Normal ist bekanntlich alles, woran man sich gewöhnt hat. Mittlerweile auch der Bahnstreik. Wenn die S-Bahn wieder mal nicht fährt, kriege ich das ja durch die Medien mit. Wir haben im Büro auch einen internen Streikwarndienst, damit auch ja jeder rechtzeitig informiert ist.
Dann gehe ich eben die Stationen, die ich sonst mit der S1 gefahren bin, zu Fuß. Dauert länger, ist etwas lästig, wenn man schwere Ausrüstung zu schleppen hat, aber auch da gibt es Möglichkeiten. Und ändern kann man ja sowieso nichts daran. Ich hab mich anfangs aufgeregt, jetzt sehe ich ein, dass das nutzlos ist.
Auch die Kollegen haben sich mittlerweile arrangiert mit ihren Notfallplänen, Umwegen, Fahrgemeinschaften oder dem Umstieg aufs Auto. Die Bahn streikt ’“ das Pendlerleben geht weiter. Muss ja.
Und da keine der gegnerischen Parteien auch nur einen Millimeter von ihren jeweiligen ’žBahnvorstellungen’œ abrücken möchte, die Politik sich nicht einmischt und Bahnkunden keine Lobby haben, wird das mit der Streikerei so bleiben bis ans Ende aller Tage. Und wir haben unseren Nachkommen eine unglaubliche Geschichte mehr zu erzählen, über die sie fassungslos den Kopf schütteln werden: Nicht nur, dass wir in einer Zeit aufgewachsen sind, in der es kein Handy gab und kein Internet, ja nicht mal einen PC, nein, es war auch noch die Zeit, in der die ’žNotfallpläne’œ der Bahn ’žFahrpläne’œ hießen und die Züge tatsächlich zuverlässig und regelmäßig fuhren. Da war man noch so verwöhnt, dass man sich über kleine Verspätungen aufgeregt hat, Kinder, stellt euch das mal vor!
Wenn sich nichts bewegt in Sachen Lokführerstreik, dann kommt das so. Na, gut, ich halte das vollends durch. Ein Jahr noch, dann zieht meine Firma um und ich werde kein Bahnpendler mehr sein.
Wie sich der Streik generell auf das tägliche Leben und die Wirtschaft auswirkt und ob Bahn und Gewerkschaft nicht doch irgendwie irgendwann in Verhandlung treten können ’“ vielleicht, wenn die Herren Mehdorn und Schell dermaleinst in Ruhestand sind? -, darüber werden sich Berufenere als ich Gedanken machen müssen.
Bringt die Sache auf den Punkt.
Da kann man eben nur abwarten und älter werden…
…und sich vielleicht ein Auto kaufen, wenn man noch keins hat.