Karla Fabry: Lotus Love: In unseren Herzen. Roman (Band 2 von 2)

Karla Fabry: Lotus Love: In unseren Herzen. Roman (Band 2 von 2), Ostfildern 2022, via tolino media, ISBN 978-3-754-65283-1, Softcover, 336 Seiten, Format: 12,5 x 2,4 x 19 cm, Buch: EUR 13,99, Kindle: EUR 4,99.

Abb.: K. Fabry / J. Buser

„Wenn man in der Ewigkeit lebt, darf man sich nie an jemanden oder an etwas klammern. Die Welt verändert sich, Menschen ändern sich. Dinge und Menschen kommen und gehen. So ist es nun mal. Nichts, was in der Welt existiert, hat Beständigkeit. Das klingt pessimistisch, nicht?“ 

(Seite 155)

In Band 1 hat sich die Zahnmedizinische Fachangestellte Eva „Lisy“ List, 25, in ihren Yogalehrer Mick verliebt. Recht schnell hat sie gemerkt, dass mit dem Kerl was nicht stimmt: Er hat erstaunliche Heilkräfte und mag zwar aussehen, als sei er ungefähr in ihrem Alter, doch alles deutet darauf hin, dass man da noch locker 100 Jahre drauflegen muss.

Ein Yogi mit besonderen Fähigkeiten

Wie kommt’s? Nun, er ist ein Mahasiddha, ein fortgeschrittener Yogi. Und die Fähigkeiten, die er hat, haben ihren Preis. Jahrzehntelanges Üben und strikte Enthaltsamkeit sind da nicht genug. Wenn diese speziellen Yogis ihre Kräfte zu sehr beanspruchen, müssen sie Menschenblut trinken, um sich wieder zu regenerieren. Im Grunde sind diese Herrschaften sowas wie fernöstliche Vampire. Aber Lisy kann inzwischen so gut wie gar nichts mehr schockieren.

Sieben Mahasiddhas gibt es derzeit auf der Welt, und mindestens einer von Micks „Kollegen“ will ihm ans Leder. Da geht’s um Macht und Rivalität, um Eigeninteressen und das Für und Wider alter Rituale.

Einen der Gegenspieler kennen wir schon, was nicht ausschließt, dass es noch mehr davon gibt: den Mahasiddha Thomas Odenthal. Er bedient sich höchst unfairegenerierener Methoden. So hat er sich mit einer skrupellosen Dämonin zusammengeschlossen, die alles tötet, was sich ihr in den Weg stellt. In Band 1 hat sie Lisys Ex umgebracht, der nur zur falschen Zeit vor ihrer Tür stand.

Auf der Suche nach dem Großmeister

Jetzt sind Mick und Lisy auf der Flucht. Ihr Ziel ist Rumänien, wo der „Großmeister“ der Mahasiddhas lebt. Obwohl … ist „leben“ für diese Form der Existenz eigentlich die richtige Bezeichnung? Meister P. soll Odenthal Einhalt gebieten und in Sachen „alte Rituale“ eine Grundsatzentscheidung treffen: Mick hält es nicht mehr für zeitgemäß, Menschen zu opfern, Odenthal sieht das anders. Wie die übrigen fünf Kollegen darüber denken, die über die ganze Welt verstreut sind, wissen wir noch nicht. 

Lisy wäre jedenfalls sehr erleichtert, wenn es keine Menschenopfer mehr gäbe, weil nämlich Odenthal und seine Dämonin sie für eine bestens geeignete Kandidatin halten.

Die Flucht nach Rumänien und die Suche nach Meister P. gestaltet sich abenteuerlich und aufgrund von Lisys Verletzung (Dämonenbiss!) beschwerlich. Dazu kommt, dass Mick und Lisy nicht nur auf sich selbst aufpassen müssen, was in dieser Situation schon schwierig genug ist, sondern auch noch auf Lisys Freundin Greta, die von Thom Odenthal und seiner dämonischen Partnerin völlig unnötig in die Angelegenheit hineingezogen worden ist. 

Unfreiwillig mittendrin: Skeptikerin Greta

Greta hat mit Yoga nichts am Hut, hält alles Übernatürliche für ausgemachten Mumpitz und braucht nicht noch ein weiteres traumatisierendes Ereignis in ihrem Leben. Nachts von unheimlichen Gestalten aus dem Bett gezerrt und verschleppt zu werden, hat sie definitiv nicht verdient! 

Ehe sie weiß, wie ihr geschieht, steht sie im Zentrum dramatischer Ereignisse, die sie nicht versteht. Wer sind diese Leute? Was wollen die von ihr? Was hat Lisy mit denen zu tun? Und wer, zum Geier, ist die vermummte Frau mit den zwei Wölfen, die immer wieder ihren Weg kreuzt? – Die skeptische Greta stellt definitiv die richtigen Fragen. Nur die Antworten gefallen ihr meist nicht.

Showdown in den Karpaten

In einer entlegenen Höhle in den rumänischen Karpaten kommt es schließlich zum Showdown. Hat Mick zu Recht auf das Machtwort des Großmeisters gesetzt? Kann dieser wieder Ordnung ins Chaos bringen? Und wenn ja, wird sein Eingreifen auch in Micks und Lisys Sinne sein? Der Meister hat Odenthal immer gemocht, könnte also auch auf der Gegenseite stehen. Man weiß es nicht. Und da ist ja noch die geheimnisvolle Frau mit den Wölfen …

Nachdem Lisy herausgefunden hat, dass ihr Liebster kein gewöhnlicher Mensch ist und in welchen Kreisen er verkehrt, war schon irgendwie klar, dass es für sie kein Zurück mehr in ihr altes Leben geben wird. Wie könnte sie mit ihrem neu erworbenen Wissen einfach wieder am Behandlungsstuhl in der Zahnarztpraxis ihres Chefs stehen, einmal die Woche zum Yoga gehen und ansonsten so tun als wär‘ nix?

Die Frage ist also nicht nur, ob und wie Lisy und Mick aus diesem dämonischen Schlamassel herauskommen, sondern auch, wie es für sie weitergehen könnte, falls ihnen das entgegen aller Wahrscheinlichkeit gelingen sollte. 

Ich hatte vorab das Glossar gelesen. Da wird kurz beschrieben, was es mit den (Maha)Siddhas, ihren Fertigkeiten, ihren Vorstellungen von der Welt und ihren Ritualen auf sich hat – und welchen Verhaltensregeln sie zu gehorchen haben (Seite 315). Danach konnte ich mir erst einmal kein erstrebenswertes Zukunfts-Szenario für die beiden vorstellen. Aber ich bin ja auch nur eine Leserin. Das Entwickeln von Szenarien ist zum Glück der Job der Autorin. 😉

Was ist denn möglich in dieser Welt?

Fantasy-Geschichten sind ja nie so recht vorhersehbar, weil da alles passieren kann, was der Autor sich ausdenkt. Als Leser:in hat man natürlich die Hoffnung, dass der Protagonist alle Gefahren überstehen und am Schluss sein Glück finden möge. Und dass seine Gegenspieler unschädlich gemacht werden oder zumindest eine gerechte Strafe für ihr böses Tun erhalten. Wie die Geschichte dann an dieses Ziel kommt – falls der Autor/die Autorin überhaupt die Vorstellungen der Leser:innen teilt – ist dann spannend und oft überraschend. So war’s für mich auch hier.

Yoga habe ich stets nur als eine Art Gymnastik betrachtet (und in grauer Vorzeit betrieben). Mit den dahinterstehenden Vorstellungen habe ich mich nie beschäftigt. Deshalb war mir die Welt der Yogis und Siddhas völlig fremd. Ich hatte keine Ahnung, womit ich in dieser Geschichte zu rechnen habe und wer da alles auftauchen und die Handlung beeinflussen könnte. Mit der einen oder anderen Wendung habe ich einfach nicht gerechnet. Was ja gut ist.

Fantasy, basierend auf alten Schriften

Dass die Autorin eine Menge von Indologie und Yoga versteht, weiß ich. Ich vertraue ihr, wenn sie im Glossar alte Schriften zitiert und dies mit den Worten kommentiert: 

„Dieser Teil soll natürlich keine wissenschaftliche Abhandlung werden, er möchte lediglich verdeutlichen, dass die Fähigkeiten meiner Protagonisten nicht aus der Luft gegriffen sind.“ (Seite 324)

(Seite 324)

Wenn man nach „Mahasiddha“ googelt, tauchen früher oder später tatsächlich Hinweise auf das Trinken von Blut und Blutopfer auf. Wo in diesem Roman die Grenzen verlaufen zwischen überlieferten religiösen Vorstellungen und Fantasy, kann ich natürlich nicht sagen. Aber wer ein bisschen Ahnung von indischer oder tibetischer Mythologie hat, wird manche Zusammenhänge wahrscheinlich schneller erkennen als der, pardon, blutige Laie. 

»Lass dich verzaubern!«

Aber auch als vollkommener Laie auf diesem Gebiet hat man sein Lesevergnügen. Das kann ich bestätigen. Da betritt man einfach diese fremde Welt und folgt dem Rat der Autorin: 

„Lass dich verzaubern, hier, jenseits des Schleiers. [So kannst du] die verborgene Magie der Dinge erkennen wie kaum sonst jemand.“ 

(Seite 324)

Die Autorin

Karla Fabry, geboren 1970, lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Stuttgart. Nach dem abgeschlossenen Studium der Indologie und Philosophie in Heidelberg widmete sie sich der Reportage- und Kunstfotografie, bevor sie zur Arbeit mit dem Wort zurückkehrte und als Korrektorin und Texterin im Verlagswesen tätig wurde. Ihre Hobbys sind Fotografieren und digitale Fotokunst, Basteln und wenn noch Zeit bleibt, Kochrezepte erfinden. www.karla-fabry.de

Rezensentin: Edith Nebel
E-Mail: EdithNebel@aol.com
www.boxmail.de

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert