Fuerteventura 2006, Teil 4: Hafen, Strand und „Katastrophen“ II

23 und 24. Juli: Strandleben
Der Sonntag diente der Erholung, den haben wir am Meeresstrand verdämmert. Am Montag war Strandwanderung und der Rückweg über die Shoppingmeile angesagt. Der Mountain-Shirt-Händler erzählt, dass sein Laden eine Homepage hat, die ab September 2006 freigeschaltet sein wird: http://www.almasdefuego.com. Beladen mit Zigaretten und Mountain-T-Shirts kehrten wir im Cha-Cha-Café ein … dort gab’s wenigstens einen passablen Kaffee. Was die im Hotel da zusammenpanschten, war eher nix.

Wir saßen also an einem kleinen Tischchen draußen vor dem Cafe, mitten in der Einkaufsmeile und sahen uns die Leute an, die da so vorbeiflanierten. Ab und zu mussten wir doch den Kopf schütteln über die optisch-ästhetischen Zumutungen. Auch wenn die Leute im Urlaub sind und nicht auf der Schönheitskonkurrenz – ein bisschen die äußere Form sollte man doch schon wahren.

Aber nein, man zeigt, was man hat: Speck und schlecht gemachte Tätowierungen. Und was man nicht hat: Stil und Geschmack. Das fängt ja schon beim Frühstück an: Die Dame 70+ mit ihrer „Arschgardine“, einem durchsichtigen Chiffonschal, den sie über dem Bikini trägt. Das ist ein Anblick, den man unbekannten Mitmenschen doch tunlichst ersparen sollte.

Auch nicht viel besser: Die Mullet-Family. Vater, Mutter und Sohn mit identischer Vokuhila-Fußballerfrisur. Erste Reaktion: „Grundgütiter – ist das etwa erblich?“ Zweite Frage: „Ist das etwa wieder modern?“ Naja, die sehen wenigstens nur prollig aus und führen sich nicht auch noch so auf. Nicht so, wie der Geselle, der, obwohl im Restauran an mehreren Stellen des Buffets mehr als genügend Besteck ausliegt, ungehemmt an die Schubladen des Oberkellners geht und dort herumkramt. Gerhard macht ihn ohne Interpretationsspielraum auf seinen Fauxpas aufmerksam. 😉

Nach dem Abendessen setze ich mich noch schnell an eins der Computerterminals in der Hotelhalle und gehe ins Internet. Ein letztes Mal auf dieser Reise, weil der Server bald danach den Geist aufgibt.

Ich muss sagen, in Bulgarien war das besser organisiert – da gab es einen speziellen Computerraum. Hier sitzt man trotz eines Milchglasparavents auf dem Präsentierteller und habe alle Hände voll zu tun, neugierige Kinder wegzuscheuchen, die mir trotz wiederholten Bitten, das doch bitte zu unterlassen, andauernd über die Schulter glotzen. Kann ich nicht brauchen, wenn ich geschäftliche Nachrichten lese und verschicke. Schließlich betätige ich mich als Kinderschreck und mache einen Brüller. Das verscheucht sie.

25. Juli: Im Hafen von Morro Jable
Für den Dienstag hatten wir uns in den Kopf gesetzt, den Hafen von Morro Jable zu besuchen, auch wenn Reiseleiter Erwin erklärt hatte, es sei dort nicht los. Da man den Hafen von der Promenade aus sehen konnte, dachten wir, müsste es uns ein Leichtes sein, dort hin zu finden. Immer an der Promenade entlang …

Nach dem Frühstück zogen wir, bewaffnet mit unseren Kameras, los. Doch ganz so einfach war es nicht, unser Ziel zu erreichen. Plötzlich hörte der Promenadenweg auf. Der Weg, den wir einschlugen, führte zur Kirche und danach in den Ort. Zusammen mit einer anderen deutschen Familie, die trotz mitgeführten Stadtplans genauso ratlos war wie ihr, schlugen wir noch so manchen Irrweg ein und landeten in Sackgassen, Hinterhöfen und Hotelzufahrten Die Kinder der Familie schwärmten aus, um den besten Weg zu suchen. Irgendwie und irgendwann schafften wir es dann doch, den großen Felsen zu umwandern, der Jandia vom Hafen trennte, und im Hafen einzutreffen.

