Wofür ich STAR TREK dankbar bin

Ich war 11 Jahre alt, als die TV-Serie „Raumschiff Enterprise“ zum ersten Mal im deutschen Fernsehen ausgestrahlt wurde. Ich weiß noch genau, wie gespannt ich die Vorankündigungen in den Zeitschriften verfolgte.

Science-Fiction – das war für mich damals etwas unerhört Neues. Man darf nicht vergessen: Es war in der Prä-Internet-Ära in den 1970ern, in einer Zeit, in der es maximal drei Fernsehprogramme gab. Und ich lebte auf dem Dorf. Was kannte man da schon an Unterhaltung? Das lokale Vereinsleben, ein paar Fernsehserien – und die Schneider-Bücher, die das örtliche Spielwarengeschäft vorrätig hielt.

Science-Fiction also. Hätte man mich damals gefragt, warum ich diese Serie mit einer solchen Begeisterung verfolgte, hätte ich vermutlich geantwortet: „Monster, Raumschiffe, Abenteuer. Sowas habe ich noch nie gesehen!“

Vermutlich war das nur die halbe Wahrheit. Irgendwie muss bei mir die Botschaft angekommen sein, dass es keine Rolle spielt, ob du europäisch, asiatisch oder afrikanisch ausschaust, mit Akzent sprichst oder ein sozial etwas schwergängiger Nerd bist, dass es egal ist, ob Mann oder Frau, grantig, cholerisch oder sonnigen Gemüts – wenn du mit deinen Fähigkeiten Probleme lösen kannst, bist du keine Lachnummer, sondern ein Teil des Teams. Und was du auch bist, denkst oder glaubst – du kannst sogar Freunde finden.

Gut, ein paar hilflose plöde Plondinen gab es in der Serie auch … Yeoman Rand mit der geflochtenen Kaffeewärmerfrisur, z.B. Und all die leicht bekleideten Weibsen, die den Captain anschmachteten. Aber es gab auch Wissenschaftlerinnen, die Ahnung und etwas zu sagen hatten.

Lt. Uhura, so liest man, sei ein Vorbild für viele afroamerikanische Mädchen gewesen. Whoopi Goldberg wird gern mit den Worten zitiert: „I just saw a black woman on television; and she ain’t no maid!“ Und mit Mr. Spock hatten auf einmal alle die Geeks und Freaks und Nerds ein Idol, die in keine Gruppe passten und nie so recht kapiert haben, worüber die anderen sich amüsierten. Der Typ war auch reichlich sonderbar, aber keiner lachte ihn aus.

Dass ich vor dem Spiegel geübt habe, bis ich, wie er, eine Augenbraue hochziehen und dabei gleichzeitig arrogant und angepisst dreinschauen konnte, habe ich schon öfter erzählt. Ich nutze das noch heute.

Als Teenager habe mir ordentlich Mühe gegeben, möglichst schnell und gut Englisch zu lernen, damit ich die STAR-TREK-Bücher im Original lesen konnte. An die Bücher ranzukommen war kein Problem. Das Händler-Gen … Und das Englischlernen lief mit dieser Motivation wie von selbst.

Durch STAR TREK kam ich auf die Idee, katzenäugige Alienfrauen zu zeichnen – was mich in die Presse und ins Fernsehen brachte. Etwas mit Medien zu machen, stellte ich fest, ist ziemlich unterhaltsam.

Auch wenn mich die späteren STAR-TREK-Serien nicht mehr so mitreißen konnten wie das Original – wahres Fandom hat vermutlich ein Zeitfenster -, bin ich immer ein „Trekkie“ geblieben. Auch wenn ich heute natürlich die billigen Pappkulissen als solche erkenne. Wenn ein Mann mich deshalb ausgelacht hätte, hätte er keine Chance bei mir gehabt. Zum Glück war meiner auch für SF jeder Art zu begeistern.

Nie wäre ich kostümiert auf eine Convention gegangen. Da hätte ich mich geniert. Aber ich besaß die Raumschiff-Enterprise-Folgen zunächst auf Video (deutsch und englisch) und später auf DVD. Und ich verfolge immer noch, was die Schauspieler heute tun. Natürrrrlich folge ich George Takei auf facebook! Der Doktor starb und Scotty, und ich dachte, da gehen sie dahin, die Helden meiner Jugend. Wider besseren Wissens kann ich nicht fassen, dass das heute alte Herren in den 80ern sind. Für mich bleiben sie ewig so jung wie in der Serie.

STAR TREK brachte mich generell auf den Science-Fiction-Trip. Ich las alles, was ich erwischen konnte und landete in meinen Zwanzigern schreibend, übersetzend und zeichnend bei einem professionellen Science-Fiction -Magazin. Und das war eine der Grundlagen für den Job, den ich heute mache.

Bei meiner Bewerbung um meinen jetzigen Job bekam ich mit, dass die deutsche Niederlassung 430 Mitarbeiter hatte. Zum Glück habe ich nicht gleich losgeplärrt: „Cool! So viele wie auf dem Raumschiff Enterprise!“ Gedacht habe ich es.

Vielleicht war es kein Zufall, dass mein rastloses Herumwandern durch die Firmen damit zu Ende war und ich bei diesem Unternehmen geblieben bin. Es ist ein internationaler Konzern, die Amtssprache ist Englisch. Und es ist weitgehend egal, wer du bist, woher du kommst, woran du glaubst und wie du ausschaust. Du darfst auch ein ungeselliger Nerd sein. Solange du die Probleme, die sie dir auf den Schreibtisch kippen, lösen kannst, bist du ein Teil vom Team. Zumindest solange die Föderation besteht.

Sollten je die Aliens zur feindlichen Übernahme antreten, werde ich eben von Bord gehen und anderswo „fremde Galaxien erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen“. Das Lösen von Problemen habe ich schließlich gelernt.

Foto: Wikimedia Commons / CC BY-SA 3.0
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2 Kommentare

  1. Liebe Edith
    Ich komme jetzt erst dazu, deine letzten posts zu lesen. Bei diesem hier musste ich wirklich schmunzeln und erkenne mich wieder 🙂 Als DDR Kind wusste ich leider nicht vorher, dass es Star Trek gibt, ich war eines tages völlig von den Socken, als es im TV kam. Seit dem bin ich Fan – wie du weißt. Aber ich kenne das gut. Für mich war es die Tatsache, dass die Leute dort zusammen hielten und gemeinsam Lösungen suchten, sich gegenseitig ernst nahmen und nicht hysterisch herumsprangen und Egotrips fuhren -wie in 99% aller heutigen Serien und Filme. DAS gab mir Hoffnung, dass die Welt der Erwachsenen auch so sein könnte. Ich war damals vll 9 Jahre alt.
    Zwar hat sich diese Hoffnung nicht bestätigt, aber ich hänge noch heute an den Filmen und Romanen 🙂 Seit einiger Zeit bin ich wieder voll im Lesefieber und fühle mich wieder wohl und irgendwie zu Hause – im Weltraum da draussen 😀 liebe Grüße

  2. Nicht nur in der Prä-Internet-Ära (die ja in den 80ern trotz C 64 bzw. 128 noch nicht vorüber war!), sondern auch weitgehend in der Ära vor einer wirklichen Computeranimation. Die „billigen Pappkulissen“ waren nämlich wesentlich aufwendiger und die Trickeffekte erforderten sehr viel Phantasie der Macher.

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