Viel Gedöns haben wir nie gemacht um den Muttertag. Aber wir wären sicher zum Kaffeetrinken zusammengessen. Jetzt sind von der Familie nur noch mein Vater und ich übrig. Und statt einer Orchidee oder irgendeiner spektakulär exotischen Pflanze, die man sich ins Wohnzimmer stellt, bringe ich einen Blumenstock aufs Grab. Auch wenn das Wetter auch noch so garstig ist. Mein Vater besteht drauf: Am Muttertag muss ich Blumen auf den Friedhof bringen, selbst wenn es junge Hunde regnet. Aber okay, das gehört sich eben so, auch wenn Friedhofsbesuche noch so deprimierend sind. Und ich habe ja zum Glück einen trockenen Moment erwischt.
Was immer auch das für ein Teil ist, mir hat’s gefallen. Eine Art Geranie?
Und jetzt blühen auch auf dem Friedhof die Kastanienbäume:
Was habem mich früher die ständigen Familienfeiern angenervt. Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Ich mag meine Verwandtschaft. Es war die schiere Masse an Veranstaltungen, die meine spärliche Freizeit aufgefressen hat. Wir hatten beide eine große, feierwütige Familie und waren im Frühjahr und im Herbst buchstäblich an jedem zweiten Wochenende auf einer Familienfeier.
Meine Kollegen haben schon immer gegrinst.
„Wir waren am Wochenende da und da. Und du?“
Und ich so: „Waschen, putzen, bügeln, einkaufen – Familienfeier.“
Und jetzt, wo immer mehr aus meiner Mischpoche „unterirdisch“ zu finden sind, ist es mir auch nicht recht. Da würde ich gern noch mal in der alten Besetzung am langen Tisch im elterlichen Wohnzimmer sitzen. Aber nicht alle vierzehn Tage! Das dann doch nicht.