Die Familie schlug den Weg zum Restaurant ein, wir gingen direkt zum Hafen, schauten uns um, fotografierten Fischer- und Freizeitboote und schauten den enorm staubigen Bauarbeiten in den Bergen zu. Wüstenfarbige Berge und Wasser – das ist einfach eine tolle Kombination.

Statt im Restaurant einzukehren, kauften wir uns an der Tankstelle Mineralwasser, setzten uns auf eine etwas hinfällige Steinbank und schauten dem geschäftigen Treiben im Hafen zu. Als wir davon genug hatten, machten wir uns wieder auf umständlichen Weg zurück ins Hotel. Ein paar Irrwege, die wir auf dem Hinweg gemacht hatten, konnten wir uns auf dem Rückweg zum Glück ersparen, und wir fanden nun auch den Weg zwischen der Kirche und den Restaurants hindurch direkt zur Promenade. Ein bisschen Wind kam auch auf, und so war der Heimweg recht angenehm.

Wir wunderten uns, warum so viele Leute auf der Promenade standen und die Steinmauern zu den Hotels hinaufschauten. Kinder klopften immer wieder gegen die Steine – mit Kieselsteinen? Nein, mit Nüssen! In den Mauernischen lebten Streifenhörnchen, die immerhin so zutraulich waren, sich die angebotenen Nüsse abzuholen und in ihre Höhlen zu zerren. Wir zückten unsere Kameras, aber die A-Hörnchen und B-Hörnchen und ihre Verwandten sind derartig schnell, dass es gar nicht so einfach war, sie aufs Bild zu bannen.

Nach unserer Rückkehr gingen wir an der Poolbar was trinken und lümmelten den Rest des Nachmittags am Pool herum. Am Abend gab es im Restaurant marokkanisches Essen. Kochen können sie, die Nordafrikaner! Aber das wissen wir ja schon lange.

26. Lange Strandwanderung
Diesmal führte uns die Strandwanderung „bis zum bitteren Ende“ – bis zur Steilküste, an der es dann nicht mehr weiterging. Dort hatte es wesentlich höhere Wellen als bei uns am Hotel. Nachdem wir zwei Stunden lang am Strand entlang getapert waren, kehrten wir über den Steg und die Einkaufsmeile wieder zurück. Unvermeidlich die Einkehr im Shirt-Shop. Aber die T-Shirts von Blue Liquid mit den interessanten Musik-Motiven (Plattencover der 70-er Jahre), erwiesen sich als sehr teuer und von zweifelhafter Qualität. Ebenso unvermeidlich war der Boxenstopp in der Cha-Cha-Bar für Wasser und Kaffee.

Schwimmen gehen wollten wir nach der langen Strandwanderung dann nicht mehr. Wir riefen zu Hause an und erkundigten uns nach dem Fortschritt unserer Baustelle am Haus (natürlich hatte sich nichts getan. Aus den angekündigten 4 Wochen Bauzeit wurden schlussendlich mehr als drei Monate).

Am Abend fragte ich das Paar am Nebentisch, woher sie die T-Shirts mit dem Hotel-Logo (Riu) hatten. Leider sprachen sie nur französisch. Aber irgendwie konnten wir uns doch durchstottern, so auf Franglish, und ich erfuhr, dass sie die Hemden nicht hier in Fuerteventura sondern in einem RIU-Hotel in Andalusien gekauft hatten.

Und weil wir schon am Fragen waren, erkundigten wir uns beim Oberkellner, wer eigentlich der korrekt gekleidete Herr mit Anzug und Krawatte war, der seit Tagen bei den Mahlzeiten im Restaurant herumstand und alles aufmerksam beobachtete: Der Subdirektor … der Vizechef. Nun gut. Dann wussten wir das auch.

27. Juli: Der Wochenmarkt. Dinge, die die Welt nicht braucht, Teil 2
Donnerstags ist Wochenmarkt in Jandia. Das wussten wir von der Reiseleiterin Anja Christoph. Der Markt fest in schwarzafrikanischer Hand, und das Angebot wiederholt sich alle paar Meter. Schmuck, Klamotten, Sonnenbrillen.

