch.

    Die größte Organisations-Katastrophe, die sich diese Pannemänner im Hotel geliefert haben, war die Sache mit der Grillparty. Da habe ich mich wirklich kurz mal aufgeregt. Und aufgeführt. Laß mich erzählen: Es war Freitagabend, und wir gingen, wie jeden Tag, zum Abendessen runter ins Restaurant. Nur: An dem Tag konnten wir nicht rein. Das Restaurant war kommentarlos geschlossen. Tja. Da stehste nu. Wie gesagt: Das Hotel lag ziemlich in der Pampa. Es war nicht so einfach, sich auf dem Absatz umzudrehen und in der Stadt was zu essen. Und so einfach ausladen wollten wir uns ja auch nicht lassen. Schließlich hatten wir ja, wie gesagt, alles im voraus bezahlt.

    Also machten wir uns auf die Suche nach dem Grund für den Ruhetag. Am Schwarzen Brett in der Eingangshalle wurden wir schließlich fündig. „Heute Grillparty“ hieß es. Aha. Das klang nach einem plausiblen Grund. Also zogen wir los, um die Party zu suchen. Immer dem Krawall und der Nase nach. Und wirklich: Im Hof war ein mords Barbecue aufgebaut. Wir wollten schon auf einen Tisch zusteuern, da fängt uns eine Thusnelda vom Personal ab und fragt: „Haben Sie denn reserviert?“. Ich: „Nö. Wieso? Hätten wir das denn sollen?“ Ja, an der Grillparty könne man nur teilnehmen, wenn man sich einen Tisch reserviert hätte. Ich: „Ja, und woher hätte ich das wissen sollen? Stand ja nirgends! Wir haben das Barbecue nur zufällig gefunden, weil das Restaurant zu war und wir wissen wollten, warum.“ Das stünde doch alles in der Hauszeitung, meinte die Dame vom Personal, so als seien wir blöd. Ich: „Hauszeitung? Nie gesehen!“ Ja, die würde doch auf allen Zimmern verteilt werden. (Drei Tage vor unserer Abreise kriegten wir die erste … Mit dem Programm vom folgenden Monat. Was uns nicht mehr betraf.) Ich: „Kenn ich nicht. Haben wir nie gekriegt. Ist auch nicht mein Problem. Wir haben Halbpension, wir haben bezahlt, und ich will jetzt was zu essen.“ Ja, wir könnten doch in die Pizzeria … Jaaa Klasse – mehr hat’s nicht gebraucht. Da bin ich hoch wie eine Rakete. „Was soll ich – wegen eurer Schlamperei mein Essen selber zahlen? Nix da! Einen Teufel werd ich tun!“ Es ist immer wieder praktisch, wenn man auch in einer Fremdsprache herzhaft unflätig werden kann… Wenn’s Gerhard peinlich war, so hat er jedenfalls nix gesagt.

    Wir haben uns mit der Hotel-Lady dann darauf geeinigt, daß wir solange in die Bar raufgehen, bis beim Barbecue ein Tisch frei wird. Da saßen wir dann auf diesem Balkon oben und glotzten wie die beiden alten Herren von der Muppetshow runter zu den Leuten. Wir hatten genau den Eingangsbereich von der Grillparty im Blick und konnten wunderschön beobachten, daß jede zweite eintreffende Familie hilflos mit den Schultern zuckte und sich wieder trollte. „Reserviert? Nee…. ! Hätten wir denn sollen?“ Die einen gingen Pizza essen, die anderen kamen zu uns hoch zur Bar. Dort war dann zum Schluß schon fast mehr los als unten auf der Grillparty. Wo die Musik natürlich Simon und Garfunkel spielte.

    Die Leutchen vom Personal hatten den ganzen Abend uferlos zu hetzen und zu wetzen, um die Leute von der Bar wieder runter zu komplimentieren, sobald ein Tisch frei wurde.

    Und ob du’s glaubst oder nicht – in der Woche darauf lief genau das gleiche Spiel noch mal ab. Die lernten da nix draus. Ein kuhgroßes Plakat im Restaurant am Abend davor hätte schon genügt, und die Leute hätten gewußt, was Sache ist. Aber nix!

    Wir haben beim zweiten Mal „Barbecue-Katastrophe“ übrigens gleich die Waffen gestreckt, haben auf eine Reservierung verzichtet und sind freiwillig Pizza essen gegangen.

