Doktorzirkus: Ätsch, wir haben zu!

Ob mein Hausarzt plötzlich krank geworden ist? Oder haben die Jungs vom Straßenbau, die gerade bei ihm vorm Haus irgendwelche Leitungen verlegen, ein Kabel erwischt, so dass die Praxis keinen Strom hat?

Nicht, dass ich dem Herrn Doktor und seinem Team was Böses wünschen würde. Gar nicht! Ich versuche nur, eine Erklärung dafür zu finden, warum ich am Freitag wieder mal vor verschlossener Praxistür stand, als ich mein Rezept abholen wollte.

So ein Rezept muss ich ja, wie Insider bereits wissen, einen Arbeitstag vorher schriftlich beantragen. Es ginge theoretisch auch per Telefon, aber weil in der Praxis andauernd belegt ist, und ich im Büro nicht die Zeit habe, mir die Finger wund zu wählen, bevorzuge ich die Schriftform. Und damit niemand sagen kann, E-Mail oder Fax seien nicht angekommen, drucke ich meinen Antrag immer aus und werfe den Zettel abends beim Doc in den Briefkasten.

Und ich schwör’s: Als ich am Mittwoch Abend dort war, hing noch kein „wir haben übrigens am Freitag zu“-Plakat an der Tür. Doch als ich am Freitag in der Früh mein Rezept abholen wollte, sah ich gerade einen älteren Herrn kopfschüttelnd von der Praxis weggehen und entdeckte den Hinweis an der Eingangstür: „Praxis heute geschlossen“!

Nein, die komplizierten Öffnungszeiten braucht man sich wirklich nicht zu merken. Es genügt die einfache Faustregel: „Wenn du was brauchst, ist keiner da.“

Aber die sagen sich doch nicht einfach: „Heute ist das Wetter schön, da lassen wir den Laden zu und fahren auf die Alb.“ Oder? Vermutlich nicht. Aber wenn nur ein Doktor in der Praxis tätig ist und der aus irgend einem privaten Grund nicht zur Arbeit kommen kann, bleibt der Laden halt zu. Das liegt in der Natur der Dinge. Auch wenn die Patienten dann öfter mal vor verschlossener Tür stehen.

Blöd ist eben, dass die standardmäßige Vertretung in der der benachbarten Kreisstadt sitzt – in einem Winkel, in den sich kein Linienbus verirrt. Die Empfehlung, diese Praxis aufzusuchen, muss für ältere Patienten ohne Auto klingen wie:

„Wenn Sie trotzdem ärztliche Hilfe brauchen, warten Sie entweder, bis wir wieder da sind, oder latschen Sie mit Ihrem Rollator über die Feldwege ins allerhinterletzte Eck der Kreisstadt und besuchen Sie die Praxis meines Kollegen Dr. A. Das heißt, wenn Sie dort überhaupt den Berg raufkommen.“

Ich werde mein Glück nächste Woche noch einmal probieren. Vorher anzurufen und zu fragen, ob jemand da ist, ist wenig sinnvoll. Siehe oben: Bei denen ist andauernd belegt. Wahrscheinlich, weil jeder anruft und fragt, ob die Praxis heute wirklich und wahrhaftig geöffnet ist. Und ich hab im Büro einfach nicht die Zeit, hundertachtunddrölfzig Mal die gleiche Nummer zu wählen.

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