Wir latschten unter dem Baldachin über das staubige Gelände und stellten alsbald fest, dass es dort nichts gibt, was wir haben wollen. Ein olivgrüner Stufenrock hätte mich interessiert, aber da der Händler nicht mit sich handeln ließ, habe ich auf einen Kauf verzichtet. Am Marktausgang stieß Gerhard dann noch auf einen Stand mit billigen Geldbeuteln. Da er diesbezüglich einen hohen Verschleiß hat und die billigen so lange halten wie die teuren, hat er einen erworben.

Im Mountain-Shirt-Shop erstanden wir noch ein Tiger-Shirt, dann ging es zurück ins Hotel, und wir verbrachten den Nachmittag am Pool.

28. Juli bis 30. Juli: Am Strand
Den Freitag verbrachten wir am Strand, den Samstag und Sonntag mit Strandwanderung und dem obligatorischen Rückweg über den Steg und die Shoppingmeile. Wir kauften Souvenirs … ess- und trinkbare – und fragten uns angesichts der am Strand telefonierenden Leute, ob es nicht vielleicht schon wasserdichte Handys gibt. Damit könnten die Leute sogar noch beim Schwimmen telefonieren. „Und wenn eine Welle kommt, macht’s nur noch blubb-blubb-blubb“, sage ich. „Das macht’s ja sonst auch nur“, meinte Gerhard.

Wo er Recht hat …

Am Sonntag Nachmittag schaute Gerhard sich das Formel 1-Rennen im Fernsehen an. Während der auf dem Zimmer ist und fernsieht, war ich am Pool und ging ein letztes Mal schwimmen.

Am Sonntag hieß es auch schon zeitig Kofferpacken – bis auf einen kleinen Rest noch notwendiger Gegenstände, denn die Koffer wurden via „Easy Check In“ schon am Sonntag nach dem Abendessen im Hotel abgeholt. Da hieß es schnell essen, ins Hotelzimmer eilen und das Gepäck in die Hotelhalle bringen. Wo schon zahlreiche andere Urlaubsgäste warteten. Nach einer Viertelstunde – da hätten wir in aller Ruhe zu Ende essen können – kam dann endlich auch jemand von TUI und Sicherheitspersonal vom Flughafen. Das Gepäck wurde registriert, versiegelt und zum Flughafen transportiert.

Ich traute dem Frieden nicht so recht. Noch eine Station mehr, zu der man nicht dazusieht. Aber es gab keine andere Möglichkeit. Da wir am nächsten Morgen schon sehr früh abflogen, wäre keine Zeit zum Gepäckaufgeben vor Ort gewesen, hieß es in den Unterlagen.

31. Juli: Heimreise. Und wieder ist ein Koffer weg!
Am Montag war es dann soweit – es ging wieder nach Hause. Nach einem Schmalspurfrühstück, bestehend aus einem mit lauwarmem Wasser „aufgebrühten“ grünen Tee, den wir auch prompt stehen lassen, und einem Marmeladenbrot, checken wir aus. Meine Kreditkarte hat sich derart in der Plastikhülle des Geldbeutels festgesaugt, dass wir sie wir nur mit vereinten Kräften und mit Hilfe eines Kugelschreibers und schließlich einer Schere befreien und bezahlen können. Vor lauter Zirkus mit der Karte vergessen wir glatt, unseren Zimmerschlüssel abzugeben, was erst bemerkt wird, als wir schon fast im Bus sitzen. Ein Hotelangestellter rennt uns hinterher und macht uns auf unser Versäumnis aufmerksam.

Um 6:35 Uhr sollten wir abgeholt werden, um 6:45 fuhren wir dann tatsächlich ab. Nachdem wir diverse Hotels angefahren und die Gäste dort aufgesammelt hatten, ging es gegen 7 Uhr endgültig Richtung Flughafen. 20 Kreisverkehre später waren gegen 8:15 Uhr dort.

Es ist ganz angenehm, ohne Koffer am Flughafen einzutreffen. Wir mussten nur noch Pass- und Handgepäckskontrolle finden. Die Beschreibung der Reiseleitung war nicht besonders exakt. „Links und dann die Rolltreppen hoch.“ Das führte ins Nichts. Nach länglichem Herumirren sahen wir dann, dass wir hinter den Gepäck-Eincheckschaltern vorbei mussten. Wir erledigten die Formalitäten und begaben uns dann hinauf ins Freie, auf die Raucherterrasse, bis es Zeit war, an Bord zu gehen.