    Irgendwie fällt’s mir diesmal schwer, was über Land und Leute zu erzählen, ohne in Gehässigkeiten zu verfallen. Ich fürchte, ich höre mich so arrogant an wie ein britischer Kolonialherr. Aber ich kann mir nicht helfen! Das Erzählenswerteste waren diesmal halt all diese skurrilen Pannen. Für den Fall, daß du was Objektiveres über Malta wissen willst – ich besitze ein gekauftes Reise-Video, das ich zu verleihen bereit bin. Das lästert nicht so …

    Was mir sonst noch zu Malta einfällt … wenn jemand darauf aus ist, im Meer zu baden, ist das dort ein ziemlicher Flop. Es gibt nur eine Handvoll Strände, zu denen man auch noch recht weit fahren muß. Die ganze Insel ist recht „städtisch“. Was wir zum Glück vorher schon wußten. Andere Urlauber, die relativ unvorbereitet antraten, haben bös geschimpft.

    Wir haben uns mit dem Schwimmen im Hotel-Pool begnügt, waren aber eh die meiste Zeit irgendwo unterwegs. Irgendwo am Strand rumliegen ist uns eh viel zu fad. Wobei ich als Vielleser das noch eher aushalte als Gerhard, dessen maximale Verweildauer an ein und demselben Fleck sowieso eine knappe halbe Stunde beträgt. Außer er schläft …

    Ich könnte schon wieder ins Lästern verfallen. Über den Urlauber, der den ganzen lieben langen Tag in Schulmeister (oder Feldwebel-?) Manier seinen Sohn damit getriezt hat, ihm im Hotelpool Kopfsprünge und das Schnorcheln beizubringen. Das hat schon alle mächtig genervt. Dabei ging der Alte selber aber kein einziges mal ins Wasser. Er stand oder saß nur am Beckenrand und kommandierte: „Neiiin – doch nicht so! Wo waren die Arme? Hä? Und wo sollen sie sein?“ So ging’s, solange wir dort waren. Mich hat’s immer gejuckt, mal mit tragender Stimme zu rufen: „He, Daddy, wenn du gesprungen haben willst, dann hupf doch selber! Oder kannsch gar nich‘ schwimmen?“ Ich hab dann aber um des lieben Friedens willen doch keinen Ärger gemacht. Gefreut hat mich nur, daß sich der alte Skalventreiber bei seiner Aufsehertätigkeit ordentlich das Fell verbrannt hat. Er war rundum krebsrot, nur die Speckfalten am Bauch bleiben weiß. Das sah vielleicht aus! Hihihi!

    Ärger haben wir nur mal mit so Holländerbälgern gekriegt, die die Hotelkatzen quälten. Ich hab sie auf deutsch zusammengeschissen, woraufhin sie natürlich frech wurden und uns auf holländisch alles mögliche hießen. Verstehen tu ich das ja unglücklicherweise… zum guten Teil wenigstens. Nur wehren kann ich mich in dieser Sprache nicht. Gerhard hat dann so einen Lümmel am Hosenbund geschnappt und über den Pool gehalten. „Noch ein Ton, und du liegst drin! Verstanden?“. Er nickte brav und wurde wieder an Land gesetzt. Von da ab machten die Knaben dann einen Bogen um uns. Um die Katzen, so hoffe ich, auch.

    Unsere Katzen waren, wie immer, wenn wir von einer Reise zurückkommen, ziemlich beleidigt, daß wir sie alleine gelassen hatten. Obwohl sich meine Mutter ja wirklich liebevoll um sie kümmert. Unseren Lanzarote-Importkater, den Blacky, hätte sie am liebsten behalten. Der muß sie buchstäblich um den kleinen Finger gewickelt haben.

    Kater Rocky ließ sich die ganzen zwei Wochen nicht bei ihr sehen. Er kann meine Mutter nicht leiden. Sowie er nur ihre Stimme hört, sträubt er jedes Haar einzeln und verschwindet auf dem Schrank hinter den Büchern. Und wehe, sie versucht, eins der Bücher rauszunehmen und ihn dahinter aufzustöbern. Da faucht er wie tausend Schlangen. Ich weiß auch nicht, wieso er so zickig ist. Vermutlich, weil sie manchmal kommt, um mir beim Fensterputzen etc. zu helfen. Und putzen kann der Kater nicht ausstehen. Da rennt er rum wie ein Huhn ohne Kopf. Vermutlich verbindet er die Person meiner Mutter in seinem Katzenhirn mit ebendieser Unruhe. Und denkt sich: „Oh Gott – die schon wieder! Das gibt nix als Streß!“

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