Elisa Sabatinelli (Autorin), Iacopo Bruno (Illustrator): Emilio und das Meer (7 bis 9 Jahre)

Elisa Sabatinelli (Autorin), Iacopo Bruno (Illustrator): Emilio und das Meer (7 bis 9 Jahre), OT: Mio padre è un palombaro, aus dem Italienischen von Kristina Scharmacher-Schreiber, Münster 2021, Coppenrath-Verlag, ISBN: 978-3-649-63743-1, Hardcover, 96 Seiten, Format: 20 x 2,2 x 23,6 cm, mit beiliegendem Poster, Buch: EUR 13,00, Kindle: EUR 9,99.

Abb. (c) Coppenrath

„Diese Geschichte entstand vor ungefähr zehn Jahren, zunächst als kleine Erzählung, nur ein paar Seiten lang. Iacopo Bruno war einer der Ersten, die sie gelesen haben. Er fertigte eine Skizze dazu an: Emilio in einem viel zu großen Tauchanzug. Irgendwo hinter dem Helm und Emilios Gesicht erkannte ich die Welt wieder, die ich mir vorgestellt hatte, mit diesem Bild hat Iacopo die Atmosphäre geschaffen, die jetzt jede einzelne Illustration des Buchs prägt.“ – Elisa Sabatinelli, Seite 87

Dieses Buch ist ein Gesamtkunstwerk aus der Geschichte und den detailreichen Illustrationen. Offenbar haben die Autorin und der Illustrator das Projekt von Anfang an gemeinsam konzipiert. 

Emilio träumt vom Tauchen

Die Story ist schnell erzählt: Der siebenjährige Emilio entstammt einer Familie von Tauchern. Er wäre so gern auch einer geworden, aber leider musste sein Vater seine Marina schließen. Gegen das riesige Tauchzentrum des rücksichtslosen Amedeo Lamonte war sein Angebot von Tauchausflügen und Bootsfahrten einfach nicht mehr konkurrenzfähig. Lamonte konnte alles größer, schicker und billiger anbieten als er. Jetzt wohnt Emilios Familie nicht mehr in ihrem Häuschen am Meer. Sie mussten umziehen, und der Vater arbeitet jetzt in der Touristeninformation.

Zu seinem achten Geburtstag bekommt Emilio von seinen Eltern trotzdem den lang ersehnten Tauchausflug geschenkt. Schade nur, dass er keinen Taucheranzug hat! Alle Versuche, sich einen von Freunden zu leihen, scheitern daran, dass ihm keiner passt. Also wird improvisiert: aus einem wasserdichten Overall, einem uralten Taucherhelm und anderem Gedöns, das er im Keller der Marina findet, bastelt er sich was Eigenes. Das Resultat ist nicht gerade der neueste Schrei – es sieht ein bisschen nach Steampunk aus – aber es funktioniert.

Die Seele des Meeres

Unter Wasser kommt Emilio sich vor wie ein Astronaut im Weltall. So eine tolle fremde Welt! Als er eine magisch glänzende Perle findet, ist er völlig aus dem Häuschen. Ist das etwa „die Seele des Meeres“, von der sein Großvater immer erzählt hat? Die kostbarste, weißeste und reinste Perle, die es gibt? Er nimmt sie mit, um sie seiner Mutter zu zeigen und sie danach wieder dahin zurück zu bringen, wo er sie gefunden hat. Doch die Mutter informiert die Presse, es entsteht ein wahnsinniger Wirbel um Emilio und seinen sensationellen Fund. Das ruft umgehend den gierigen Amedeo Lamonte auf den Plan, der alles daran setzt, dem Jungen die Perle abzujagen.

Der Perle gefällt es nicht, an Land und in Menschenhand zu sein. Dem Meer gefällt das auch nicht. Es reagiert ausgesprochen ungnädig. Und irgendwann muss sich selbst der materialistische Amedeo die Frage stellen, ob es nicht doch etwas Wichtigeres gibt als Geld und Besitz – und ob man nicht dem Meer seine Seele zurückgeben muss.

Eine herrlich versponnene Geschichte

Elisa Sabatinellis herrlich altmodisch-versponnene Geschichte passt perfekt mit Iacopo Brunos Illustrationen im Retro-Look zusammen. Die Helden und Nebenfiguren sind liebevoll gezeichnet. Jedem wurde ein Meerestier zur Seite gestellt, so dass sich das Meeresthema durchs ganze Buch zieht, selbst wenn die Handlung gerade an Land stattfindet. 

Im Anhang findet man eine Übersicht über die nautischen Flaggen, unter anderem das Flaggenalphabet. Und auf einmal erkennt man, dass die Muster und Fähnchen, die jeweils den Kapitel-Einstieg schmücken, nicht einfach nur Dekoration sind, sondern einen Sinn ergeben.

Ich glaub’, wesentlich jünger als in der Altersempfehlung angegeben sollten die Kinder nicht sein, denen man das Buch in die Hand gibt bzw. ihnen daraus vorliest. Sonst besteht die Gefahr, dass sie’s nicht verstehen. Der Bankrott des Vaters, die Seele des Meeres, der skrupellose Geschäftsmann, der auf die harte Tour lernen muss, Prioritäten zu setzen, das setzt schon ein bisschen Wissen über die Welt voraus.

Dem Buch liegt auch ein Poster bei, doppelseitig bedruckt, sodass man die Wahl zwischen zwei Motiven hat.

Es war mal geplant, aus der Geschichte einen Zeichentrickfilm zu machen. Leider ist aus dem Projekt nichts geworden. Ich hätte es mir aber gut vorstellen können. Einen netten Buchtrailer gibt’s mit Bildmotiven aus dem Band. So hätte das aussehen können.

Die Autorin

Elisa Sabatinelli, geboren 1985, wuchs in Barcelona auf. Sie hat Drehbuch in Spanien studiert, in London bei einer Plattenfirma gearbeitet und ein Architekturbüro geleitet. Heute lebt sie in Mailand, wo sie im Verlagswesen arbeitet und schreibt.

Der Illustrator

Iacopo Bruno, geboren 1964, ist einer der renommiertesten Illustratoren Italiens. Er hat bereits über 300 Bücher für Kinder und Erwachsene illustriert, darunter die Reihen »Ulysses Moore« und »Harry Potter«. Iacopo Bruno lebt in Mailand.

Die Übersetzerin

Kristina Scharmacher-Schreiber studierte Germanistik in Münster und Bergamo, schrieb währenddessen für verschiedene Zeitungen und war dann viele Jahre lang für große Opernhäuser tätig. Seit 2016 ist sie freie Autorin und Übersetzerin und hat seither mehrere Kinderbücher veröffentlicht. Ihre Sachbücher wurden bereits mehrfach ausgezeichnet. 

Rezensentin: Edith Nebel
E-Mail: EdithNebel@aol.com
www.boxmail.de

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