Jon Evans: Blutpreis
Thriller
München, Juli 2007, dtv premium,
ISBN 978-3-423-24606-4
480 Seiten
Format: 20,8 x 13,2 x 4 cm
Aus dem amerikanischen Englisch von Bela Stern
Euro 14,50 [D] 15,00 [A], sFr 25,20
Klappentext:
Als Paul mit seiner Freundin Talena 2003 im Nachkriegs-Bosnien ankommt, ist ihre Beziehung auf dem Nullpunkt. Doch die eigenen Probleme rücken in den Hintergrund, als klar wird, dass Talenas Schwester Saskia, die sie in der Nähe von Sarajewo besuchen, von ihrem Mann seit Jahren brutal misshandelt wird. Talena ist eines klar: ohne ihre Schwester wird sie das Land nicht verlassen. Da für Saskia eine legale Ausreise unmöglich ist, bleibt nur der Weg über Menschenhändler. So geraten sie an Sinisa, der anbietet, Saskia nach Amerika zu bringen. Er will dafür kein Geld, sondern Pauls Dienste als Programmierer. Für ein dubioses Unterfangen, dessen Ausmaße Paul noch nicht erahnen kann… Eine gefährliche Reise über den halben Globus beginnt ’¦
Zum Autor: (Klappentext):
Jon Evans, geboren 1973 und aufgewachsen in Kanada, lebt in Montreal. Wenn er nicht gerade auf Reisen ist oder an einem neuen Thriller schreibt, verdient er sein Geld als IT-Consultant. Mit „Tödlicher Pfad“ gewann er 2005 den Arthur-Ellis-Award für den besten Erstlingsroman. Blutpreis ist sein zweiter Roman.
Meine Meinung:
Dieser Roman erfüllt zielsicher die Erwartungen an einen kleinen, harten Thriller ohne dabei großartig literarische Ambitionen zu entwickeln.
Der Stil wird geprägt vom Erzähler, Paul, ein arbeitsloser Computerprogrammierer, der gerne den leicht großmäuligen Globetrotter macht. Dadurch entsteht ein flapsiger Ton, der den Thriller prägt. Paul war auch schon Jon Evans ersten Roman ’žTödlicher Pfad’œ die Hauptfigur, die mir besser gefällt als ein Spion oder Agent in üblichen Durchschnittsthriller.Er prägt auch die Perspektive: Die Sicht eines in Kanada geborenen Kaliforniers, der den Balkan bereist.
Die Schauplätze sind das Originelle an dem Roman: Bosnien, Albanien, Lateinamerika und San Francisco.
Hier fängt Jon Evans viel Atmosphäre ein. Dass der Erzähler aber ständig penetrante Vergleiche zu amerikanischen Filmen zieht, nervt leider etwas. Klischees werden auch manchmal eher bedient als vermieden, aber da Atmosphäre und Tempo überwiegen, ist das vom Leser leicht zu verschmerzen.
Ein ganz wichtiger Handlungsfaden erzählt die schwierige Beziehung zwischen Paul und seiner Freundin Talena, die gespannt ist durch Pauls Arbeitslosigkeit ’“ er liegt ihr auf der Tasche ’“, den amerikanischen Alltag und durch Talenas Herkunft. Ein verstecktes Thema im Roman ist ihre geteilte Heimatlosigkeit.
Die abenteuerlichen Geschehnisse in Bosnien sind fast eine Therapie ihrer Beziehung, in den Abschnitten, die sie getrennt sind, wird seitenweise über e-Mail kommuniziert. Aber als die bosnischen Kriegsverbrecher amerikanischen Boden betreten, wird es richtig gefährlich für die Beiden und eine Bewährungsprobe ihres Zusammenhaltens.
Über den 0815-Showdown im letzten Abschnitt sollte der Leser großzügig hinwegsehen.
Der Roman ist flott und unterhaltsam geschrieben, 8 von 10 Punkten sind gesichert und es gilt, das Augenmerk auf künftige Romane des Autors zu richten.
Rezensent: Herr Palomar
Mit freundlicher Genehmigung von http://www.buechereule.de