Immer wenn sie Pillen nahm …

Wenn ich nur lange genug lebe, werde ich sicher herausfinden, wie viele Sorten von Blutdruck-Tabletten es auf dem deutschen Markt gibt. Dieses Jahr habe ich – obwohl das Rezept immer gleich sein sollte – schon vier verschiedene Präparate bekommen.

Auch meine Betablocker heißen jedes Mal anders. Wenn diese nicht einen Bestandteil ihres Wirkstoffs im Produktnamen trügen, wüsste ich nicht einmal, welches Medikament ich wogegen nehme. Und wäre ernsthaft im Zweifel über die richtige Dosierung. Eine halbe? Eine ganze?

Wenn ich ein neues Rezept brauche, muss ich das bei meinem Hausarzt einen Arbeitstag vor Abholung schriftlich anfordern. Aber was soll ich denn bitte in das Formular reinschreiben, wenn die Medikamente immer anders heißen? Ich liste jetzt die verschiedenen Produktnamen auf und schreibe: „Bitte eine neue Packung irgendeiner von diesen“. Wenn ich mir das nicht im Computer abgespeichert hätte, könnte ich das nicht tun. Wer soll sich all die komischen Namen merken? Ich bin weder Arzt noch Apotheker.

Ich könnte ja die Wirkstoffe Buchstabe für Buchstabe abtippen und dazuschreiben: Bitte irgendein Medikament, in dem das Zeugs da drin ist. Aber selbst das ändert sich gelegentlich.

Gestern gab’s wieder mal gänzlich neue Pillen. Ich hab erst mal die den Beipackzettel studiert um zu prüfen, ob das unbekannte Zeug wenigstens gegen die richtige Krankheit hilft. Nutzt ja nix, wenn die mir was gegen Schweißfüße oder Dummheit unterjubeln und ich derweil an Herzkasper eingehe.

Ich muss auch verflixt aufpassen, dass ich nicht aus Versehen irgendwelche Tabletten des Gatten einnehme, nur weil ich meine nicht wiedererkenne. Eine Zeit lang nahm der Mann das gleiche Präparat wie unser Kater, nur in verschiedener Dosierung. Da musste man schon genau hingucken!

Was ich sagen will: Ist das nicht gefährlich, was die da tun? Die Patienten so verwirren? Ich meine, wir sind zwei mittelalte, durchschnittlich schlaue, medizinisch überdurchschnittlich interessierte und informierte Leute. Wir murren und knurren und kriegen den Tablettenkrempel schon irgendwie sortiert. Aber wenn man älter wird, weniger fit ist und –zig verschiedene Medikamente einnehmen muss, da sind Fehlgriffe und Fehldosierungen doch vorprogrammiert, weil man irgendwann nicht mehr weiß, was was ist und wogegen man das schluckt.

Wäre ich ein Verschwörungstheoretiker, würde ich jetzt sagen, das gehört zum großen Plan des sozialverträglichen Ablebens. Wenn wir uns im fortgeschrittenen Alter an unserem Medikamentencocktail vergiften, spart der Staat schon wieder ein bisschen Rente.

Foto:
Andrea Damm
/ http://www.pixelo.de

3 Kommentare

  1. Du mußt das Rezept schriftlich anfordern? Wie hab ich mir das denn vorzustellen, nicht jeder hat Fax oder E-Mail?

    Und paß bloß auf, wenn Mann und Kater dieselben Medikamente nehmen, nicht daß Dein Mann irgendwann anfängt zu schnurren und im Körbchen zu schlafen 😉

    1. *grins* Das müsste dann schon ein etwas größeres Körbchen sein …

      Das mit dem Anfordern der Rezepte geht u.U. auch telefonisch, aber bis man da durchkommt, kann das Stunden dauern. Wenn ich da in der Praxis bin, schellt es ununterbrochen.

      Die Leute gehen eben zum Doc, füllen das Formular aus, geben es ab und kommen am nächsten Tag wieder. Und ich, die ich um die Ecke wohne, hab mir selber eine Version auf dem PC gebastelt, aktualisiere die, drucke sie aus und werfe sie abends auf dem Heimweg vom Büro in den Praxisbriefkasten.

  2. Genauso sehe ich das auch. Und die Gesichter der Ärzte regen mich auch auf, da steht deutlich geschrieben:“So ein dummer Patient“, ich habe dann immer den Arzt gewechselt. Der letzte meinte dann, ich solle einen Nervenarzt aufsuchen, da ich mit „normalen“ Ärzten anscheinend nicht „klar“ kommen würde. Haaah
    wie soll ich das machen, wenn jeder etwas anderes feststellt, was solls, ich bin nicht bekloppt, das steht fest. In diesem Sinne Uschi Geier

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