Gregor Schürer: Es schneit nicht im August -“ Geschichten für jede Jahreszeit

Gregor Schürer: Es schneit nicht im August ’“ Geschichten für jede Jahreszeit
Norderstedt 2003, Books on Demand GmbH; ISBN: 978-3-3833402371, 67Seiten; Taschenbuch, Format: 12 x 19 x 0,5 cm, EUR 7,50

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18 Kurzgeschichten hat der Autor in diesem Band vereint: humorvolle, traurige, nachdenklich machende. Die thematische Klammer bilden die vier Jahreszeiten. Manche Geschichten können eben nur im Sommer und andere nur im Winter spielen.

FRÜHLING

* Blutiger Spaziergang ’“ Eigentlich will Agnes nur mit dem Hund raus und dabei einen Abstecher auf den Friedhof machen. Doch nicht jeder, der aufbricht, kehrt auch wieder heim.
* Mein Vater war ein Wandersmann ’“ Ziemlich aus der Übung ist der Erzähler, der als Kind viel gewandert ist. Das stellt sich jetzt beim Volkswandertag heraus. Dumm nur, dass er gegenüber seinem Kumpel den Mund ganz schön voll genommen hat. Wie kommt er aus dieser Nummer wieder raus, ohne sich bis aufs Hemd zu blamieren …?
* Max Mümmel im Spaghettitopf ’“ Eine etwas andere Ostergeschichte. Jung-Osterhase Max versemmelt das Eier-Austragen. In einem Menschen-Haushalt will er Ersatz für die zerbrochenen Ostereier besorgen. Aber auch das geht nicht ganz glatt …

SOMMER

* Küssen wie John Wayne ’“ Sie hieß Angelika, war 14 und hatte lockige schwarze Haare. Eine romantische und auch ein wenig selbstironische Erinnerung an den ersten Kuss.
* Schöne Ferien!? ’“ Diese Sommerferien stehen ganz unter dem Motto ’žPleiten, Pech und Pannen’œ. Schlecht für die verreisende Familie ’“ höchst vergnüglich aber für den Leser!
* Urs macht Hügel ’“ Kleine Ursache, große Wirkung. Der Maulwurf Urs macht das, was Maulwürfe eben so tun: Tunnel graben und dabei Erdhügel aufhäufen. Kann er ahnen, dass dieser eine Hügel heute von nationaler Bedeutung sein wird? ’“ Was wie eine naiv erzählte Kindergeschichte daherkommt, ist gar keine.
* Fundsache Schildkröte ’“ Beim Spazierengehen findet der Erzähler eine herrenlose Landschildkröte. Jetzt muss er zwei Herausforderungen meistern: sich um ein Tier kümmern, dessen Bedürfnisse er nicht kennt und zusehen, dass es wieder zu seinem rechtmäßigen Besitzer kommt …
* Es schneit nicht im August ’“ Die kleine Susanne ist todkrank und freut sich schon so auf Weihnachten. Das kommende Weihnachtsfest wird sie aber aller Voraussicht nach nicht mehr erleben …

HERBST

* Nur ein Tag ’“ James W. Gordon hatte schon immer ein gestörtes Verhältnis zu Zahlen. Und so vertut er sich um einen Tag, als er die Flüge zur Geburtstagsfeier seines Enkels bucht. What a difference a day makes …
* Ein helles Licht im dunklen Kerker ’“ Der Autor macht Kindern von heute die Legende des Heiligen Martin verständlich.
* Ein Weckmann namens Robert ’“ Nie werden die Kollegen wissen, warum der Erzähler an diesem Tag zu spät zur Arbeit kommt. Wir aber erfahren, welcher spontanen Eingebung er gefolgt ist …

WINTER

* Lucky ’“ Im Autoradio dudelt gerade Britney Spears’™ Song ’žLucky’œ, als Andreas Zeuge eines Autounfalls wird. Ganz spontan trifft er eine verhängnisvolle Entscheidung …

Die nächsten drei Winterstorys gehören in die Kategorie ’žleicht skurrile, märchenhafte Kindergeschichten, die auch Erwachsene zum Schmunzeln bringen’œ.
* Gefrorene Sterne ’“ Die kleine Sabine kann nicht einschlafen. Da taucht eine geheimnisvolle Gestalt in ihrem Zimmer auf, die ein wenig ausschaut wie eine korpulente Ausgabe von Karl Lagerfeld, und bietet an, eine Frage zu beantworten, auf die ihr noch nie jemand Auskunft geben konnte …
* Der traurige Rentierfahrer und das nutzlose Insekt ’“ Hier räumt der Autor ein für alle Mal mit dem Mythos von der Herkunft des Nikolaus auf. Bischof von Myra? Alles Quatsch! Hier lesen Sie, wie’™s wirklich war. Köstlich!
* Achsbruch am Himmel ’“ Gleich noch ein weihnachtlicher Mythos muss dran glauben: Der Rentierschlitten. Der ist nämlich nur eine Notlösung. Hätte der Nikolaus auf seine Edeltraud gehört, dann wäre er heute noch mit dem richtigen Fortbewegungsmittel unterwegs!

* Der Gameman ’“ Keinen Gameboy, sondern einen Gameman wünscht sich der neunjährige Cornelius zur Weihnachten. Doch der viel beschäftigte Vater versteht die Botschaft nicht …
* Dschingel bellt ’“ Moos für die Weihnachtskrippe wollen Vater und Tochter im Wald holen. Dabei finden sie jedoch etwas ganz anderes …
* Ein unvergessliches Neujahrskonzert ’“ ’žUnmöglich, diese Banausen mit ihren schnurlosen Telefonen!’œ, regt sich der Erzähler auf, als so ein wichtigtuerischer Jungmanager das Neujahrskonzert mit dem Klingeln seines Handys stört. Doch es kommt noch schlimmer! ’“ Warum dieses Konzert dem guten Mann unauslöschlich in Erinnerung bleiben wird und weshalb er nichts davon seiner Familie erzählt, verrät uns der Autor in dieser amüsanten Geschichte.

Das Büchlein mit seinen ernsten und heiteren Beiträgen für Erwachsene und Kinder zeigt die Bandbreite von Gregor Schürers Kurzgeschichten. Es ist für jede Stimmung und jeden Geschmack etwas dabei.

Die ernsten und traurigen Geschichten werden ihre Fans haben, da bin ich sicher. Mir persönlich sind sie oft zu düster und zu verstörend. So als würde man auf einmal die Hintergründe der tragischen Kurzmeldungen in der Zeitung erfahren. Mir geht es da wie den großen Verlagen: Wenn sie Beiträge von Gregor Schürer in ihren Zeitschriften oder Büchern veröffentlichen, dann stürzen sie sich auf die skurril-märchenhaften oder, noch häufiger, auf die heiteren Geschichten, in denen ein Mensch wie Sie und ich mit den Tücken des Alltags kämpft ’“ und sich dabei womöglich noch ein wenig zum Affen macht. Geschichten wie ’žMein Vater war ein Wandersmann’œ oder ’žSchöne Ferien!?’œ. Man schmunzelt, amüsiert sich ’“ und erkennt sich insgeheim in dem Helden wieder. Diese Geschichten sind einfach die besten!

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