Kris Benedikt: Invasion on Mars/Invasion auf dem Mars; Zweisprachiges Jugendbuch ab 12

Kris Benedikt: Invasion on Mars/Invasion auf dem Mars; Zweisprachiges Jugendbuch aus der Reihe BoyZone, empfohlen ab 12 Jahren, Berlin 2010, ISBN 978-3-468-20554-5, 120 Seiten, Taschenbuch, Format: 12,3 x 19 x 1 cm, EUR 6,95 (D), EUR 7,20 (A).

Mike ist wieder da ’“ und mit ihm seine Freunde, die Marskolonisten aus der Zukunft samt dem grünen Mars-Kater Early! Wie seine marsianischen Artgenossen verständigt sich Early mit den Menschen, indem er durch intensives Schnurren körnige Substanzen zum Schwingen bringt und so Texte schreibt. Englische Texte, denn die Marskolonisten hatten englische Vorfahren. Deutsch kann er nicht.

Über die Abenteuer, die der 14-jährige Mike mit der Kolonistenfamilie Youngblood und Kater Early im Vorjahr erlebt hat (Kris Benedikt: MY TOMCAT FROM MARS), haben die Marsianer einen Film gedreht. Mike reist mit seiner Familie und Kumpel Bass zur Premiere an. Dazu sind keine Raumschiffe nötig, denn die Marisaner verfügen über mobile Purrolatoren, die an jedem gewünschten Ort ein Moongate erzeugen können. Man aktiviert es, überschreitet die Schwelle und ist am Ziel.

Die Wiedersehensfreude von Terranern und Kolonisten ist getrübt, denn auf dem Mars hat man derzeit große Probleme: Zum einen verschwinden immer mehr der grünen Katzen und zum anderen treiben Aliens ihr Unwesen, die Zigs.

An und für sich sind diese außermarsianischen Lichtwesen harmlos ’“ aber lästig wie die Wanzen, denn sie verständigen sich durch Telepathie und man kann in ihrer Nähe keinen klaren Gedanken fassen. Und sie vermehren sich durch Persönlichkeitsspaltung: Sowie einer von ihnen in einem inneren Konflikt ist, teilt er sich und diskutiert mit seinem Zweit-Zig von Ansgesicht zu Angesicht weiter. So ist aus ursprünglich 11 Aliens eine riesige streitsüchtige Horde geworden.

Kater Early bleibt nach der Filmpremiere auf dem Mars. Die Terraner und die Kolonistenfamilie Youngblood kehren zur Erde zurück um auf Teneriffa den längst geplanten Surf-Urlaub anzutreten. Auch der verläuft nicht ohne Zwischenfälle: Erdbeben versetzen Inselbewohner und Touristen in Panik. Droht etwa der Vulkan Teide auszubrechen?

Am Strand lernen die jungen Leute den spanischen Geophysikstudenten Fabio kennen und dessen Freundin, die Biologin Yesy. Als Mike, Bass und Nova die beiden zu Hause besuchen, trauen sie ihren Augen nicht: Yesy hat Fotos von Glowberrys an ihrer Pinnwand hängen ’“ einer Pflanzenart, die auf dem Mars heimisch ist und auf Teneriffa nichts zu suchen hat. Genau so wenig wie die grünen Marskatzen, die sich aus Angst vor den Entwicklungen auf ihrem Heimatplaneten in eine Höhle im Gebirge geflüchtet haben. Lösen sie mit ihrem intensiven Geschnurre am Ende die seismischen Aktivitäten auf der Insel aus? Und marsianische Algen haben sie auch noch mitgebracht! Das kann das ganze Ökosystem der Insel ins Ungleichgewicht bringen.

Irgendwas läuft hier galaktisch aus dem Ruder. Mike und seine Freunde weihen Fabio und Yesy in die bisherigen Geschehnisse ein und machen ein Moongate startklar, um auf dem Mars nach dem Rechten zu sehen. Augenblicke später landen Mike, Bass, Nova, Fabio, Yesy und Kater Early im Historic Museum of the Colonization of Mars. Dort treffen sie auf ein bis vier Zigs, die ihnen klar machen, dass sie sich nicht als Besucher, sondern als die neuen Bewohner des Mars verstehen.

