Verklemmtes Murmeln im -žOpen Space-œ

Hier eine Stellwand, da eine Stellwand ’“ und dazwischen steckt ein Schreibtisch mit Mensch. Vor dreißig Jahren hieß dieses Konzept schlicht ’žGroßraumbüro’œ. Heute heißt es ’žOpen Space’œ, soll Platz sparen, Geld sparen und die Kommunikation fördern. Ist aber haargenau der gleiche Sch**ß wie damals.

OfficeZup

Wie bitte wird denn die Kommunikation gefördert, wenn alles so hellhörig ist, dass man sich nicht mal mehr zu grüßen traut, aus Angst, ein fröhliches ’žHallo’œ könne die Kolleginnen und Kollegen in ihrer Konzentration stören?

Ich bin relativ lärmresistent. Wir hatten nicht nur ein trautes sondern auch ein lautes Heim. Als Kind hatte ich kein Problem damit, meine Hausaufgaben zu machen, während wenige Meter weiter Mutters Nähmaschine surrte und die Kundinnen schnatterten. Am Abend kannte ich dann die Lateinvokabeln, die aktuellen Trendfarben und den neuesten Dorfklatsch. Deshalb stört es mich auch nicht besonders, wenn man jetzt im neuen Bürogebäude hört, wie die Kollegin vier Zellen weiter den Locher betätigt oder Kaffee kocht, wenn bei den ’žZellennachbarn’œ das Telefon klingelt, die Tastaturen klappern oder jemand Möhren knurpst. Ausufernde, laute Gespräche und Telefonate sind natürlich nervig, ob sie nun dienstlicher oder privater Natur sind.

Andere Kollegen sind da empfindlicher. Das Tippgeräusch stört sie. Äh … wir sind Texter. Wir leben vom Schreiben. Wir müssen tippen, dafür werden wir bezahlt. Jetzt hab ich mir eine Schaumgummimatte unter die Computertastatur gelegt. Ob’™s was bringt, weiß ich nicht. Aber vielleicht zählt auch schon der gute Wille.

Wenn der Mensch auch alleine zwischen seinen zwei Großraumbürostellwänden sitzt und keinen sichtbaren Ansprechpartner hat, liegt es trotzdem in der Natur der Dinge, dass er ab und zu mal was sagt. ’žMist’œ wenn der Kugelschreiber runterfällt oder. ’žLahme Kiste!’œ, wenn es wieder mal eeeeeewig braucht, bis der Computer ein Programm öffnet. Und wenn ich höre, dass jemand zur Tür reinkommt und fragt: ’žWo iss’™n der Kollege Sowieso“?’œ, kann’™s schon sein, dass ich aus meiner Zelle heraus nach hinten rufe: ’žDen ganzen Vormittag im Meeting!’œ

Das sollen wir alles nicht mehr tun, hat’™s geheißen. Keine Kommentare zum eigenen Tun und dem des Computers. Keine Unterhaltungen von Zelle zu Zelle. Private Telefongespräche nur noch mit dem Handy auf dem Gang. Geschäftliche Telefonate wo immer möglich durch Mails ersetzen, Besprechungen unter vier Augen nicht am Arbeitsplatz führen, sondern draußen auf dem Flur. Und wenn ein geschäftliches Telefonat unumgänglich ist, so muss es an der Grenze zum Flüsterton geführt werden. ’žVerklemmt murmelnd’œ trifft es besser. Auf diese herrliche Formulierung kam dieser Tage ein Kollege.

Hausintern mag das Flüstern und Murmeln am Telefon ja noch angehen, da kennt ja jeder die räumliche und akustische Situation. Aber wenn man am Telefon mit Fremdfirmen verhandeln soll und nur verhuscht vor sich hinwispern darf, was macht das dann draußen für einen Eindruck?

Nichtsprechen

Ich hab mir jetzt einen Denkzettel an den Computer geklebt: Nicht sprechen! Damit ich auch gewiss daran denke, wenn mir das nächste Mal ein Programm abkackt, ein Stift runterfällt oder jemand ein paar Zellen weiter eine Frage stellt, auf die ich die Antwort wüsste.

Vielleicht sollte man uns allen die Gebärdensprache beibringen. Die macht keinen Krach.

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