Ich kenne die Enterprise wie meine Westentasche …

’žIch kenne die Enterprise wie meine Westentasche’œ, verkündet Chef-Ingenieur Scotty in einem der STAR TREK-Filme ’“ semmelt mit der Birne gegen eine Verstrebung und bleibt ohnmächtig liegen.

’žIch kenne mich doch in meinem eigenen Keller aus. Da muss ich kein Licht anmachen’œ, sagte sich mein Vater bei einer Familienfeier im Juni 1974 ’“ und trat mitten in einen frisch zubereiteten Erdbeerkuchen, den seine Schwester wenige Minuten zuvor mangels Platz im Kühlschrank dort deponiert hatte.

Erdbeerkuchen

Foto: © mondstein / pixelio

Und es war ja nicht so, dass sie Ihr Vorhaben nicht laut und deutlich angekündigt hätte: ’žAlle mal herhören, Leute: Ich stelle jetzt den Kuchen auf die Kellertreppe. Macht’™s euch ein Licht an, wenn ihr runtergehts, nicht, dass mir noch einer dreinhatscht.’œ

Dennoch stand Minuten später mein Vater im Wohnzimmer, schwenkte seinen mit Erdbeeren und Sahne eingesauten Pantoffel und sagte mit schiefem Grinsen: ’žRatet mal, was mir grad passiert ist …’œ

’žJa’œ, sagt der Schwabe in so einem Fall, ’žgrad mach ich’™s Maul zu’œ.

’žIch kenne mich doch in meinem eigenen Keller aus. Da muss ich kein Licht anmachen’œ, dachte sich gestern Abend meine bessere Hälfte, schob das Fahrrad an seinen Platz, stolperte über eine Getränkekiste und stürzte in ein Bündel Neonröhren, das neben der Tür lehnte und dort auf seine Entsorgung wartete.

Resultat: Scherben, tiefe Schnittwunden am rechten Oberarm, eine breite Blutspur durchs ganze Haus, alles eingesaut, was in den Weg kam, Klamotten, Vorhang, Stuhlkissen, Wände, Teppiche, Schriftstücke, die auf dem Küchentisch lagen …

Notruf, Sanka, Krankenhaus, Wunden genäht, Krankschreibung ’“ und wahrscheinlich bis auf weiteres: ’žTut mir Leid, Weib, ich kann dir da nicht helfen, ich hab doch einen verletzten Arm …’œ

Mitternächtens bin ich mit Putzeimer und Feudel durchs Treppenhaus gezogen und habe sauber gemacht, damit die Nachbarn am nächsten Morgen nicht denken, jemand habe im Keller ein Schwein geschlachtet.

Wenn ich noch ’šne Weile drüber nachdenke, finde ich bestimmt dreiunddrölfzig ähnliche Beispiele der Fehleinschätzung aus Film, Fernsehen und der Realität. Das klingt irgendwie so nach einem John-Wayne-Ding: Ein richtiger Mann findet sich blindlings zurecht. Und ob Western, Wirklichkeit oder Weltall ’“ wir Mädels verbinden danach die Wunden und wischen grummelnd die Sauerei auf, wenn unsere Helden sich wieder mal überschätzt haben.

Sanka

Foto: © Stihl024/ pixelio

  1. Dein Beispiel, neben dem Lacheffekt, ist jedoch nur die Ausnahme von der Regel. Und wie lautet die Regel?
    „Ich kenne mich doch in meinem eigenen Keller aus. Da muss ich kein Licht anmachen“
    ;-))

  2. Das ist wieder mal typisch Frau, statt den Mantel des Schweigens drüber zu kehren, wird hier jemand öffentlich diskriminiert, immer nach dem Motto wer den Schaden hat, spottet jeder Beschreibung, immer druff auf die kleinen dicken.
    Staat ihm liebevoll Trost zu spenden und ihn zu nemitleiden, wie es sich für eine gute teutsche (schwäbische) Hausfrau gehört.
    Teutsche Hausfrau stellt keine Geränkekisten falsch hin, entsorgt ihre Neonröhren sofort und hat dann Nachts Zeit zum Kuscheln statt Wischaktionen.
    Übrigens Geschenktipp wäre folgender: http://webshopvision.main-shops.de/bewegungsmelder-lx15-1000-watt-150-schwarz.produktdetails.artikel_id.12036.html?bid=gg dann hat man das Problem vom Tisch.
    Nix für Ungut

    1. Ja, das war mir doch gleich klar, dass ihr wieder zusammenhaltet! 😀 Bewegungsmelder wär in der Tat hilfreich für Leute, die gern im Dunkeln munkeln … obwohl sie es nicht können.

  3. Ja, da hab ich schon ein bisschen Mitleid mit „det Arme“…
    Aber was ist der Unterschied dazu wenn DIR das passiert wäre? Hier ist MANN krank und kann nix mehr schaffen. Punkt.Schluss. Frau macht alles. Wäre Frau das Gleiche passiert und könnte im Haushalt nichts mehr arbeiten hieße es: „Reg dich nicht auf, Schatzi, mach’s wenn Du wieder fit bist…“Hoffentlich hast Du wenigstens ausgiebig gelästert ( Wie’s Mann tun würde). Jedenfalls kannst Du nun in Zukunft sagen: “ Pass auf, Du weißt noch, DAMALS!“
    Liebe Grüße: Ute

  4. Aber das hat doch nichts mit Diskriminierung oder Spott zu tun, das ist lediglich Erlebnisrecycling! Wozu sollte das ganze denn GUT gewesen sein, wenn nicht wenigstens für eine unterhaltsame Geschichte? Sonst wär all das Leid ja völlig umsonst gewesen!

    1. „Erlebnis-Recycling“ ist klasse, den Ausdruck werde ich umgehend adoptieren.

      Ich muss über meine/unsere Alltagskatastrophen einfach reden und lachen, sonst krieg ich eine Meise. Hippo – der Kollege, der von Diskriminierung sprach – ist ein Freund der Familie. Er weiß, wie ich’s meine. Das war nur eine familiäre Anpflaumung zur Ehrenrettung seines Geschlechtsgenossen. 🙂

  5. Wassch nisch verstehe, Alta: warum waren de Neonröhren nisch an Decke, wo hingehört? Wäre dann gewesen hell, guckstu. Is christliche Tradission treten in Kuchn un fallen voll krass auf Fresse?

    1. Ja, das is‘ was dran – bei Neonröhren, die artig an der Decke hängen, wär sowas nicht passiert. Zur christlichen Tradition sag ich jetzt mal nix, darin bin ich nicht so besonders bewandert.

  6. Den familiären Anpflaumton hab ich durchaus erkannt … Werde selbst nicht selten gerügt, private Missgeschicke auszuplaudern. Aber wie gesagt: Wenn einem so viel Absurdes widerfährt, ist das doch wohl einen Blogeintrag wert 😉

Schreibe einen Kommentar zu Heike Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert