Anna Janaszkiewicz: Tagebuch eines frustrierten Katers

Anna Janaszkiewicz: Tagebuch eines frustrierten Katers, Norderstedt 2007, Books on Demand GmbH, ISBN 978-3-83700026-9, Softcover, 119 Seiten mit s/w-Illustrationen von Konrad Borkiewicz, Format: 12,7 x 20,3 x 0,6 cm, EUR 8,50.

Der Norwegische Waldkater Egon lebt glücklich und zufrieden mit seinem Menschenfrauchen zusammen. Es fehlt ihm an nichts, und er wünscht auch keinerlei Veränderungen. Und so ist es ihm ausgesprochen lästig, dass sein Frauchen ihm eines Tages einen kleinen Artgenossen mitbringt:
„Und nun ist dieses Ding da. Es besteht aus zwei Riesenohren, großen, stupiden Glubschaugen, kurzem, weiß-schwarz gefleckten Fell, ungeschickten Weichpfoten und ist dazu noch ein Kerl.“ (Seite 17)

Der Minikater bringt den ganzen Tagesablauf durcheinander, frisst Egon das Futter weg und schmeichelt sich bei seinem Frauchen ein. Die findet den kleinen Max ganz zauberhaft und niedlich.

Egon ist so verzweifelt, dass er anfängt, Tagebuch zu führen, wie es ihm sein Kumpel, der alte Tierheimkater Hanno, dereinst für Krisenzeiten geraten hat.

So viel ist sicher: Das Ding muss weg! Egon will nicht teilen, Sein Futter nicht, die Wohnung nicht und sein Frauchen erst recht nicht. Doch all seine Bemühungen, den Kleinen bei seinem Frauchen schlecht dastehen zu lassen, schlagen fehl. Sie denkt nicht daran, ihn wieder zurück ins Tierheim zu bringen! Egon tritt frustriert in Hungerstreik, doch nicht einmal das hilft. Frauchen kriegt davon gar nichts mit, weil Max kurzerhand beide Portionen frisst.

Einig sind sich die beiden Kater nur in einem Punkt: Die Freundin ihres Frauchens ist ein extrem unangenehme Person und muss unbedingt vergrault werden. Und das muss man ihnen lassen: Beim Projekt „Fräulein Überflüssig“ arbeiten sie vortrefflich zusammen. Doch auf Dauer scheint keine friedliche Koexistenz der beiden möglich zu sein. Als Mäxchen sich nichts ahnend an Egons Leckerlis vergreift, ist das Maß voll. Egon beschließt, nach Norwegen auszuwandern, in das Land seiner Vorfahren. Aber wer soll ihm dort die Katzenfutterdosen öffnen? Wenn er Frauchen mitnähme, käme sicher auch der nervige Babykater mit, und dem will er ja gerade entkommen!

Egons Auswanderungspläne müssen ohnehin erst einmal warten. Erst muss er noch sein Frauchen vor ihrem neuen Freund retten. Sie hat es zwar noch nicht kapiert, aber für Egon ist der Fall klar: Der Kerl ist ein reinrassiger Armleuchter und macht der Frau mit seinen unerfüllbaren Ansprüchen das Leben zur Hölle. Der Typ ist fällig, der muss verschwinden, bevor es hier noch zu einer Tragödie kommt. Kater Max sieht das zum Glück genauso …

Die Geschichten sind fiktiv, doch Max und Egon gibt es wirklich. Ob sie sich auch im wahren Leben mit so klugen philosophischen Gedanken tragen, wie die Autorin sie ihnen in diesem amüsanten Büchlein zuschreibt, werden wir wohl nie erfahren. In der Realität behalten sie ihre Überlegungen ja schön für sich.

Dass sich Katzen wie eifersüchtige Kinder aufführen können, wenn ein neuer Artgenosse ins Haus zieht, weiß jeder, der das schon einmal mitgemacht hat. So gesehen ist die Geschichte realistisch. Auch, dass sie manche Menschen einfach nicht leiden können, stimmt. Ob sie tatsächlich tiefer blicken können als wir und wissen, wer unsere Zuneigung verdient und wer nicht oder ob sie nur ganz persönliche Antipathien hegen, das sei dahingestellt. Hier im Buch scheinen sie mit ihren Urteilen richtig gelegen zu haben. Egons Argumentation zumindest klingt in allen Fällen schlüssig. Aber er ist ja auch ein außergewöhnlich intelligenter Kater.

Das TAGEBUCH EINES FRUSTRIERTEN KATERS ist ein kluges und amüsantes Lesevergnügen für Katzenfreunde. Man merkt, dass die Autorin ein Sprach-Profi ist. Und auch der Illustrator Konrad Borkiewicz versteht sein Handwerk: Er hat die Geschichte mit hinreißenden vierbeinigen Kontrahenten bebildert.

Allen Vorurteilen zum Trotz, die manche Leser gegen Books on Demand hegen: Hier wirkt rein gar nichts handgestrickt. Wären nicht kleine Unzulänglichkeiten im Schriftsatz, man würde nicht einmal bemerken, dass man es mit einem BoD-Buch zu tun hat …

Die Autorin
Anna Janaskiewicz hat Soziologie und Kunstwissenschaft studiert. Sie lebt in Kassel und arbeitet freiberuflich als gerichtlich vereidigte, staatlich geprüfte und allgemein ermächtigte Übersetzerin für Polnisch–Deutsch und Deutsch–Polnisch.

Der Illustrator
Konrad Borkiewicz, ehemals Balletttänzer am Staatstheater in Kassel, widmet sich heute hauptberuflich der Bildenden Kunst. Er bedient sich verschiedenster Techniken, von Öl über Aquarell und Acryl bis hin zu schnellen Tusche- oder Filzstiftzeichnungen. Besonders eindrucksvoll sind seine Darstellungen von Bewegung – ob von Tieren oder Menschen.

Rezensent: Edith Nebel
EdithNebel@aol.com

http://www.boxmail.de

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert