Gisela Kurfürst-Meins: Emmy – Ein langer Weg zum Glück, Jugendbuch, 12 – 15 Jahre

Gisela Kurfürst-Meins: Emmy – Ein langer Weg zum Glück, Norderstedt 2013, Books on Demand, ISBN 978-3-7322-4275-7, Softcover, 138 Seiten, 38 s/w-Fotos, Format: 14,7 x 20,8 x 0,8 cm, EUR 11,50.

„Unsere Emmy wohnt seit März 2012 bei uns. Sie hat sich hier gut eingelebt (…) Und trotzdem hat sie noch sehr viel Angst. (…) Nur vor unserem Kater hat sie keine Angst und als wir ihn im April 2012 (auch aus Rumänien) zu uns holten, verstanden sie sich sofort. Er war fast so, als ob sie sich schon kennen würden.“ (Seite 137)

Als Gisela Kurfürst-Meins die Katze Emmy bei sich aufnimmt, weiß sie nicht viel von deren Vorleben. Nur dass sie eine rumänische Straßenkatze war. Dasselbe gilt für Kater Mohrly, der im gleichen Haushalt lebt. Die beiden Katzen verstehen sich, als seien sie alte Bekannte.

Was macht man als Autorin von Tiergeschichten, wenn man die Vergangenheit seiner vierbeinigen Hausgenossen nicht kennt? Genau: man denkt sich eine für sie aus und macht ein Buch daraus. So entstand das vorliegende Jugendbuch EMMY – DER LANGE WEG ZUM GLÜCK.

Die weiße Katze Emmy, die ihren Namen erst später bekommen soll, kommt in Rumänien als Straßenkätzchen zur Welt und entgeht als einzige ihres Wurfs einer Tötungsaktion. Sie schließt sich einer Kolonie wilder Katzen an, nur um wenig später vor einem Tierfänger fliehen zu müssen. Sie landet auf einem Bauernhof und wird dort von einem kleinen Mädchen aus der Stadt „adoptiert“. Dieses Mädchen ist es auch, die das Kätzchen Emmy nennt und ihm ein Halsband umbindet, auf dem der Name steht. Doch das Kind hat keine Katzenerfahrung und ist grob zu Emmy. Als die Katze sich wehrt und das Mädchen kratzt, reagieren die Eltern ungehalten und setzen Emmy wieder auf die Straße.

Bei der nächsten Familie, Mitarbeitern der deutschen Botschaft, hat Emmy es besser. Sie fühlt sich wohl und bekommt zwei Babies. Danach lässt die Familie Emmy vorsorglich kastrieren. Sie treffen sogar Vorbereitungen, die Katze mitzunehmen, als sie wieder nach Deutschland zurückkehren. Doch in der Umzugshektik geht einiges schief, und Emmy wird zurückgelassen. Wieder ist sie heimatlos.

So soll es ihr im Folgenden noch mehrere Male ergehen: Wenn sie ein Zuhause gefunden hat, sorgen unvorhersehbare Umstände dafür, dass sie es bald wieder verliert. So dürfen Studenten, bei denen sie untergekrochen ist, auf einmal keine Tiere mehr in der Wohnung halten, Tierfreundin Nadine zieht um und Emmy verpasst wieder mal den Umzugswagen. Bei den Roma findet sie nicht nur Freunde sondern auch Feinde und macht sich freiwillig aus dem Staub. Der alte Mann in den Bergen, der sie aufnimmt, verstirbt, seine Tochter nimmt die ererbte Katze mit nach Ungarn, doch ein Schicksalsschlag sorgt dafür, dass Emmy ins Tierheim Kommt. Sie lebt eine Weile bei einem Wanderzirkus, begleitet für kurze Zeit einen einsamen Rom, sie wird gestohlen und es verschlägt sie nach Deutschland, Österreich und wieder zurück nach Rumänien. Irgendwann während dieser Katzen-Odyssee begegnet sie auch ihrem späteren Mitbewohner Mohrly, doch ihre Wege trennen sich bald wieder.

Manchmal zieht Emmy aus eigenem Antrieb weiter, manchmal trennen sich die Wege von Katze und Mensch durch Zufall. Und manchmal erkennt sie auch nicht, wenn Menschen es gut mit ihr meinen. Wie soll sie auch Tierfänger von Tierschützern unterscheiden können, wenn beide zunächst einmal dasselbe tun: Fallen aufstellen und Katzen einfangen?

Emmy und Mohrly sind lange auf Wanderschaft, bis sie endlich bei Familie Kurfürst-Meins ankommen. Dass sie es von hungernden rumänischen Straßenkätzchen mal zu geliebten und bestens versorgten Hauskatzen in Deutschland und sogar zu Buchhelden bringen würden, das hätte sich keiner von beiden träumen lassen!

Gespannt und voller Mitgefühl verfolgt nicht nur der jugendliche der Leser das wechselvolle Schicksal von Emmy und ihren tierischen Freunden. Viele meinen es gut mit den Tieren, doch sind sie selbst auch Opfer der Umstände. Wenn die Menschen schon nichts haben, bleibt für die Tiere erst recht nichts übrig. So ist das leider.

Emmy Geschichte ist, wie gesagt, fiktiv. Und so viele Abenteuer wie in dem Buch wird ein einziges Tierchen normalerweise nicht erleben. Diese Geschichten stehen beispielhaft für das Leben der Tiere auf den Straßen dieser Welt. Jede einzelne Episode könnte sich so oder so ähnlich ereignet haben.

Im Epilog schreibt die Autorin: „Wann werden wir endlich begreifen, dass die Tiere auch wie wir fühlen können? Dass wir nicht geboren werden, um ihnen Leid zuzufügen? Wann werden wir sie endlich mit Respekt behandeln?“ (Seite 138)

Die Welt werden wir nicht ändern können. Aber wenn jeder einzelne tut, was in seiner Macht steht, um sie für Tier und Mensch ein kleines bisschen besser zu machen, ist schon viel gewonnen. Diese Erkenntnis wird hier den jungen Lesern an Emmys Schicksal sehr bildhaft vermittelt.

Books-on-Demand-Bücher sind ja in der Regel Hobby-Projekte engagierter Freizeitautoren. Und bei dieser Art Bücher gibt es, wie wir alle wissen, große Qualitätsunterschiede. EMMY ist lebendig, gefühlvoll und unterhaltsam geschrieben, ordentlich lektoriert und Korrektur gelesen sowie ansprechend gesetzt und gestaltet. Das muss man ausdrücklich lobend erwähnen, weil es keine Selbstverständlichkeit ist.

Die Autorin
Gisela Kurfürst-Meins, Jahrgang 1958, stammt aus Zwönitz im Erzgebirge. Sie ist gelernte Industriekauffrau und lebt mit ihrem Mann in Neu Wulmsdorf. Beiträge der Autorin erschienen bereits in zahlreichen Anthologien und Zeitschriften.

Rezensent: Edith Nebel
EdithNebel@aol.com

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