Keine Frage: Die Aliens müssen weg. Aber doch nicht so! Die Zigs entdecken nämlich das Moongate, und mindestens einer von ihnen landet auf der Erde. Und wir kennen ja ihre Vermehrungswut: Wo einer ist, sind bald Hunderte und Tausende. Dann verschwindet auch noch Kater Early vor den Augen seiner Freunde, Jetzt hat das Team von der Erde allen Grund, die Sache persönlich zu nehmen. Wenigstens wissen sie nun, was mit den verschwundenen Marskatzen geschehen ist. Aber kann man das rückgängig machen und die tierischen Freunde retten? Und wie wird man dem zweiten Marsproblem her, der Zig-Plage?

Eine verblüffende Beobachtung lässt Mike und Nova ahnen, wie beides zusammenhängt. Nach einem Gespräch mit einem Zig, den sie in einer erfreulich unzickigen Phase erwischen, verdichtet sich ihr Verdacht. Die Biologin Yesy hat auch schon eine Idee, wie man die Sache in den Griff bekommen könnte. Wird ihr Plan funktionieren? Oder treibt ihre Aktion die Zigs nur auf die Erde? Doch dann erleben Marsianer und Terraner eine faustdicke Überraschung …

Wer vier Jahre in der Schule Englischunterricht hatte, kann den Abenteuern von Mike und den Marisanern folgen. Das Konzept ist einfach und einleuchtend: Die Geschichte selbst wird auf Deutsch erzählt, doch da einige der handelnden Personen kein Deutsch verstehen, finden die Gespräche mit ihnen auf Englisch statt. Das fügt sich organisch ins Geschehen ein, und mit zunehmender Spannung nimmt man gar nicht mehr bewusst wahr, dass manche Textpassagen in einer Fremdsprache geschrieben sind. Tauchen Vokabeln und Formulierungen auf, die im Schulwortschatz noch nicht vorgekommen sind, findet man die Übersetzung in einem Kästchen direkt auf der entsprechenden Seite. Der Lesefluss wird also nicht durch Suchen und Blättern gestört.

Auch wenn INVASION ON MARS in der Reihe BoyZone erschienen ist, muss man nicht zwangsläufig ein Junge im Teenageralter sein, um an diesem witzig-abgefahrenen Abenteuer Gefallen zu finden. Diese Geschichte mögen sicher auch Mädchen ’“ und Erwachsene, die Spaß an Science fiction und schrägen Albernheiten haben.

Die Zigs gehören zu den faszinierendsten Aliens seit den Frogs in der 60-er Jahre TV-Serie Raumpatrouille, doch sind sie weniger furchterregend als inspirierend. Man überlegt sich unwillkürlich, ob nicht doch ein paar der nervigen Streithammel auf der Erde geblieben sind und nun in Politik, Medien und Wirtschaft ihr ziggiges Unwesen treiben. Und selbst als seriöser Mensch mittleren Alters ertappt man sich dabei, sich weitere Zig-Namen auszudenken ’“ die Aliens in diesem Buch heißen z.B. Hitzig, Witzig, Protzig und Winzig ’“ und sie real existierenden Mitmenschen zuzuordnen: Herzig, Ranzig, Knarzig, Schmutzig und für die Schwaben unter uns: Schlonzig.

Lektüre, die einen Kreativitätsschub auslöst! Das findet man nicht alle Tage.

Wenn das Lernen von Fremdsprachen so spannend, lustig und unterhaltsam ist wie mit den Büchern von Kris Benedikt, sollten wir das vielleicht besser geheim halten. Sonst kommt noch jemand auf die Idee, darauf Vergnügungssteuer zu erheben.

Es ist nicht zwingend erforderlich, den Vorgängerband MY TOMCAT FROM MARS zu kennen, um INVASION ON MARS verstehen zu können, denn alles, was man wissen muss, wird im vorliegenden Band kurz erläutert. Wenn man die Bücher in der umgekehrten Reihenfolge liest, ist es auch kein Drama. Unterhaltsam und empfehlenswert sind alle beide.

DER AUTOR
Kris Benedikt ist das Pseudonym des Autorenteams Christine Spindler und Thomas Endl.
Thomas Endl hat verschiedene Anthologien mit herausgegeben, schreibt Kinderbücher und dreht Dokumentarfilme. Christine Spindler hat zahlreiche zweisprachige Kinderkrimis und Lovestorys verfasst, auch unter ihrem Pseudonym Tina Zang.

Rezensent: Edith Nebel
EdithNebel@aol.com
     
http:// edithnebel.wordpress.com

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