Paul R. Uhl: Viechereien. Lyrik zum Thema Tiere

Paul R. Uhl: Viechereien. Lyrik zum Thema Tiere, Passau 2010. Selbstverlag, erhältlich bei Paul R. Uhl, Paul-Uhl@web.de, ca. 100 Seiten, zahlreiche farbige Abbildungen, Format: 14,5 x 19,0 x 0,8 cm, EUR 10,–.

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Abbildung: (c) Paul Uhl

Das Buch sieht selbstgemacht aus? Irgendwie nach Copyshop? Genau das ist es auch. Kein Werk, das die Verlagsmaschinerie passiert hat, sondern ein besonderer Service des Autors für seine Leserinnen und Leser – damit sie sich seine „tierischen“ Gedichte nicht aus dem Internet zusammenklauben und selber ausdrucken müssen, sondern eine Auswahl seiner lyrischen Viechereien in einem handlichen Bändchen beisammen haben.

Der Autor hat seine Gedichte bewusst nicht nach einem Schema geordnet. Die Abwechslung gefällt ihm, und so stehen hochdeutsche Beiträge neben solchen in bayerischer Mundart, Wespen finden sich neben Pferden wieder, der Kater neben dem Kuckuck, Betrachtungen über den Darwinismus stehen dem Drama einer Ameiseninvasion gegenüber. Nie weiß man, was einen um die nächste Ecke erwartet. Wie im wahren Leben.

Jeder Beitrag ist farbig bebildert. Viele Aufnahmen stammen vom Autor selbst. Er ist begeisterter Fotograf und ein Anhänger der Makrofotografie. Diesem Hobby verdanken wir eine Menge eindrucksvoller Insektenfotos.

Foto: Nebel / Paul Uhl
Foto: Nebel / Paul Uhl

Da die Gedichte jedes erdenkliche Tier zum Thema haben können und einem in Passau nicht unbedingt Rentiere, Krokodile oder Goldschakale vor die Linse laufen, sind manche Texte auch mit rechtefreiem Bildmaterial illustriert.

Ein paar Kostproben von Paul Uhls Gedichten haben wir bei www.tiergeschichten.de ja schon bekommen, deswegen mögen hier ein paar wenige Auszüge genügen: Über ein Souvenir aus Skandinavien schreibt der Autor so treffend:
„Gekauft in Samland haben’s wir,
da liegt es – riecht und haart wie toll …
Jedoch – da es ein Souvenir –
Da macht’s nix, es ist wundervoll …“ (Seite 22)

Vom Fliegen träumt Paul Uhl immer wieder, und so macht er sich auch über den Mythos vom Ikarus seine Gedanken:
„Ach, Ikarus, ich glaube nicht,
dass deine Flügel schmolzen.
Ist kalt dort oben, nah am Licht …
Vielleicht war es ein Bolzen,“ (Seite 53)

Irgendwas muss er wohl falsch gemacht haben, der Ikarus. Dem Menschen ist es eben nicht bestimmt zu fliegen. Das muss er der Vogelwelt, den Insekten und Fledermäusen überlassen. Erhebt er sich dennoch in die Lüfte, mit welchen Hilfsmitteln auch immer, ist das stets mit einem Risiko verbunden.

Wer Freude an der bayerischen Mundart hat und im Dialekt geschriebene Texte ohne Schwierigkeiten lesen kann, wird sich über den Baamhackl – den Specht – auf Seite 85 amüsieren, über das gut beobachtete Zusammenleben mit einer Hauskatze kichern (A Katz‘, Seite 55) und über die Ansprache eines Rindviechs schmunzeln (Seite 13).

Und was der Autor zum Thema „Frühlingsgefühle“ schreibt, wird sicher breite Zustimmung finden. Vorausgesetzt, wie gesagt, man versteht den Dialekt:
„Und d‘ Sunn scheint eina do, ins Zimma:
As Frühlingsgfui kommt! – Is des schee!
An Amslmo, den hoit’s scho nimma,
und uns – wird’s an ned andast geh …“ (Amslschlog, Seite 27)

Ja, bei den Tieren geht es eben oft sehr menschlich zu. Und bei den Leuten tierisch. Der Homo sapiens kann sich einbilden, was immer er mag – er ist auch nur ein Primat. Okay: ein Primat, der lesen, denken und lachen kann und womöglich Spaß an diesem Lyrikbändchen hat.

Der Autor
Paul R. Uhl, 1941 in Garmisch-Partenkirchen geboren, arbeitete als Maschinenschlosser, Technischer Zeichner, Lokführer, Soldat … Fachabitur machte er mit 36. Nach dem Studium war er Diplomfinanzwirt und als Verwaltungsbeamter tätig. Seit 2004 ist er Pensionist. 1999 begann er zu schreiben, erst Reiseberichte, später auch Lyrik. Seit 2000 ist er Vorsitzender des Autorenkreises „Passauer Dreiflüsseschreiber“.

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