Cooniebert, was machst du da?

’žWenn uns noch Mal eine Katze ins Haus kommt, dann ist das ein Maine-Coon-Kater’œ, eröffnete mir meine bessere Hälfte noch auf der Katzenausstellung, wo wir gerade ein besonders stattliches Exemplar dieser Rasse bewundert hatten. ’žUnd den nennen wir dann Cooniebert.’œ’“ ’žEinverstanden’œ, antwortete ich. ’žAber erst, wenn wieder eine Katzen-Planstelle bei uns frei ist.’œ Eine weitere Katze wollte ich zu diesem Zeitpunkt nicht aufnehmen. Wir hatten ja schon drei: Dusty, Rocky und Blacky.

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Die Rassekatze vom Sperrmüll
Jahre gingen ins Land. Der Traum vom Maine-Coon-Kater war immer präsent. Nachdem Dusty im Alter von 16 Jahren über den Regenbogen gegangen war, konnte Cooniebert bei uns einziehen. Wir mussten ihn nur noch finden.

’žIch habe meine Rassekatze aus dem Sperrmüll’œ, erklärte mein Kollege.
Ich riss die Augen auf. ’žDu hast was?’œ
Es stellte sich heraus, dass es im Internet eine Anzeigenplattform dieses Namens gab. Und dort fanden wir ihn, unseren Cooniebert. Einen silbergrauen Tigerkater, 5 Monate alt, für dessen Vermittlung sein bisheriger ’žDosenöffner’œ nicht genügend Zeit hatte. Deshalb hatte der Mann eine ihm bekannte Maine-Coon-Züchterin gebeten, den Kater in gute Hände zu vermitteln.

Von anderen Züchtern wusste ich, dass sie ihre Tiere nicht an jeden Interessenten abgeben. Vertrauenswürdig muss man schon sein. Also brachte ich Referenzen bei: Kopien aller Artikel, die ich in den letzten 15 Jahren über unsere Katzen geschrieben hatte. Es funktionierte: Am 4. März durften wir unseren Cooniebert mit nach Hause nehmen.

Extrem scheu und ängstlich war der Kleine. Es war ja auch schon der zweite Umzug in seinem jungen Katzenleben – und der zweite Wechsel der Bezugspersonen. Zwei Tage lang bekamen wir den Kater so gut wie gar nicht zu Gesicht. Er kauerte im hintersten Winkel meines Büroregals und lugte schüchtern zwischen den Steuerunterlagen hervor. Er machte sich so unsichtbar, dass unsere beiden Kater kaum Notiz von ihm nahmen.

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Wir sahen ihn weder zum Futternapf noch zur Katzentoilette gehen. Das erledigte er nachts. Da traute er sich sogar, sich kurz auf meine Bettdecke zu legen. Aber wehe, ich bewegte mich. Husch, war er wieder weg. ’žDa haben wir wohl ein Nachtgespenst gekauft’œ, vermutete der Herr des Hauses.

Das Zauberwort heißt ’žGouda’œ
Doch auch bei kleinen Katern geht die Liebe durch den Magen. Als ich am dritten Cooniebert-Abend in der Küche stand und Käsebrote richtete, kam er plötzlich wie ein haariger Kugelblitz aus dem Büro geschossen, baute sich vor mir auf und forderte laut quietschend seinen Obolus. Ich gab ihm ein Stückchen Käse und stellte erstaunt fest, dass eine Katze gleichzeitig schnurren und fressen kann. Das Zauberwort, das zu Coonieberts Herzen führte, hieß also ’žGouda’œ.

Putzen und verputzen
Von dem Moment an kam er sogar zu uns auf die Couch und ließ sich streicheln. Nur kämmen ließ er sich nicht. Allenfalls an Stellen, an denen es nachweislich nicht ziepte. Davon gab es leider recht wenige. ’žCooniebert, was machst du denn?’œ, seufzte ich, ’žDu musst doch dein Fell pflegen! Schau dich an, du bist eine richtige Filzkugel!’œ, und schnitt ihm die schlimmsten Verfilzungen mit der Handarbeitsschere aus dem Fell. Mittlerweile musste schon die Tierärztin mit einem Spezialkamm und sogar mit dem Scherapparat eingreifen. Sie hat Cooniebert einen aparten Irokesenschnitt verpasst.

