Tina Zang: Echte Helden (3): Im Tal der Tausend Augen, Kinderbuch, ab 8

Tina Zang: Echte Helden (3): Im Tal der Tausend Augen, München 2011, arsEdition, ISBN 978-3760765433. 138 Seiten, s/w-Illustrationen von Alexander von Knorre, Hardcover, Format: 15,2 x 21 x 2 cm, EUR 9,95 (D), EUR 10,30 (A)

„Echte Helden“, das sind fünf Jungs aus Ruckheim und ein Hund:
* Temperamentsbolzen, Zappelphilipp und Drachenfan Tom,
* Comicfreund und Spinnenfeind Paul,
* Technikfreak Arne,
* dessen Bruder Ulli, der gerne schnitzt und den man auch den „wandelnden Werkzeugkasten“ nennt,
* Henni, der nicht ganz so schnell schaltet wie seine Kumpels aber dafür sehr viel besser hört
* und Pauls Hund Ringo, der unter der seltenen Krankheit Narkolepsie leidet und, sobald er sich erschreckt, umfällt und auf der Stelle einschläft.

Ringos außergewöhnliche Krankheit hat sich bis zu den Medien herumgesprochen, weshalb bei Pauls Familie heute ein Fernsehteam herumwuselt und einen Beitrag über den Spontanschläfer dreht. Die fünf Jungs sind aufgeregt, allen im Weg und veranstalten ein solches Spektakel, dass sie vom Drehort fliegen und Nachbar Berghof wütend aus dem Fenster keift: „Ihr Saubande macht am hellen Morgen einen Krach, der Tote aufwecken könnte!“

Na, wenn das so ist, dann gehen sie eben auf den Friedhof zum Spielen! Aber dort darf man anscheinend nur tot sein oder Blumen gießen. Sie erregen den Unmut des Friedhofswärters. Der ist ohnehin ziemlich ungehalten, weil neuerdings Horden von Wissenschaftlern durch seinen Friedhof trampeln, um die geheimnisvollen Schriftzeichen zu untersuchen, die plötzlich auf dem Grabmal der Familie Dragomir aufgetaucht sind und sich weder entschlüsseln noch entfernen lassen.

Als Tom das Grabmal sieht, ist er gleich Feuer und Flamme: Die Skulptur darauf zeigt einen Drachen! Und als Paul hört, dass selbst Ufologen schon da gewesen seien, ist den Jungs klar: Das ist ein Fall für uns! Das Geheimnis der Inschrift werden wir lösen!

Mittlerweile haben sie genügend Erfahrung und wissen, wie sie mit Hennis Wandelfeder-Magie und dem Schwur „Echte Helden halten zusammen“ in eine Parallelwelt gelangen können. Und das ist es, was sie jetzt tun müssen.

Sie vollziehen ihr Ritual und landen in einer mittelalterlich anmutenden Gegend, in der es weder Sonnenschein, noch Wind, noch Regen gibt. Der erste Mensch, der ihnen begegnet, reinigt gerade eine eindrucksvolle Drachenstatue und klagt den Jungs das Leid der hiesigen Bevölkerung: Es gibt hier kein Wetter mehr, seit der König den Drachen Dragomir, der fürs Wettermachen zuständig ist, einsperren ließ. Angeblich habe Dragomir die Prinzessin Alva angegriffen. Was sich niemand so recht vorstellen kann, weil Dragomir immer eine Seele von Drachen war. Jetzt verdorren alle Pflanzen, weil es nicht mehr regnet, und bald wird die Bevölkerung verhungern.

Unsere Helden nehmen den Mund wieder mal ein bisschen voll und versprechen, dem Drachen und den Leuten hier zu helfen. Für die Einheimischen sind die fünf Jungs nun die „Ritter Ohnepferd“ und sie setzen große Hoffnungen in sie.

