Ist das eigentlich noch normal? Bis ich morgens meinen Arbeitsplatz voll betriebsbereit habe, hab ich bis zu 8 User-IDs und Passwörter eingegeben. Und nicht, dass hier einer denkt, ich arbeite für den Geheimdienst. Nein, auch nicht für den, bei dem’s niemals ein Unfall ist.
Wenigstens komme ich ohne Passwort ins Bürogebäude. Dazu brauche ich nur meine ID-Card. Die öffnet mir alle Türen im Gebäude, zu denen ich Zutritt haben darf. Und dann geht’s los:
- Computer hochfahren. Anmelden. ID und Passwort, das sich auch noch vierteljährlich zu ändern hat, sich nicht wiederholen darf und bestimmte formale Voraussetzungen erfüllen muss.
- Andere ID, anderes Passwort – für die Programme, die wir verwenden. Bin ich einen Lidschlag zu langsam mit dem Eintippen, und das bin ich in 99 von 100 Fällen, verschwindet das Eingabefenster wieder und ich darf mich nachher für jedes Programm einzeln anmelden. Sprich, das Fenster poppt bis zu fünfmal auf und ich muss die ID- und das Passwort jedes Mal aufs Neue eingeben. Wegklicken geht nicht.
- Anwesenheitsmeldung. Wieder eine andere Kombination aus ID und Passwort. Und wehe, ich vergesse, nach der Anmeldung auf den grünen Button zu klicken. Dann wird meine Arbeitszeit nicht registriert und ein umständliches Korrekturprozedere läuft an.
- Zum Glück ist die Anmeldung für das E-Mail-Programm jetzt mit einem der anderen Anmeldevorgänge synchronisiert. 20 Jahre lange war dafür noch eine weitere ID-und-PW-Kombination erforderlich.
- Brauche ich Zugriff auf eine Datenbank, wird wieder eine neue Kombination nötig.
- Und natürlich sind auch die hausinternen organisatorischen Informationen passwortgeschützt. Bis vor kurzem waren es noch zwei IDs und zwei PWs, auch da hat man etwas vereinheitlicht. Jetzt ist es nur noch eine Kombi, aber ich kann mir ums Verrecken nicht merken, welche.
- Ach ja: Das Telefon hat selbstverständlich einen PIN-Code.
Nicht mitgezählt sind irgendwelche Registrierungs-Passwörter, die alle Jubeljahre mal gefordert werden, und die ich dann natürlich nicht mehr weiß. Nicht alles habe ich mir aufgeschrieben. Bei manchem bin ich gar nicht auf die Idee gekommen, dass ich das noch einmal brauchen würde.
Und sollte ich je das Passwort noch wissen, scheitere ich garantiert an der ID. Erster Buchstabe des Vornamens und Nachname? VornameNachname? Deutsche oder internationale E-Mail-Adresse? Nur Nachname? Die ersten zwei Buchstaben des VN und die ersten des NN? Meine Initialen? Das Firmenkürzel? Groß, klein oder gemischt geschrieben? Die Personalnummer? Durfte ich das selber bestimmen oder haben wir das vorgegeben bekommen?
Es ist die Pest!
Und das sind ja nur die PWs fürs Büro. Von dem, was man im Alltag so hat, vom E-Mail-Accout über Blogs, Foren und Firmen fange ich gar nicht erst an. Ich weiß gar nicht, wie viele ungenutzte Accounts von mir irgendwo herumdümpeln, weil ich die Zugangsdaten nicht mehr kenne.
Oh, und was noch der Knaller ist bei all dem Hochsicherheitsgedöns am Arbeitsplatz: Gehste in Urlaub, gibste alle deine relevanten Passwörter deiner Vertretung …

Foto: (c) Tim Reckmann / www.pixelio.de
PW sind doch etwas feines! Man muss nur das richtige finden, es gab da so eine Geschichte, ich weiß jetzt nicht von wem: Kneipe, Gast am Thresen: „Hey ich habe ein neue PIN für meine Geldkarte! Vier mal die 1!“ Wildes Getöse der anwesnenden Gäste:
„Du darfst doch deine PIN nicht in der Öffentlichkeit verraten, bist du wahnsinnig!?“
„Habe ich die richtige Reihenfolge erklärt?“, so die intelligente Gegenfrage des Gastes.
Gruß
Rainer
😀
Ich hab mit PINs weniger Schwierigkeiten als mit Passwörtern.