Andrea Röttgen, Doris Minuth: EMMELY UND JEANY -“ Wenn Hunde online gehen

Andrea Röttgen, Doris Minuth: EMMELY UND JEANY ’“ Wenn Hunde online gehen, Leipzig 2007, Engelsdorfer Verlag, 978-3-86703-334-3, 78 Seiten, mit zahlreichen schwarz-weiß-Fotos flexibler Einband 12 x 19 x 0,6 cm, EUR 7,60

Worüber unterhalten sich wohl zwei Hundebesitzer? Genau: über ihre Hunde. Doch worüber würden sich die Hunde unterhalten? Klatschen sie vielleicht über ihre Menschen? Reden sie vom Wetter und vom Essen, schwärmen sie von ihren Hobbys und lästern über Freunde und Verwandte … so wie wir Zweibeiner auch?

Genau diese Frage haben sich die Autorinnen Andrea Röttgen und Doris Minuth gestellt ’“ und ließen ihre beiden Malteser-Hündinnen Emmely und Jeany in einen regen E-Mail-Austausch treten.

Über ein halbes Jahr hinweg können wir verfolgen, was die beiden Hundemädchen sich so zu erzählen haben. Sie kennen einander nicht persönlich, sondern haben sich ’“ wie viele Menschen heute auch ’“ über das Internet kennengelernt.

Emmely lebt bei Familie Röttgen in Magdeburg. Eine schicke, zarte und etwas ängstliche Hundedame aus der Stadt. Doris Minuths Jeany ist da schon etwas robuster. Ein temperamentvolles Landkind aus Norddeutschland, das schon mal ausgewachsene Schäferhunde verbellt und noch nie im Leben beim Hundefriseur war.

Und siehe da, so sehr unterscheiden sich die Lieblingsthemen von Mensch und Hund gar nicht! Emmely hat ein bisschen Kummer, weil sie sich an eine Veränderung gewöhnen muss: Frauchen ist jetzt wieder außer Haus berufstätig, und die Hundedame muss tagsüber von Oma betreut werden. Warum die Menschen so ein Buhei ums liebe Geld machen, ist Emmely allerdings rätselhaft, wo es doch weder zum Spielen noch zum Fressen taugt.

Eine Situation, die ihrer Hundefreundin Jeany bekannt vorkommt. Ihr Frauchen ist künstlerisch tätig und mit ihren Werken öfter mal auf Ausstellungen unterwegs. Dann heißt es auch für Jeany gelegentlich: Urlaub bei Freunden. Auch wenn die Betreuungspersonen noch so lieb sind ’“ die eigenen Menschen sind doch die besten. Darin sind sich die beiden einig.

Meine Eingangsthese hat sich also bestätigt: Hunde tratschen über ihre Menschen! Sie unterhalten sich aber auch über ihre Freizeiterlebnisse. Beide lieben es, im Schnee herumzutoben … und darin dank ihres weißen Fells fast unsichtbar zu sein. Nur die dunkle Nase, die verrät sie. Jeany planscht und schwimmt auch gern ’“ eine Freizeitaktivität, der Emmely überhaupt nichts abgewinnen kann. Und während Jeany es genießt, bei Veranstaltungen im Mittelpunkt zu stehen und von allen bewundert und gekrault zu werden, ist für Emmely die Vorstellung, von fremden Menschen angefasst zu werden, beängstigend und widerwärtig. Sie sind eben grundverschieden, die beiden weißen Hundedamen.

Jeany geht gern mit ihrer Familie wandern. Und wenn die Strecke zu anstrengend wird, reist sie in Herrchens Rucksack weiter. Emmely staunt. Und könnte es vielleicht gar nicht glauben, hätte Jeany nicht ein Foto des ’žHunderucksacks’œ beigefügt. Dafür war Emmely schon im Zoo. In Magdeburg geht das. Im Zoo war Jeany noch nie. Tiere gibt es auf dem Land ja auch genug. Kröten sind zwar weniger ihr Fall, aber sie liebt es, im Teich Fische zu beobachten ’“ und liest mit Verwunderung, dass Emmely, die Städterin, Fische nur als Hundefutterzusatz kennt.

Wer hätte gedacht, dass Hunde sich auch Gedanken über ferne Länder machen? Das Gerücht, in Japan würde man Hunde essen, sorgt für einige Aufregung.

Was wären Frauengespräche ohne den Erfahrungsaustausch über Krankheiten und Ärzte ’“ und ohne Styling-Tipps? Emmely schwärmt von ihrem praktischen Sommer-Kurzhaarschnitt. Jeany findet das Foto zwar sehr inspirierend, zögert aber noch. Schließlich hat sie noch nie ein Friseurstudio von innen gesehen. Ob sie sich doch noch entschließen kann …?

So gehen die E-Mails kurzweilig hin und her. Emmely erzählt lieb und treuherzig, Jeany witzig und bildhaft. Und es ist erstaunlich, wie deutlich die unterschiedlichen Charaktere und Lebensumstände der beiden Hundedamen anhand dieser kurzen Nachrichten werden. Was sicher auch der Tatsache geschuldet ist, dass hier ein Autorinnen-Team am Werk war und jede Autorin ’žihren’œ Hundecharakter herausarbeiten konnte.

Es hätte mich gefreut, wenn der schriftliche Austausch von Emmely und Jeany einen krönenden Abschluss in einem persönlichen Treffen gefunden hätte, aber das Buch orientiert sich eben an der Realität, und da liegen zwischen Emmely und Jeany nun mal rund 300 Kilometer. Nun, vielleicht klappt es ja doch noch, und die beiden finden ein andermal Gelegenheit, uns von dieser Begegnung zu berichten.

Sollten die beiden Hundedamen mit Ihrem E-Mail-Buch so richtig berühmt werden, ist übrigens vorgesorgt: Jeany gibt es bereits als Plüschtier: http://www.domi-baer.de Möglicherweise fertigt Doris Minuth ja auch noch Plüsch-Emmelys … vielleicht mit pflegeleichtem Kurzhaarschnitt …?

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