Ortsvorsteher Juho löst ganz nebenbei das Rätsel der geheimnisvollen Schriftzeichen: Die Inschrift auf dem Ruckheimer Freidhof ist ein Hilferuf zur Rettung des Wetterdrachens. Auch wenn sie in unserer Welt niemand hat lesen können, scheint sie ihren Zweck erfüllt zu haben: Die Echten Helden sind ja jetzt hier. Aber werden sie es auch schaffen, das schreckliche Tal der Tausend Augen zu durchqueren und bis zum Drachen Dragomir vorzudringen? Ist der Wetterdrache tatsächlich böse geworden? Und wenn nicht, werden sie ihn befreien können? Immerhin wird er von erwachsenen Rittern bewacht, die nicht nur Pferde, sondern auch Waffen haben und ihren Auftrag sehr ernst nehmen!

Wenn die Echten Helden den Drachen Dragomir und seine wetterlose Welt retten wollen, müssen sich jetzt etwas einfallen lassen. Doch um Ideen waren die fünf Jungs ja noch nie verlegen …

Der Schwur der Freunde bringt es auf den Punkt, worum es in dem Buch geht: „Echte Helden halten zusammen.“ Nur weil sie sich mit ihren Stärken so gut ergänzen, können die Freunde diese haarsträubenden, witzigen und spannenden Abenteuer überhaupt erleben. Und überleben. Dazu gehört auch, die Macken und Schwächen der anderen zu akzeptieren und gegebenenfalls auszugleichen: Toms Hektik, Pauls Spinnenfurcht, Arnes und Ullis spleenige Interessen, Hennis Begriffsstutzigkeit – und die Krankheit von Hund Ringo, der bei diesem Abenteuer allerdings nur in der Rahmenhandlung mitspielt.

Es ist so eine Art ausgleichende Gerechtigkeit, dass ausgerechnet das schwächste Mitglied der Gruppe, Henni, über die magische Fähigkeit verfügt, die Freunde in Parallelwelten versetzen zu können. Ohne ihn gäbe es die phantastischen Heldengeschichten nicht. Die Clique gäbe es sicher trotzdem: Henni wird wegen seiner Langsamkeit weder gemobbt noch ausgelacht, sondern ist voll in die Gruppe integriert. Hier darf jeder so sein wie er ist.

Tina Zangs phantasievolle Abenteuergeschichte wird ideal ergänzt durch die Illustrationen Alexander von Knorres. Er zeichnet nicht einfach nur ein paar Szenen. Da passiert gestalterisch viel mehr! Es gibt Landkarten und Rückblicke in Comic-Form. Und wenn sich die Jungs in der finsteren Drachenhöhle oder im nebligen Tal der Tausend Augen herumtreiben, verdüstern sich auch die Buchseiten: Sie sind auf einmal grau statt weiß.

Wie die Helden in dem Abenteuer arbeiten hier auch Text und graphische Gestaltung Hand in Hand und erzählen gemeinsam eine wunderbare Geschichte, an der nicht nur 8- bis 10-Jährige ihre Freude haben werden. Die Rezensentin ist schon 50 und hat sich köstlich amüsiert. Vor allem über den wahren Grund für Dragomirs Gefangennahme …

Die Autorin:
Tina Zang wurde 1960 in Backnang (bei Stuttgart) geboren. In Heidelberg studierte siePhysik und Sprachen, arbeitete für ein Übersetzungsbüro und machte sich schließlich als Autorin selbständig. Sie lebt mit ihrer Familie auf dem Land und schaut beim Schreiben ins Grüne. Unter dem Namen Christine Spindler schreibt sie Krimis für Erwachsene, die zum Teil in den USA erscheinen.

Der Illustrator:
Alexander von Knorre wurde 1982 in Magdeburg geboren. Er studierte Visuelle Kommunikation an der Bauhaus-Universität Weimar und arbeitet heute als freier Illustrator für verschiedene Kinderbuchverlage.

Rezensent: Edith Nebel
EdithNebel@aol.com
     
http://www.boxmail.de

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert