Marianne Kaindl: Leserkatzen – Krimi-Helden. Vier Kurzkrimis

Marianne Kaindl: Leserkatzen – Krimi-Helden. Vier Kurzkrimis, Stetten bei Meersburg 2018, ABB-Verlag, ISBN 978-3-945664-03-2, Softcover, 82 Seiten mit 24 s/w-Fotos, Format: 14,9 x 1,2 x 20,8 cm, EUR 8,50.

Abb. (c) ABB-Verlag

Dass Marianne Kaindl Gastkatzen in ihren Coco-Katzenkrimis auftreten lässt – die Tiere ausgewählter Leser*innen – ist nichts Neues. Schließlich arbeitet die Autorin nicht ausschließlich im stillen Kämmerlein, sondern ist in regem Austausch mit ihrer Zielgruppe. Von da an war der Weg nicht weit bis zu der Idee, die eine oder andere Leser*innenkatze auch mal zur Hauptfigur eines der Kurzkrimis zu machen.

Zur Durchführung dieses Projekts gab es virtuelles Katzen-Casting. Man konnte sich mit Texten, Fotos und Videos über seine Katze bei der Autorin bewerben. Nachdem die Jury ihre Wahl getroffen hatte, wurden den ausgewählten Tieren jeweils ein Kriminalfall auf den Leib geschrieben. Das muss ein Heidenaufwand gewesen sein, der sich aber gelohnt hat. Auf diese Weise sind vier sehr unterschiedliche Kurzkrimis entstanden, die auch brisante aktuelle Themen aufgreifen.

1. KOPFSCHLAG

Paulinchen und Bubu absolvieren in der Coco-Akademie in Überlingen eine Ausbildung zur Krimi-Katze. Paulinchens Praktikumsarbeit ist inhaltlich nicht ganz so optimal für die traumatisierte Tigerkätzin, aber man muss die Leichen nehmen, wie sie fallen. Eine Frau ist durch einen Schlag auf den Kopf getötet worden – ein Schicksal, dem Paulinchen als Kätzchen nur mit knapper Not entgangen ist.

Die Polizei macht es sich einfach und verdächtigt den jungen Mann, der die Tote gefunden hat. Der ist aber aus Sicht der Katzen ganz unschuldig ins Visier der Ermittler geraten.

Paulinchen stellt sich der Herausforderung. Zusammen mit Katze Coco und ihrem schüchternen Kommilitonen Bubu macht sie sich auf zum Tatort. Dort wird sie in mehr als einer Hinsicht mit ihrer Vergangenheit konfrontiert …

2. VER-RÜCKT

Rusty, der samtpfotige Psychologe, macht sich Sorgen um seine Patientin Luna Althoff. Seit sie verheiratet ist, ist aus der vormals fröhlichen jungen Frau ein konfuses Wrack geworden. Mal äußert sie Suizidabsichten, mal spricht sie davon, dass jemand sie ermorden will. „Psychologie und Feingefühl reichen da nicht aus, da muss zusätzlich kriminalistischer Spürsinn her“, meint Rusty (Seite 34) und bittet Kater Neelix von den Krimi-Katzen um Unterstützung.

Heimlich besuchen die beiden die verwirrte Frau, die früher so gerne in der Natur war und heute nur noch im abgedunkelten Zimmer sitzt und denkt, sie müsse ihrem Ehemann dankbar sein, dass er sie nicht in eine Klinik einweisen lässt. Kater Neelix hat allerdings eine ganz andere Vermutung.

Aus sicherer Entfernung heraus beobachten die beiden Kater das Paar und es wird immer deutlicher, dass hier etwas mächtig faul ist …!

3. DER TEMPEL DER HATSCHEPSUT

Sogar aus dem Ausland reisen Student*innen an, um sich am Bodensee zur Krimikatze ausbilden zu lassen. Die weiteste Anreise hatte sicher Lucky aus Luxor/Ägypten. Doch so interessant die Ausbildung auch ist und so sympathisch die Dozenten und Kommilitonen – jetzt hat Lucky Heimweh und beschließt, vorzeitig abzureisen.

Da trifft es sich gut, dass Vanessa aus der Schweiz – eine Cousine von Cocos Frauchen Rebekka –  gerade zu einem Ägypten-Urlaub aufbrechen will und sich als Flugpatin anbietet. Vanessa hat selbst Katzen und erklärt sich gerne bereit, Lucky gleich nach der Landung bei ihren Menschen in Luxor abzuliefern. Doch bald wird Lucky klar: Mit Vanessa stimmt was nicht …

4. KINDERSCHÄNDER

Die große Abschlussfeier für die Absolventen der Coco-Akademie für Krimikatzen steht an. Die Katzen reisen aus allen Himmelsrichtungen an. Menschliche Gäste gibt’s auch. Sogar die nervige Nachbarin ist eingeladen. 🙂 Alle sind in Partystimmung.

Ob das Wohnmobil, das jetzt am nahen Waldrand parkt, noch weitere Partygäste bringt? Coco beobachtet das Fahrzeug neugierig. Zum Glück! Denn so bekommt sie mit, wie ein verzweifelter kleiner Junge aus dem Fahrzeug flüchtet und von einem wütend brüllenden Mann mit einem Prügel verfolgt wird.

Rund ein Dutzend Tiere macht sich auf, um dem Jungen zu helfen, doch der hat vor hilfsbereiten Vierbeinern mehr Angst als vor prügelnden Zweibeinern. Jetzt ist guter Rat teuer …

Spannend, unterhaltsam, aktuell

Man muss Marianne Kaindls COCO-KATZENKRIMIS nicht kennen, um LESERKATZEN-KATZENKRIMIS folgen zu können, aber Kenner*innen der Reihe können sich wahrscheinlich ein bisschen schneller orientieren als Seiteneinsteiger.

Es sind durchaus aktuelle und unbequeme Themen, die hier angesprochen werden. Gemütliche „Häkelkrimis“ sind das nicht! Die Coco-Katzenkrimis kann man bedenkenlos Kindern in die Hand drücken. Bei diesem Band wäre ich damit vorsichtig, obwohl es sich um dasselbe Ermittlerpersonal handelt.

Meine Lieblingsstory in dem Band ist VER-RÜCKT. Auch wenn erfahrene Krimikonsument*innen recht bald ahnen, worin Lunas Problem besteht, ist es einfach zu schön, einen großen, fiesen Plan krachend scheitern zu sehen – und das an einer Kleinigkeit. Das nennt man Schadenfreude. Und wer von uns ist davon schon frei?

Die Autorin

Marianne Kaindl studierte Germanistik, Philosophie und Buchwesen und ergänzte dies durch eine profunde Ausbildung zur Multimedia-Autorin und -Projektleiterin. Sie veröffentlichte Kurzgeschichten in Zeitschriften, außerdem zwei Bücher als Ghostwriterin. 1991 machte sie Schreiben zu ihrem Hauptberuf und ergänzte es durchs Fotografieren, Designen und die Erstellung von elektronischen Medien. Seit 2001 ist sie selbstständig mit ihrer eigenen Agentur. Website der Coco-KatzenKrimis: www.katzen-krimi.de

Rezensentin: Edith Nebel
E-Mail: EdithNebel@aol.com
www.boxmail.de

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