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Vom sich Putzen hält er eben nichts. Vom Verputzen großer Futtermengen umso mehr. Er hat ja auch noch viel vor, wenn er mal ein imposanter Maine-Coon-Kater werden will. Morgens ist er der erste an den Futternäpfen und rennt begeistert zwischen Trockenfutter und Dosenfutter hin und her.

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Cooniebert kocht Suppe
Wenn nur seine Essmanieren nicht gar so sonderbar wären! Ist er satt, scharrt er mit den Vorderpfoten an der Matte, auf der die Katzennäpfe stehen. ’žSo, den Rest heben wir uns für später auf!’œ, soll das wohl heißen. Geht er gar zu temperamentvoll dabei vor, kippen Futter- und Wassernapf um und ihr Inhalt verteilt sich weiträumig über den Fußboden. Dann gellt ein Schrei durch die Küche: ’žCoonie-bert, was machst du da? Schau dir mal diese Sauerei an! Kannst du nicht anständig aus einem Napf fressen wie andere Katzen auch?’œ

Kann er nicht. Wochenlang haben wir uns gefragt, warum jeden Tag Brocken des Dosenfutters im Wassernapf liegen. Und daneben. Rocky, Blacky und all den Katzen vor ihnen ist so ein Malheur nie passiert. Und dann sahen wir es: Es ist kein Malheur. Cooniebert macht das mit voller Absicht. Er sitzt vor dem Wassernapf und schaufelt dort konzentriert Futterbrocken hinein. Was das soll? ’“ Keine Ahnung!
’žCooniebert kocht Suppe’œ, meinte der Herr des Hauses ungerührt und drückte auf den Auslöser der Kamera.

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Mittlerweile habe ich für die Suppenkasper unter unseren Katzen an anderen Stellen des Hauses Wassernäpfe deponiert. Ich gehe einfach mal davon aus, dass Coonieberts Suppenkreationen nicht jederkatz’™ Geschmack treffen.

Cooniebert im Paprika
Wenn wir Cooniebert nicht an den Fressnäpfen finden, dann bestimmt an einem der Fenster, von wo aus er das Geschehen auf der Straße und im Garten beobachtet. Vor kurzem entdeckten wir ihn auf keinem seiner angestammten Lieblingsplatze, sondern auf der Fensterbank in der Küche, mitten in den Küchenkräutern. Wie eine Sphinx lag er im Blumenkasten, der eigentlich Chili- und Paprikapflanzen vorbehalten ist, und bettete sein Haupt in den angrenzenden Rosmarin.
’žOch, Cooniebert, was machst du denn da? Sofort raus da! Küchenkräuter mit Katzenhaaren, ich fass es nicht!

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Er trollte sich. Aber plattgedrückte Pflanzen und Spuren von Erde auf der Fensterbank und dem Küchenboden verraten mir, dass er sich umgehend wieder in den Blumenkasten legt, sobald ich das Haus verlassen habe. Ich habe kapituliert. Okay, Cooniebert, alles deins!

Mister Knister
Nun ist Cooniebert seit vier Monaten bei uns. Mit Kater Blacky versteht er sich bestens. An den Themen ’žkämmen’œ und ’žmein Essen ’“ dein Essen’œ arbeiten wir noch.

Seine Nachtgespenstallüren pflegt er nach wie vor. Vorzugsweise in der Dunkelheit kramt er im Altpapier oder prügelt Spielmäuse und Papiertaschentuch-Päckchen durch die Wohnung, was ihm den Spitznamen ’žMister Knister’œ eingebracht hat. Und ab und zu einen gequälten Aufschrei seiner schlaflosen Menschen: ’žCooniebert! Was machst du da? Lass das oder die Spielmaus kommt in die Schublade!’œ ’“ ’žOder du, Cooniebert, wenn du nicht gleich Ruhe gibst!’œ

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Das würden wir natürlich niemals tun. Wir lieben doch unser kleines Nachtgespenst. Keiner kann sich so wie er über jeden neuen Tag freuen. Kaum graut der Morgen, geht eine schnurrende graue Sonne mit strubbeligem Strahlenkranz über meiner Bettdecke auf und Cooniebert schaut mich an als wollte er sagen: ’žEin neuer Tag! Ist das nicht herrlich? Nicht wahr, gleich gibt es was zu essen!’œ

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