Träume und Albträume

Immer, wenn ich das Gefühl habe, alle möglichen Leute bestimmen, wo es in meinem Leben langgeht, nur ich selber nicht, träume ich vom Autofahren. Und nicht ich fahre mit dem Auto, sondern das Auto fährt mit mir. Mal ist es ein Fahrzeug unbekannter Machart, das ich nicht bedienen kann, mal bin ich ein Kind, das noch gar keinen Führerschein besitzt, oder ich nehme eine falsche Abzweigung und komme nicht mehr auf den gewünschten Weg, weil es einfach keine Abbiegemöglichkeit mehr gibt. Oder ich verliere total die Orientierung und weiß, weder wo ich bin, noch genau, wo ich hinwill.

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Wenn ich überfordert bin, träume ich von der Schule oder vom Studium. Ich müsste noch irgendwelche Prüfungen nachschreiben in Fächern, von denen ich vor 30 Jahren zuletzt was gehört habe. „Du weißt, dass du noch in Mathematik, Physik und Geschichte geprüft wirst!“, sagt jemand ganz streng zu mir. Wenn ich die Prüfung nicht bestehe, ist mein Titel ungültig. Als ob der heut noch eine alte Sau interessieren würde – oder jemals interessiert hat!

Lustig fand ich, dass mein Vater heute noch, mit 88, in stressigen Situationen Versagensängste aus dem Berufsleben im Traum bearbeitet. Der Daimler habe bei ihm Teile bestellt und er könne sie nicht liefern, hat er mir dieser Tage von seinem Albtraum berichtet. Niemand enttäuscht ungestraft die Autofirma mit dem Stern! Nicht mal im Traum!

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Oft träume ich auch von Häusern. Von ganz tollen Gebäuden, die ich zu bewohnen beabsichtige. Von wunderbar eingerichteten Räumen in meinem Elternhaus, die ich noch nie zuvor gesehen habe und jetzt auf einmal ganz überraschend entdecke. Was man daraus alles machen kann! Warum habe ich die früher nie gesehen? Oder habe ich nur vergessen, dass es sie gibt?

Diese Hausträume begleiten mich schon mein ganzes Erwachsenenleben lang.

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In meinem Traum letzte Nacht ist mir voller Schrecken eingefallen, dass da ja noch Zimmer im Dachgeschoss sein müssen, in denen Blumen stehen, die ich jahrelang nicht gegossen habe.

Ob diese ungenutzten Räume für bisher ungenutzte Fähigkeiten und Möglichkeiten stehen?

Unversehens wurde der Traum vom Haus dann ganz realistisch. Ich stand in im Erdgeschoss meines Elternhauses und sollte darüber Auskunft geben, wie dieses Gebäude denn nun genau modernisiert werden sollte. Ich wusste spontan keine Antwort. Wie ein Depp stand ich da, ganz allein, und hatte keinen, den ich um Rat fragen konnte. Der Mann ist nicht mehr da und alle anderen waren beschäftigt.

Das hat mit meiner derzeitigen Lebenssituation zu tun. Wenn künftig Entscheidungen zu treffen sind, werde ich sie allein treffen müssen, denn ich habe niemanden mehr, mit dem ich mich austauschen könnte. Wobei mir bewusst ist, dass ich das in den letzten anderthalb Jahren ohnehin schon so gehandhabt habe, weil der Mann krankheitsbedingt für meine Sorgen und Nöte praktisch nicht mehr ansprechbar war. So gesehen hatte ich nur noch die Illusion einer Unterstützung. Jetzt hab ich nicht mal mehr das.

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