Gegen 10 Uhr startete das Flugzeug, und mit Essen und dem Lesen von Zeitschriften, die wir sonst nie lesen (Park Avenue! Furchtbar!) verging die Zeit sozusagen „wie im Flug“. Nahezu planmäßig landeten wir. Das Wetter war nicht ganz schon schön wie auf Fuerteventura. Es regnete.

So unspektakulär wie beim Flug hätte es auch am Boden weitergehen sollen. Viel kam ja nicht mehr. Wir mussten nur noch das Gepäck abholen. Nach den Erfahrungen des letzten Urlaubs war das schon ein bisschen eine Aufregung. Ich war so froh und erleichtert, als mein Koffer endlich kam. Und genervt und panisch, als Gerhards Koffer nicht kam. Wir hatten ein déja-vu. Genau wie letztes Jahr – Koffer fort. Den würden wir wohl auch nicht wiedersehen. Schöner Scheiß! Gerhard hatte sich vor dem Urlaub fast komplett neu eingekleidet. Jede Menge Shirts, Shorts, nagelneue sündteure Sportschuhe. Und nicht zuletzt waren die Kabel für die Kameras in der Tasche. Und die Reisemitbringsel. Alles futsch!

Besonders das mit den Kabeln war ätzend. Die wurden ja gebraucht, um die Bilder von der Kamera herunterzuladen. Und vor allem, um die Kamera aufzuladen, die in wenigen Tagen für Aufnahmen bei einer Veranstaltung wieder gebraucht wurde.

Nun, den Schriftverkehr „verlorener Koffer“ vom letzten Jahr hatte ich noch auf dem Computer, ich würde einfach Neuauflage 2006 mit anderen Daten anlegen … Dem gewohnten Prozedere folgend, machten wir uns auf zum Lost-&-Found-Schalter und sangen dort unser Lied. Rund um den Schalter waren –zig Gepäckstücke aufgetürmt, die für ganz andere Destinationen bestimmt waren … ein Kinderwagen, der irgendwo in den USA erwartet wurde und aus Versehen in Stuttgart gelandet war. So ganz im Griff schienen sie es in der derzeitigen Hochsaison nicht zu haben. Da verflog sich jede Menge Gepäck.

Die Dame am Schalter füllte ein Formular aus, beruhigte nebenher eine verzweifelte Asiatin, deren Gepäck auch verschwunden war, und sagte, wir sollten am Abend anrufen.

Wir nahmen uns ein Taxi und fuhren nach Hause. Der Taxifahrer kannte die Arie vom verschwundenen Koffer und erzählte, dass er selbst öfter verspätetes Gepäck an dessen Eigentümer ausfahren müsse. Das komme häufiger vor.

Zuhause angekommen, begrüßten wir zunächst mal unsere Katzen, vorbildlich versorgt von Gerhards Eltern, meldeten uns bei unseren Familien und gingen dann an die „Reisenachbereitung“: Post holen, einkaufen, Wäsche waschen … Man kennt das ja.

Am Abend rief ich am Flughafen an. „Ach“, erhielt ich zur Auskunft, „das ist viel zu früh. Da kann schon zwei bis drei Tage dauern, bis so ein Gepäckstück wieder auftaucht.“ Ich müsse nicht mehr anrufen, sie würden sich bei mir melden, wenn sich der Koffer wieder anfände. Ja, wenn. Der, den sie im letzten Jahr verschlampt hatten, war nie wieder aufgetaucht.

Doch es kann ja nicht immer alles so Scheiße laufen. Am nächsten morgen klingelt mich das Telefon aus dem Bett. „Flughafen Stuttgart. Wir haben eine Lieferung für Sie – ein Gepäckstück.“ Ich: „Super! Nur her damit! Mensch, damit hätte ich jetzt nicht gerechnet.“

Eine halbe Stunde später war der Mann mit dem Koffer da. Es gibt extra einen Lieferwagen und Mitarbeiter für diesen Service. Das muss also so oft vorkommen, dass sich das rechnet. Ein Wunder, dass das bei unseren Reisen so lange Jahre gut gegangen ist …

Wie auch immer – nun war die Reise endgültig zu einem positiven Abschluss gekommen. Der Koffer war da! Gerhard versorgte die Souvenirs und kümmerte sich um die Kameras und Bilder, und ich konnte mich der zweiten Fuhre Schmutzwäsche widmen.

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