Derzeit ungesellig

Ich weiß: Verwandte und Freunde, die mir nahelegen, doch wieder unter Leute zu gehen, meinen es gut. Sie wollen verhindern, dass ich mich in meinen vier Wänden verstecke und dort vereinsame. Wohl wissend, dass ich schon immer ein Stubenhocker und Einsiedlerkrebs war und mich in größeren Runden meist nicht sehr wohl fühle.

Foto:  (c) Gerhard Loew
Foto: (c) Gerhard Loew

Im Augenblick ist mir aber nicht nach Trubel. Fröhlichen Rummel halte ich derzeit nur sehr schlecht aus. Unter Leuten, die ausgelassen lachen und blödeln, fühle ich mich wie ein Alien. Ich bin froh, wenn ich nach Feierabend nach Hause darf und meine Maske fallen lassen kann.

Es ist ziemlich anstrengend, im Job Tag für Tag die perfekt funktionierende Büromaus zu geben, in Nachlass- und Immobilienangelegenheiten die unerschütterlich toughe Geschäftsfrau und jeden Abend am Telefon meinem Vater auch noch die allzeit starke, fröhliche und zuversichtliche Tochter vorzuspielen. Schwäche verachtet er nämlich, und auf Verachtung habe ich derzeit nicht auch noch Bock. Psychische Durchhänger sind für ihn, genau wie Krankheiten, Luxusprobleme undisziplinierter Weicheier. Also anrufen, lächeln, schauspielern …

Trotzdem freue ich mich auf eine bevorstehende Geburtstagsfeier. Die Mädels dort werden von mir keine oskarreife Schauspielleistung erwarten. Sie kennen mich und sie kennen das Leben. Manchmal läuft es eben Scheiße, und dann ist man nicht so gut drauf. Irgendwann werden vielleicht wieder bessere Zeiten kommen. Das ist zwar im Moment schwer vorstellbar, aber nicht generell auszuschließen.

 

3 Kommentare

  1. So isch’s! Die Hälfte der Damen hat sich im letzten halben Jahr scheiden, teilweise nach 25 oder 35 Jahren….
    Kopf hoch, au wenn dr Hals dreckig isch…

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