Heike Abidi, Anja Koeseling (Hrsg): Herr Doktor, mein Hund hat Migräne!

Heike Abidi, Anja Koeseling (Hrsg): Herr Doktor, mein Hund hat Migräne! Haar- und fellsträubende Tierarztgeschichten, Hamburg 2015, Eden Books, ISBN 978-3959100045, Softcover, 362 Seiten, Format: 12,8 x 2,9 x 19,4 cm, Buch: EUR 9,95, Kindle Edition: EUR 7,99.

Abbildung: (c) Eden Books
Abbildung: (c) Eden Books

Wer Haustiere oder Nutztiere hält, hat früher oder später mit Tierärzten zu tun und kann vermutlich die eine oder andere „haar- und fellsträubende“ Geschichte erzählen – so wie die 18 Autorinnen und Autoren in ihren Beiträgen zu diesem Buch. Fiktive Kurzgeschichten, nicht ganz ernst gemeinte Psychotests und auf eigene Erfahrungen beruhende Storys wechseln einander ab. Ernste, berührende und herzzerreißende Beiträge findet man hier ebenso wie slapstickartige, wilde und tierisch komische Geschichten.

In Kapitel 1: Ärzte, die auf Ziegen starren berichten Tierärzte aus ihrem oft lebhaften Alltag. Wir begegnen einem heldenhaften Minischwein, einem freiheitsliebenden Stallhasen und Tierhaltern mit unrealistischen Ansprüchen. Wir erleben mit, wie sich eine Kleintierpraxis auf ein Interview mit einer Journalistin vorbereitet und wir erfahren, vor welchen besonderen Herausforderungen ein Landtierarzt steht. Dass Tierarzt-Praktikanten nicht notwendigerweise praktisch veranlagt sein müssen, lernen wir auch. Mit einem besonders depperten Exemplar hat es die Frau Doktor in dem Beitrag PLATZHIRSCHE (S. 94 ff) zu tun.

In Kapitel 2: Dr. Doolittle hatte doch recht kommen die Tiere selbst zu Wort: ein streunender Kater, der nach einem Unfall zu einer Tierärztin gebracht wird und am liebsten gar nicht wieder weg will. Und das , obwohl er da einen tierischen Mitbewohner namens „Krümel“ hat … der, nebenbei gesagt. das coolste Viech im ganzen Buch ist.– Stute Molly sieht den Tierarzt von weitem und schließt mit dem Leben ab. Sie ist überzeugt davon, dass ihr letztes Stündlein geschlagen hat. – Köstlich ist die Story vom Border Collie Connery, der eines Tages einfach in Turnierstreik tritt. Er braucht keine Pokale und hat keinen Bock auf den Stress. Tierärztin Wohlrabe soll ihn kurieren.– Mimi Malone, die toughste Hamsterdame der Welt, hat sogar die Macht, Katzen kastrieren zu lassen … wenn man ihren Erzählungen glaubt.

In Kapitel 3: Planet der Zweibeiner plaudern die Tierhalter aus dem Nähkästchen. Mama hat gar nichts mit Tieren am Hut und muss dennoch mit dem Hamster zum Tierarzt. Das Wartezimmer mit all den haarigen Patienten und ihren ungezogenen Besitzern ist für sie die Vorhölle. Doch der Mensch wächst mit seinen Aufgaben. – Der Familienurlaub in Ägypten endet für die achtjährige Antonia und ihren Vater mit einem handfesten Abenteuer: Mit einem schrottreifen Pickup bringen sie ein Kamel von einem entlegenen Hof quer durch die Wüste bis nach Hurghada in die Tierklinik. Kurz vor dem Ziel bleibt das Fahrzeug liegen … Vogelspinne Hertha mischt eine komplette Tierarztpraxis auf und Frau Bauer wird unfreiwillig zur gefragten Igelexpertin. Udo Weigelt erzählt von seiner innigen Freundschaft zu Kater „Kater“ und ein Ehepaar ist sich in der Frage Katzenkastration uneins. Traurig und ein bisschen übersinnlich ist die Geschichte der Hündin Toffee.

Wir treffen auf Tierärzte, die für Besitzer ihrer Patienten zu einer Art Lebensbegleiter werden, auf solche, die sich hauptsächlich durch ihren Eifer bei der Rechnungsstellung hervortun – und auf einen, der sich partout nicht von einem Schaf austricksen lassen will und sich mächtig zum Affen macht.

Die philosophischen Ausführungen einer Schnecke zum Thema Zeit und Eile werden leider rüde unterbrochen. Vom Tierarzt?

Wir können herausfinden, zu welchen Typ Tierbesitzer wir gehören. (Ich fürchte, ich passe in die Kategorie der Internet-Besserwisser.) Und in einem schrägen Pseudo-Psychotest erfahren wir, ob wir unser Haustier lieber gegen ein anderes eintauschen sollten. Einen Überblick über die populärsten Tierarzt-Serien im deutschsprachigen Fernsehen erhalten wir obendrein.

HERR DOKTOR, MEIN HUND HAT MIGRÄNE ist ein abwechslungsreiches und kurzweiliges Lesevergnügen für Tierfreudinnen und Tierfreunde. Und wenn die eine oder andere Sachinformation hängen bleibt, ist das auch kein Schaden.

Zur optischen Auflockerung der Seiten werden prägnante Sätze aus dem Text auch als graphisch hervorgehobene Zwischenüberschriften eingesetzt. Das verhindert zwar, dass die Seiten nach „Textwüste“ aussehen, aber weil es ja reine Textwiederholungen sind, bringt das keinerlei Informationsgewinn. Es ist nur ein Schmuckelement, das man sehr schnell nicht mehr mitliest.

Foto: Nebel /  Eden Books
Foto: Nebel / Eden Books

Sowas kann man machen, man kann es aber auch weglassen. Doch das sind gestalterische Feinheiten, über die es sich nicht zu streiten lohnt. Inhaltlich kann das alles so bleiben. 😉

Im Anhang findet man die Kurzvitae der beteiligten Autoren. Wer welche Geschichte geschrieben hat, wird, bis auf eine Ausnahme, nirgendwo gesagt. Vielleicht hat man Bedenken gehabt, dass sich einzelne Tierärzte in den Geschichten wiedererkennen und ihren Unmut dann an den Haustieren der Verfasser auslassen könnten. Oder dass Hund, Katze, Maus mitlesen und dann beleidigt sind.

Die Herausgeberinnen
Heike Abidi ist freiberufliche Werbetexterin und Autorin. Sie schreibt vor allem Unterhaltungsromane für Erwachsene sowie für Jugendliche und Kinder. Mit Mann, Sohn und Hund lebt sie in der Pfalz bei Kaiserslautern.
Anja Koeseling war als Journalistin und Publizistin tätig, bevor sie 2008 die Literaturagentur Scriptzz mit Sitz in Berlin gründete. Heute schreibt sie Sachbücher.

Die Autorinnen und Autoren
Heike Abidi, Kerstin Bätz, Volker Bätz, Ursi Breidenbach, Akram El Bahay, Regina Fackelmayer, Christa Goede, Lucinde Hutzenlaub, Anja Koeseling, Petra Plaum, Heike Eva Schmidt, Tino Schrödl, Bettina Schuler, Andrea Schütze, Katharina Seck, Michelle Teichert, Udo Weigelt, Manuela Wolfermann

Rezensent: Edith Nebel
EdithNebel@aol.com

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