Myrina Black: Todesrufe – Mystery Thriller, Hamburg 2012, Cora-Verlag, Band 202, 142 Seiten, Softcover, 12,5 x 18 x 0,8 cm, EUR 3,50 (D), EUR 3,60 (A), CHF 7,40 (CH), Printausgabe zu bestellen bei http://www.cora.de, Kindle-Edition: 11. November 2011 – Kindle eBook, EUR 3,49.
Im Leben der 19-jährigen Schwesternschülerin Heaven Highwood ist derzeit einiges los. Sie genießt es, fernab vom Elternhaus ihre eigenen Entscheidungen zu treffen, auch wenn sie ihre Familie vermisst. Sie liebt ihre anstrengende Arbeit, und an Freunden und Verehrern herrscht kein Mangel. Der witzige Kenny vom Fahrdienst neckt und behütet sie fast wie ein großer Bruder, der umschwärmte Medizinstudent Dan flirtet mit ihr, obwohl er mit ihrer zickigen Kollegin Victoria liiert ist. Und Kennys interessanter aber unheimlicher Kollege Rick bittet sie zum Date.
Ihrer Kollegin Samira von der Intensivstation kann Heaven fast alles anvertrauen. Nur eines nicht: Als die junge Komapatientin Angela Cloud in die Klinik eingeliefert wird, glaubt Heaven auf einmal Stimmen zu hören. Angela scheint ihr auf telepathischem Weg etwas mitteilen zu wollen und sie um Hilfe zu bitten. Oder bildet sich Heaven das alles ein, weil sie sich mit der gleichaltrigen Patientin spontan verbunden fühlt? Muss Angela Cloud mit ihrem himmlisch ungewöhnlichen Namen nicht unter ähnliche Hänseleien gelitten haben wie Heaven Highwood?
Oder sind die telepathischen Botschaften, die Heaven auch von anderen Komapatienten empfängt, vielleicht ein Zeichen einer psychischer Störung? Die Schwesternschülerin ist verunsichert und behält die Vorkommnisse für sich.
Nach und nach wird ihr klar, was Angela ihr mitteilen will: Ihr Sturz vom Hausdach war kein Unfall sondern ein Mordanschlag. Und es gibt Grund zur Annahme, dass der Täter es wieder versuchen wird. Doch um das zu verhindern, müsste man wissen, wer Angela nach dem Leben trachtet. Zur Polizei kann Heaven damit nicht gehen, denn wer würde ihr die Geschichte glauben? Also stellt sie heimlich auf eigene Faust Nachforschungen über Angelas Vorgeschichte an. Die Anhaltspunkte sind spärlich, und was Heaven erfährt, ist sehr schwer einzuordnen. Und so ahnt sie nicht, wie dicht sie dem Täter schon auf den Fersen ist. Der wird langsam nervös …
Die „Mystery“ und „Thriller“-Ereignisse brechen hier unvermittelt über eine bodenständige und bescheidene junge Frau herein. Heaven Highwood ist kein Mensch, der sich Hals über Kopf in etwas Neues stürzt. Ihre jüngst entdeckten telepathischen Fähigkeiten betrachtet sie mit der gleichen Skepsis wie das Interesse der verschiedenen jungen Männer an ihrer Person. Meinen sie es ehrlich mit ihr oder verfolgen sie irgendwelche Ziele, von denen sie nichts ahnt? Da braucht’s schon ein bisschen mehr als ein attraktives Äußeres und ein paar schmeichelhafte Worte, damit Heaven eine romantische Beziehung auch nur in Erwägung zieht.
Sie ist eine vernünftige Normalfrau, mit der man sich als Leserin gut identifizieren kann. Und ist das Unheimliche nicht immer dann besonders unheimlich, wenn es in einen ganz banalen Alltag einbricht? Dass sie sich trotz ihrer skeptischen Grundeinstellung so spontan und naiv auf das Abenteuer „Tätersuche“ einlässt, entspringt ihrem Mitgefühl für ihre Patientin und ihrer großen Hilfsbereitschaft. Auch das kann man nachvollziehen.
Dieser Roman hat alles, was man als Leserin von einem Mystery-Thriller erwartet: Sinnliches und Übersinnliches – oder anders gesagt: eine sympathische Heldin, Spannung und düstere Geheimnisse, einen kräftigen Schuss Romantik und einen Funken Paranormales.
Als Laie kann man die Korrektheit der medizinischen Fakten nur schwer beurteilen, aber so, wie die Autorin Details aus der Arbeit im Krankenhaus in die Handlung einflicht, muss sie ausgiebig recherchiert haben – ein Zeichen soliden Handwerks. Und das gehört in jedem Genre – neben Phantasie und Erzählkunst – zu den Erfolgsgeheimnissen guter Unterhaltung.
Rezensent: Edith Nebel
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