Emma Conrad: Süß ist der Tod – Roman

Emma Conrad: Süß ist der Tod, Meßkirch 2014, Gmeiner Verlag, ISBN 978-3-8392-1486-2, Softcover, 316 Seiten, Format: 19,8 x 12 x 2,6 cm, Buch: EUR 9,99 (D), EUR 10,30 (A), Kindle Edition: EUR 8,99.

Abbildung: (c) Gmeiner-Verlag
Abbildung: (c) Gmeiner-Verlag

„Die Interviews sind gut gelaufen, bis mein Interviewpartner tot zusammenbrach … Vergiftet, denkt die Polizei, und Mike Schmitz will, dass ich in dem Fall recherchiere, damit er den Erfolg als seinen eigenen in der Kaiserslauterner Morgenpost breittreten kann.“ (Seite 59)

Die freie Journalistin Constanze Freitag hat gar kein Interesse am Detektivspielen. Ihr Alltag ist ihr aufregend genug. Zusammen mit ihrer frisch verliebten Teenager-Tochter Isabel und ihrer umtriebigen Tante Dorothea Jungbluth wohnt sie in einem Häuschen in Kaiserslautern und fiebert derzeit der Rückkehr ihres Ehemanns OIaf entgegen. Der weilt seit Monaten beruflich in Ägypten und hat dort mit allerlei widrigen Umständen zu kämpfen.

Dass der Steuerberater Dietmar Molitor tot zusammenbricht, nachdem Constanze ihn für die Morgenpost interviewt hat, war nicht vorauszusehen. Die Pralinen auf seinem Schreibtisch waren vergiftet, heißt es. Nur gut, dass er ihr nichts davon angeboten hat, denkt Constanze und möchte das unerfreuliche Ereignis so schnell wie möglich vergessen. Ihr Chefredakteur Mike Schmitz dagegen will, dass sie weiter recherchiert und statt des ursprünglich geplanten Firmenporträts einen Artikel über den Mordfall liefert. Am liebsten wäre es ihm, wenn sie den Fall gleich selber lösen würde, damit sein Blatt die Lorbeeren einheimst. Und Constanze kann doch so schlecht nein sagen!

Ihr Mann, dem sie per E-Mail von dem Auftrag berichtet, ist nicht begeistert: „Es ist schon absurd, dass wir hier aus Sicherheitsgründen abgezogen werden, während Kaiserslautern doch eigentlich ein viel gefährlicheres Pflaster zu sein scheint als die harmlose Wüste. Die einzigen Leichen, die hier auftauchen, sind schon seit Jahrtausenden mumifiziert.“ (Seite 181)

In der Familie Molitor scheint man nicht viel von offener Kommunikation gehalten zu haben. Sämtliche Mitglieder haben ihre Geheimnisse. Das gilt auch für die Mitarbeiter des Steuerbüros und für einige Klienten. Kriminalhauptkommissar Michael Kaiser und seine Kollegen sind von der langen Liste von Motiven und Verdächtigen fast genauso überwältigt wie Amateurdetektivin Constanze. War’s der Sohn oder die im Testament bedachte Geliebte, die es nicht erwarten konnten, an ihr Erbe zu kommen? War’s die eifersüchtige Gattin oder ein dubioser Klient? War Erpressung im Spiel?

Mit deutlich mehr Begeisterung als Constanze hängen sich ihre Tante Dorothea und deren Freundinnen Elsa Jakob und Agathe Westphal in den Fall hinein. Als Ruheständlerinnen haben die drei gebildeten Damen auch mehr Zeit für so etwas. Wieder und wieder hört Tante Doro das Band mit dem Interview ab, bis sie schließlich etwas bemerkt, das sonst noch niemandem aufgefallen ist.

Ein zweiter Mord bringt sämtliche Theorien wieder ins Wanken und Constanze muss sich auf einmal fragen, ob sie gerade mit einem harmlosen Informanten unterwegs ist – oder mit einem Doppelmörder …

Wie erholsam! Mal keine traumatisierten und von Neurosen gebeutelten Ermittler, sondern Leute von nebenan, die mit dem Alltagschaos kämpfen und in ein Abenteuer reinrutschen, das im Grunde nur ihre Kreise stört. Constanze braucht keine ungeklärten Mordfälle, sie will so schnell wie möglich ihr normales Leben zurück. Mörder jagen sollen die, die dafür bezahlt werden. Sie schreibt lieber unterhaltsame Kolumnen für Frauenzeitschriften. Das macht sie auch ganz klasse, wie diverse Arbeitsbeispiele in dem Buch zeigen. Doch der Fall Molitor, den sie sich hat aufzwingen lassen, verquickt sich zunehmend mit ihrem Privatleben. Entweder sie erwischt den Mörder, oder er erwischt sie. Anders kommt sie aus dieser Nummer wohl nicht mehr heraus.

Immer, wenn man als routinierter Krimileser zu wissen glaubt, was hier läuft, gibt es wieder neue Erkenntnisse und man muss seine Motive und Verdächtigen neu sortieren. So spielt der Roman mit unseren Erfahrungen und Erwartungen und überrascht uns immer wieder. Bis hin zum ungewöhnlichen Schluss.

Fast noch mehr Vergnügen als das Rätseln, wer denn nun der Täter war, macht es, Constanze Freitag durch ihr turbulentes Leben zu begleiten und ihr bei den Ermittlungen über die Schulter zu8 sehen. Ob man sich dabei in Kaiserslautern und Umgebung auskennt oder nicht, ist nicht von zentraler Bedeutung. SÜSS IST DER TOD ist kein klassischer Regionalkrimi. Er spielt eben in der Pfalz, weil er irgendeine Location braucht und die Autorin sich dort auskennt.

Wer Spaß hat an einem raffinierten Krimi mit ganz normal-meschuggenem Personal und einem Schuss feinen Humors wird sich hier bestens unterhalten fühlen, ganz egal, aus welcher Gegend er stammt.

Die Autorin
Emma Conrad, Jahrgang 1965, ist im Hunsrück bei Birkenfeld aufgewachsen. Schon sehr früh entdeckte sie ihre Liebe zu Büchern und zum Schreiben. Nach dem Abitur studierte sie an der Justus-Liebig-Universität Gießen Sprachwissenschaften, neuere Geschichte und Mediendidaktik. Anschließend arbeitete sie viele Jahre als Werbetexterin, die meiste Zeit freiberuflich. Seit 1990 lebt sie in der Pfalz bei Kaiserslautern. 2011 machte sie ihren Kindheitswunsch wahr und startete als Schriftstellerin durch. Unter ihrem echten Namen Heike Abidi veröffentlichte sie mehrere Unterhaltungsromane für Erwachsene sowie Jugendliche. „Süß ist der Tod“ ist ihr erster Kriminalroman um die sympathische Antiheldin Constanze Freitag.

Rezensent: Edith Nebel
EdithNebel@aol.com

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