Zweierlei Stoff

Als ich jung war, habe ich viel gestrickt. Das war damals in Mode. Und immer, wenn ich Strickgarn kaufen ging, ermahnte mich meine Mutter: „Bring nur ja genügend Material mit! Du weißt, wenn du nachkaufen musst und die Wolle dann eine andere laufende Nummer hat, gibt’s Farbabweichungen.“

Meine Mama arbeitete in der Textilbranche und ihre Warnung war berechtigt. Denn das nachgekaufte Garn kann aus einer späteren Produktionsphase stammen und einen leicht anderen Farbton haben als jenes, das man schon zuhause hat. Das fällt im Laden nicht sofort auf. Dunkelblau ist dunkelblau, denkt man. Aber wenn man die Garnknäuel aus den verschiedenen Produktionsreihen nebeneinander hält, sieht man, dass es doch unterschiedliche Farbtöne sind. Oder, was fast noch ärgerlicher ist: Die Unterschiede zeigen sich erst, nachdem man das fertig gestrickte Teil ein paarmal gewaschen hat.

Und das mit den verschiedenen Chargen und den Farbabweichungen, liebe Klamottenhersteller, gilt auch für die Stoffe, die Sie zu Shirts und Röcken, Hemden und Blusen verarbeiten! Das sollte man Profis nicht erst sagen müssen, verflixt nochmal!

Schon wieder ist es mir passiert, dass bei einem teuren Shirt nach mehrmaligem Waschen das Rückenteil deutlich heller geworden ist als der Rest des guten Stücks. Und da ich die Einzelteile eines Kleidungsstücks beim Waschen nicht unterschiedlich behandle, muss es am Material liegen.

Würde ich auf dem Markt irgendwo einen billigen Sch*** kaufen, würde ich sagen, okay, dann gehört’s mir nicht anders. Aber das tu ich ja nicht. Diese Teile waren nicht billig. Und trotzdem hab ich zwei Shirts, bei denen jeweils das Rückenteil einen anderen Farbton angenommen hat als der Rest. Und einen Stufenrock, bei dem es in willkürlicher Verteilung grünlichere und gräulichere Stoffsegmente gibt.

Wenn ich mich jetzt noch erinnern könnte, wo ich was gekauft habe, würde ich denen den Plunder mit Schmackes um die Ohren hauen.

Foto: © Helmut Bender / http://www.pixelio.de

2 Kommentare

  1. Mir ist mal passiert, dass ich so einen Fetzen nach einmal Waschen nur noch im Lumpensack hätte gebrauchen können. Zum Glück wusste ich noch wo es her war. Ich hab das Teil unfrei an die Zentrale von Ulla Popken geschickt und einen Scheck bekommen. Am liebsten hab ich ja die schiefen Nähte, die sich dann in der Spirale um den Ranzen kringeln. Man sollte erst mal lernen wie man Jersey (Strickstoff!) näht. Idioten.

  2. Ach ja die schiefen Nähte! Da hab ich auch einen Seidenpullover von Gudrun S.. Selbst wenn man den von Hand wäscht, verzieht’s den total. Auf die Idee wäre ich vorher auch nicht gekommen. Von denen hatte ich vorher noch nie was qualitativ Lausiges bekommen,

    Ich hab das Teil zum Trocknen mit Nadeln aufs Bügelbrett gepinnt. So wurde er wieder tragbar. Aber für so einen Sch*** hab ich eigentlich keine Zeit.

Schreibe einen Kommentar zu Ute Seemann Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert