Das ist ja Erfressung!

Sieht er nicht aus, als könnte er kein Wässerchen trüben, mein Kater Joschi? Ich kann euch aber sagen: Der hat’s faustdick hinter seinen grauen Plüschohren! Egal, ob die Kühlschranktür geöffnet wird, die Futterdose klappert oder irgendwo im Haus ein Wasserhahn aufgedreht wird: Er ist da wie der Blitz und muss gucken und probieren. Auch Besuch wird sofort in Augenschein genommen – aber zum Glück nicht gefressen.

Foto: (c) E. Nebel

Das Monster unterm Bett

Nun möchte ich aus verschiedenen Gründen nicht, dass die Katzen im Schlafzimmer schlafen. Die Tür bleibt zu. Joschi teilt meine diesbezügliche Ansicht natürlich nicht, und sobald die Tür aufgeht, schießt er wie eine bleigraue bepelzte Kanonenkugel in gefühlter Warp-Geschwindigkeit an mir vorbei – schnurstracks unters Bett, wo ich ihn nicht erreichen kann.

Manchmal kriege ich das gar nicht mit. Wenn ich beispielsweise Wäsche raus- oder reintrage, sehe ich nicht unbedingt, was sich derweil zu meinen Füßen abspielt. Und dann sitzt Joschi halt unterm Bett. 

Foto: (c) E. Nebel

Er legt sich nicht auf die Kissen oder die Decken, er bleibt da unten hocken und gibt keinen Mucks von sich. Ich habe ihn schon mehrmals übersehen oder im Schlafzimmer vergessen, bin zum Einkaufen gegangen oder rauf in mein Büro. Einmal saß er sechs Stunden im Schlafzimmer fest. 

Wenn ich nicht in der Wohnung bin, kann er natürlich maunzeln, jammern und an der Tür kratzen, so viel er will: Ich höre es nicht und kann ihn nicht retten. Da kann ich dann von Glück sagen, wenn er während seiner „Gefangenschaft“ nur Hunger bekommen hat und nach seiner Freilassung umgehend ins Katzenzimmer an die Näpfe spurtet. Wenn er währenddessen aufs Klo musste, darf ich nachher aufwischen und den Bettvorleger waschen. Muss ja nicht sein!

Auf die Spielangel fällt er nicht mehr rein

Bevor ich also die Wohnung verlasse, schau ich unters Bett, ob Joschi darunter sitzt. Vorziehen kann ich ihn nicht, dafür sorgt er schon. Er kauert sich dann in die hinterste Ecke, wo ich nicht an ihn rankomme. Mit dem Besenstiel vorstochern will ich ihn nicht, das ist mir zu brutal. 

Solange er klein war, konnte ich ihn noch mit der Spielangel hervor- und hinaus in den Flur locken und ganz schnell die Tür hinter ihm schließen. Darauf fällt er jetzt nicht mehr rein! Jetzt muss ich eine Spur aus Trockenfutter vom Bett bis in den Flur legen und dann ein bisschen was von dem Zeug in den Futternapf schütten. Dieser Spur folgt er, und dann darf ich auch gnädigerweise die Schlafzimmertür hinter ihm zumachen. 

Ein paar Bröckchen reichen, aber auf diesem Ritual besteht er! 

So hat er mich erzogen, der Kater. Ich weiß, das ist die pure Erpressung. Oder soll ich sagen: Erfressung?

Foto: (c) E. Nebel

Skunk im Keller

Das mit der Trockenfutter-Spur klappt leider nicht immer. Manchmal geht es mir auch so wie dem Mann, der verzweifelt bei der Feuerwehr anruft:

„Bitte helfen Sie mir! Ich hab‘ einen Skunk im Keller!“

„Das ist kein Problem“, meint der Feuerwehrmann. „Legen Sie einfach mit Brotstückchen eine Spur hinaus ins Freie, dann geht er wieder.“

Eine halbe Stunde später ruft der Mann erneut bei der Feuerwehr an: „Na, das war ja ein toller Tipp! Jetzt habe ich zwei Skunks im Keller.“

Stinktiere kommen bei mir glücklicherweise keine vorbei, aber es kann sein, dass Altkater Indie den Trockenfutterbröckchen schneller folgt als Joschi. Allerdings in der falschen Richtung. Und dann habe ich nicht zwei Katzen aus dem Schlafzimmer gelockt, sondern es sitzen zwei unter meinem Bett. 😀

Hat’s faustdick hinter den Plüschohren: Kater Joschi. Foto: (c) E. Nebel

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