Marianne Kaindl: Das Vermächtnis des Hypnotiseurs. Der zweite Coco-Katzenkrimi, Stetten bei Meersburg, 2015, ABB-Verlag, ISBN 978-3-945664-01-8, Hardcover, 176 Seiten mit zahlreichen s/w-Illustrationen, Format: 15,4 x 2 x 21,6 cm, EUR 14,80, Kindle: EUR 5,49.
„Als ich Hauptkommissar Silkowski kennen lernte, damals, als er mein Frauchen verdächtigte, ihren Ex ermordet zu haben, da hielt ich ihn für einen Idioten. Ich sag’s ja: Der erste Eindruck ist fast immer richtig.“ (Seite75)
Seit die sechs klugen Katzen der Fotografin und Fotodesignerin Rebekka Sommerthal ihr Frauchen aus einem Mordfall herausgepaukt haben, halten sie sich für Privatdetektive. Kommissar Silkowski, der Rebekka damals als Mordverdächtige verhaftet hatte und es nicht so cool fand, dass Katzen-Spürnasen seiner menschlichen überlegen waren, hält eine tierische Detektei für eine absolute Kateridee.
Normalerweise wäre es Katze Coco und ihren Mitbewohner*innen und Detektiv-Kolleg*innen egal, was der Polizist mit dem Goldkettchen denkt, aber er ist nun mal in ihrer Region fürs Ermitteln zuständig. Sowie sie sich in einen Kriminalfall einmischen, haben sie Silkowski an der Backe. Und er sie.
Todesfall beim Faschingsball
Jetzt ist es wieder so weit: Rebekka, ihr Lebensgefährte – der Galerist Stefan Zumthor – und klammheimlich auch Katze Coco nehmen am legendären Rosenmontagsball der Familie von Hohenstein teil. Das ist ein gesellschaftliches Ereignis der Spitzenklasse – und das seit 1860.
Eben tanzt die Hausherrin noch gut gelaunt mit einem attraktiven Mann aus dem Showbusiness, und im nächsten Moment springt sie vom Balkon in den Tod. Ihr Tanzpartner, ein Hypnotiseur aus der Schweiz, ist danach wie vom Erdboden verschluckt.
Ein Suizid aus heiterem Himmel? Oder war es Mord? Die Todesumstände sind rätselhaft.
Mord, Suizid oder der Familienfluch?
Coco hat bei ihrem Streifzug durch den Faschingsball genügend aufgeschnappt um zu wissen, dass mehr für einen Mord spricht als dagegen. Herr von Hohenstein hätte ein Motiv, eine gewisse Gabriella ebenfalls. Selbst die egozentrische Tochter Anita könnte es gewesen sein. Sie kann es kaum abwarten, an ihr Erbe zu kommen um mit ihrem Freund in die USA auswandern zu können. Und dann wäre da noch, so abseitig es klingt, ein Jahrhunderte alter Familienfluch, demzufolge Frau von Hohenstein einen frühen, gewaltsamen Tod sterben würde. Ihr Mann hat das für Unsinn gehalten, aber Frau und Tochter haben fest daran geglaubt. Und es gibt ja so etwas wie selbst erfüllende Prophezeiungen. In diesem Zusammenhang wäre es gut zu wissen, was eine gewisse Familie Ummendorf dazu zu sagen hat. Aber die müsste man erst einmal finden.
Coco ist sicher: Das ist alles viel zu kompliziert für den Kommissar. Da muss sie mit ihren Detektivkatzen ran! Wie gut, dass die von Hohensteins auch eine Katze haben, den charmanten Siamkater-Mix Lucky. Von Artgenosse zu Artgenosse läuft die Kommunikation doch gleich viel leichter, als wenn man erst eine Übersetzungs-App bemühen muss, um sich mit Zweibeinern zu verständigen. Dass Cynthia-Marie, die Tochter von Kommissar Silkowski, zur selben Clique gehört wie Anita von Hohenstein, trifft sich ebenfalls gut. Mit Cynthia versteht Coco sich prächtig. An ihrer Seite kommt sie ganz offiziell in die von-Hohenstein-Villa. So kann sie ungestört ermitteln.
Die Detektiv-Katzen ermitteln
Vom Thema Hypnose sind die Katzen fasziniert. Ob sie das auch könnten? Vielleicht kann man mit dieser Methode ja herausfinden, wer etwas zu verbergen hat und warum Suzanna-Kirstin von Hohenstein sterben musste. Doch wer imstande wäre, einen anderen Menschen über einen Balkon zu schubsen, der ist auch sonst zu allem fähig. Das bekommt als erstes Kater Lucky zu spüren.
Kein Zweifel: Die Katzen haben sehr gefährliche Gegner. Ob sie den Fall trotzdem lösen?
Wie schon im ersten Band, SECHS KATZEN UND EIN TODESFALL, stehen die menschlichen Abgründe in starkem Kontrast zum idyllischen Leben in der Katzen-WG. Die Tiere haben allenfalls kleine Alltagsprobleme: ein paar Eifersüchteleien oder Ärger mit der Nachbarin. Da könnte man schon zu dem Schluss kommen, Katzen seien die besseren Menschen. Okay: Die Geschichte wird ja auch von einer Katze erzählt. Die ist da vielleicht nicht ganz unparteiisch.
Ein paar sympathische Zweibeiner gibt’s im Buch natürlich auch. Aber die Bösewichte und –wichtinnen sind wirklich sehr, sehr fies.
Überführung per Hypnose?
Weil das Thema Hypnose hier eine wichtige Rolle spielt, erfahren wir auch so manches Wissenswerte über dieses Verfahren und über seine Geschichte. Und ja, ich glaube auch, dass Katzen in dieser Disziplin Naturtalente sind. 😉
Katzenfreund*innen werden vieles von dem, was Coco aus ihrem Alltag erzählt, wiedererkennen und sich bestens amüsieren. Wie bei allen Tierkrimis sollte man natürlich auch hier bedanken, dass wir in Sache Realitätsnähe Abstriche machen müssen, sobald tierische Protagonisten vermenschlicht werden. Aber ich denke, wer einen Katzenkrimi kauft, der weiß das.
Es empfiehlt sich übrigens, Band 1, SECHS KATZEN UND EIN TODESFALL, zuerst zu lesen. Ich habe versehentlich mit diesem Band angefangen, und das ist der zweite. Ich hatte alle Mühe, mir die Vorgeschichte zusammenzureimen. Nur, wenn man die richtige Reihenfolge einhält, hat man den vollen Genuss.
Die Autorin
Marianne Kaindl studierte Germanistik, Philosophie und Buchwesen und ergänzte dies durch eine profunde Ausbildung zur Multimedia-Autorin und -Projektleiterin. Für ihren Coco-Katzen-Krimi „Sechs Katzen und ein Todesfall“ wurde sie mit dem Indie Autor Community-Preis 2018 ausgezeichnet. Sie lebt mit ihren Katzen am Bodensee in der Nähe von Meersburg. Seit Heft 5/19 ist sie alle zwei Monate Gastautorin mit Katzen-Kurzkrimis in der renommierten Zeitschrift „Our Cats“.
Website der Coco-Katzen-Krimis: www.katzen-krimi.de
Rezensentin: Edith Nebel
E-Mail: EdithNebel@aol.com
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