Claus Beese: Ich habe gar keine Katze

Claus Beese: Ich habe gar keine Katze, Chemnitz 2017, Elvea Verlag, ISBN 978-3-741-88225-8, Softcover, 104 Seiten, mit Illustrationen von Lothar Liesmann, Format: 20 x 12,8 x 1,2 cm, Buch: EUR 8,99, Kindle Edition: EUR 2,99. Buch auch als Großdruck-Ausgabe lieferbar, siehe www.claus-beese.de

Abbildung: Elvea-Verlag

Der namenlose Held der Geschichte ist ein Herr im besten Alter und – im Gegensatz zu seiner Ehefrau – nicht (mehr) außer Haus berufstätig. Also versieht er den Haushalt, kümmert sich um den Garten und geht seinen Hobbys nach. Und weil ich ihn nicht den ganzen Text über „der Mann“ nennen will, taufe ich ihn hiermit auf den Vornamen des Autors: Claus.

Claus ist zweifellos ein Naturfreund, doch zu Katzen hat er ein getrübtes Verhältnis. Wenn saisonal bedingt unter seinem Schlafzimmerfenster die nächtlichen Katergesänge anheben, stört das seine Nachtruhe. Wenn die Schnurrbacken seinen Fischteich als eine Art Gratis-Sushi-Bar betrachten und sich großzügig selbst bedienen, findet er das nur begrenzt lustig. Und das Allerschlimmste: Er reagiert allergisch auf die Tiere. Wenn sie ihm zu nahe kommen, erleidet er unweigerlich einen Asthma-Anfall. Gut, dafür können die Katzen nichts. Er nimmt es ihnen auch nicht übel, aber unter diesen Umständen ist es verständlich, dass er nicht gerade ihre Nähe sucht.

Einseitige Liebe: Die Katze mag den Mann


Der getigerten Nachbarskatze, die neu in der Gegend sein muss, ist das alles ganz egal. Sie findet Claus’ Garten ansprechend, den Platz unter seinem Apfelbaum gemütlich und alles, was der Mensch tut, ausgesprochen interessant. Und weil Leute, die mit Katzen nichts am Hut haben, den Tieren gegenüber zurückhaltend und unaufdringlich sind, werden sie von diesen als überaus höflich und respektvoll geschätzt. So kommt Claus ganz gegen seinen Willen zu seinem vierbeinigen Fan.

Claus reinigt den Gartenteich – die Katze ist dabei. Mit fatalen Folgen für die Fische. Er fährt zum Angeln oder zum Supermarkt – die Katze sitzt schon im Auto, und das gibt richtig Ärger. Er verpasst dem Wintergarten einen neuen Bodenbelag – die Katze hat ihre Pfoten im Spiel und Claus kriegt die Krise. Er will sich auf seiner neuen Gartenliege ausruhen, doch die Katze ist schneller. Was immer er anstellt, er hat keine Chance, das Gartenmöbel selbst zu nutzen. Da hilft nur noch eine ganz radikale Maßnahme! Zu allem entschlossen, greift er zum Telefon. Der Leser bangt schon um das Leben der Tigerkatze, um gleich darauf in befreites Gelächter auszubrechen. Die Liegestuhl-Geschichte ist zweifellos eines der Highlights in diesem Buch.

Schon bewundernswert, was die Katze alles zustande bringt! Wie sie dem Reiher den Fisch weggeschnappt hat, das war schon eine reife Leistung, denkt Claus und ertappt sich dabei, im Supermarkt vor dem Katzenfutterregal stehen zu bleiben und zu überlegen, welches Markenfutter wohl das bessere sei. Sogar einen Kratzbaum bastelt er seiner Besuchskatze, damit sie nicht immer an den Apfelbaum geht.

Langsam erobert sie auch das Haus. Erst linst sie nur neugierig durchs Fenster, wenn Claus unter der Dusche steht, doch bald findet sie sich auch ein, wenn er sich etwas zu essen macht. Er mag keine Katzen, aber die Katze mag Leberwurst, und so teilt er brüderlich seine Brotzeit mit ihr. Dass sie sich dafür mit Mäuseleichen revanchiert, findet er nun weniger lecker.

Ein Menschenhaushalt ist gefährlich


Die Gefahren, die von einem Menschenhaushalt ausgehen, kann die Katze leider nicht immer einschätzen. Ihre Begegnung mit der Yucca-Palme hätte übel ausgehen können. Doch so richtig haarig wird es für das Tier, als es sich mit dem Rasenmäher anlegt. Claus mag nicht der größte Katzenfan unter der Sonne sein, aber das hat er wirklich nicht gewollt …

Wie wir es vom Autor gewöhnt sind, fangen die Geschichten stets ganz harmlos an: Ein Mann geht einkaufen. Dann kommt die Katze ins Spiel. Die Ereignisse laufen auf haarsträubend-witzige Weise aus dem Ruder, die Passanten versammeln sich und gucken, die Polizei tritt auf den Plan, die Feuerwehr rückt aus … der Held hyperventiliert und der Leser kichert. Kleine Ursache, großes Chaos. So kennen und lieben wir das.

Meist bleibt’s hier glücklicherweise beim Sachschaden. Man kann das Buch also auch Kindern und sensiblen KatzenfreundInnen an die Hand geben. Sie können beruhigt sein: Auch wenn die Lage bisweilen brenzlig wird, muss hier außer ein paar Fischen niemand sein Leben lassen. Die heiteren, selbstironischen und allenfalls leicht überspitzten Alltagsgeschichten lassen sich ohne Reue genießen. Und die herrlichen Illustrationen von Lothar Liesmann bringen das, was der Autor uns erzählt, so richtig auf den Punkt.

Die schlaue Katze hat es auf den ersten Blick erkannt: Vor diesem Helden muss man keine Angst haben, auch wenn er gerne polternd und abweisend auftritt. Er hat das Herz auf dem rechten Fleck.

Der Autor
Claus Beese wurde 1955 in Bennigsen, in Niedersachsen geboren und lebt seit langem in der Freien und Hansestadt Bremen. Hier ist er aufgewachsen und entdeckte seine Leidenschaft für die Angelei, die sich noch auf alles ausdehnen sollte, was irgendwie mit Wasser zu tun hatte. Er schrieb Artikel für Angel-Fachzeitschriften, verlegte und redigierte in den 70ern eine Clubzeitschrift für CB-Funker. Später kamen Artikel für Wassersport-Magazine hinzu, doch wuchs inzwischen die Anzahl von ihm verfasster Kurzgeschichten. Aus ihnen stellte er erste Bücher zusammen, schrieb amüsante Erzählungen aus dem Leben eines Freizeitkapitäns, sowie ein Buch mit hintergründigen und ernsten Geschichten maritimer Natur. www.claus-beese.de

Der Illustrator
Homepage von Lothar Liesmann: www.zeichner-liesmann.de

Rezensent: Edith Nebel
EdithNebel@aol.com

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