Ich wär’ so gern Vulkanier

Emotionen sind anstrengend. Nicht umsonst wäre ich als Kind am liebsten Vulkanier geworden. Die haben keine Last damit.

Drei Wochen in Trauer und ich hab schon genug davon. Ich will nicht nach Feierabend in eine menschenleere Wohnung kommen und traurige Gedanken haben. Jeden Morgen in der Gewissheit aufzuwachen, dass das wieder einer dieser schrecklichen Tage wird und sich die Frage zu stellen, wozu man sich eigentlich durch all den Ärger und das Gedöns wurstelt, ist auch nicht besser. Wenn jeder Tag ein Scheißtag ist, einen nichts freut und kaum was interessiert, warum steht man dann überhaupt auf und plagt sich mit allem möglichen herum?

Natürlich habe ich einige Witwen und Witwer in meinem persönlichen Umfeld, die mir zeigen, dass mit dem Tod des Partners das eigene Leben nicht vorbei ist. Und ich hoffe ja, dass das für mich auch zutrifft und wieder bessere Zeiten kommen. Aber ich ahne jetzt, wie sich jemand fühlen muss, der der festen Überzeugung ist, dass für ihn keine besseren Tage mehr kommen können – und der deshalb aufgibt. Nicht, dass ich das vorhätte. Aber meinem Partner muss es so ergangen sein. Und ich kann mir jetzt ansatzweise vorstellen, wie das ist.

Anstrengend und zermürbend ist das alles. Ich hab keine Lust mehr, mich so schlecht zu fühlen. Aber Trauer kann man nicht vorspulen. Und wie man auf die Schnelle doch noch Vulkanier werden kann, weiß hier vermutlich auch niemand, oder?

Prosper

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