A. C. Sansone: HASSAN ’“ to dream the impossible dream
ISBN 3-901607-16-1, Bludenz 2004, Rhätikon-Verlag, 187 Seiten, 12,4 x 18 x 1,5 cm, Taschenbuch, € 9,90. Für Kinder ab 10/12 Jahren. Ausgezeichnet mit dem Jugendliteraturpreis des Landes Steiermark 2002.
Der sechsjährige Patrick Duvallier ähnelt in vieler Hinsicht seiner Tante, der Journalistin Sophie: Er gibt sich nicht mit billigen Antworten zufrieden und geht den Dingen gern auf den Grund. Er folgt seinen spontanen Eingebungen, und wenn er sich einmal ein Ziel gesetzt hat, verfolgt er es mit Charme und verblüffender Hartnäckigkeit.
Als Patrick im Fernsehen einen Bericht über den 12-jährigen Hassan sieht, der durch eine Landmine ein Bein verloren hat, ist er entsetzt und erschüttert. Und er will unbedingt etwas dagegen unternehmen. Irgendwer muss ja diese Minen produzieren, und irgendwer muss sie im Gelände vergraben. Und diesen Leuten will er ins Gewissen reden.
Die Familie nimmt Patricks Anliegen zunächst nicht ernst. Nur sein 12-jähriger Bruder Pierre unterstützt ihn. Er berichtet in der Schule darüber, und mit Hilfe des Religionslehrers schreibt die Klasse einen Brief an den Minister.
Dem kleinen Patrick geht das Schriftliche nicht schnell genug. Er hält mehr von einem persönlichen Gespräch. Mit einem Trick mogelt er sich in die nächste Kaserne und schafft es tatsächlich, den Chef der Garnison zu sprechen. Der Hauptmann zeigt zwar Verständnis, doch er kann nicht helfen. Auch er verweist auf den Minister. Doch der schreibt halt nicht zurück.
Robin Hood hätte sich auch nicht lange mit Briefeschreiben aufgehalten, meint Patrick, und macht sich klammheimlich auf nach Paris, um mit dem Minister ein Gespräch ’žvon Mann zu Mann’œ zu führen. Zum Glück bekommt sein älterer Bruder Pierre noch rechtzeitig Wind von der Sache. Zwar kann er Patrick sein Vorhaben nicht ausreden, aber er kann ihn wenigstens in die Stadt begleiten. Dort wohnt Tante Sophie, und die muss ihnen helfen.
In Paris geht das Abenteuer erst richtig los, in dessen Folge die beiden Burschen unter anderem vor einem Wachmann flüchten, nachts in Friedhofsnähe landen und sogar von einer Fernsehjournalistin interviewt werden.
Werden sie das unmöglich erscheinende Ziel erreichen – ein Verbot der Landminen? Oder werden sie am Schluss enttäuscht sein, weil die Erwachsenen ihren Einsatz nicht ernst genug nehmen? Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen, realistisch und trotzdem ermutigend.
Die beiden engagierten Burschen und ihre eigenwillige Tante wachsen einem sehr schnell ans Herz und bleiben noch lange im Gedächtnis. ’žDer Roman handelt von Sinn und Zweck, sich für eine Sache zu engagieren, sich ohne wenn und aber für eine Sache einzusetzen, von der man zutiefst überzeugt ist’œ, schreibt Alfred Ohswald bei http://www.buchkritik.at. Doch keine Angst vorm ernsten Thema: Der Humor kommt nicht zu kurz. A.C. Sansone beherrscht die Kunst, lebendige, sympathische Romanfiguren zu schaffen, köstliche Situationen (Patrick in der Kaserne!) und herrlich lebensnahe Dialoge.
Da die Geschichte in Rückblenden erzählt wird, empfiehlt es sich, auf die Orts- und Zeitangaben über den einzelnen Kapiteln zu achten. Und auch Leser, die alles am liebsten streng chronologisch erzählt bekommen möchten, sollten sich unbedingt auf dieses Buch einlassen. Es lohnt sich! Es gibt mehr als eine Art, eine gute Geschichte zu erzählen. Bei ’žHassan’œ lautet die Frage des Lesers nicht ’žund was passiert jetzt?’œ sondern: ’žWie, zum Kuckuck, kamen die beiden Jungs nur in diese Situation?’œ Und das bringt ganz zweifellos ein zusätzliches Spannungselement in diesen außergewöhnlichen Roman.
Zum guten Schluss fallen alle Puzzleteile an ihren Platz und es bleiben keine Fragen offen. Das heißt, doch … eine: Wann endlich ist Schluss mit diesen entsetzlichen Landminen?