Karen Kliewe: Die Brandung – Moorengel. Ein Ostsee-Krimi, München 2024, dtv Verlagsgesellschaft, ISBN 978-3-423-26382-5, Klappenbroschur, 380 Seiten, Format: 13,6 x 3,15 x 21 cm, Buch: EUR 16,00 (D), EUR 16,50 (A), Kindle: EUR 12,99. Auch als Hörbuch lieferbar.

MOORENGEL ist der Auftakt zu einer neuen Krimireihe. Das bedeutet für uns zunächst einmal, die Romanfiguren kennenzulernen, die diese Serie bevölkern werden.
Hier wäre ein Personenverzeichnis hilfreich gewesen: eine kurze Vorstellung der Beamten der Kripo Flensburg/Außenstelle Norgaard, der Mitarbeiter des archäologischen Museums in Ørerup/Dänemark, der Familie der Museumsleiterin (alles Polizisten und Juristen), und vielleicht noch der Personen, die nur in diesem Band eine wichtige Rolle spielen aber nicht zum Hauptcast gehören. Gibt’s aber nicht, und so müssen wir uns hier allein durchwursteln. Was nicht ganz leicht ist, weil gefühlt ¾ der Familiennamen auf -sen oder -son enden. Man muss schon verflixt aufpassen!
Makaberer Fund im Thorsberger Moor
Deutsch-dänisches Grenzgebiet, Sommer 2021 – Geert Holm hat ein etwas dubioses Hobby: Mit einem Metalldetektor zieht er durch die Gegend und sucht archäologische Schätze. Im Thorsberger Moor findet er am Rand eines austrocknenden Sees eine Metalldose mit dem Finger einer Moorleiche. Fria Svensson (39), Leiterin des archäologischen Museums in Ørerup/Dänemark muss ihm leider erklären, dass der Fund nicht alt genug ist fürs Museum. Das ist ein Fall für die Kripo. Sie bringt das Fundstück nach Noorgard (Deutschland) zu Hauptkommissar Ohlsen.
Damit wäre der Fall für sie eigentlich erledigt. Doch als Spross einer Polizistenfamilie will sie unbedingt wissen, was hinter dem Fund steckt. Und weil sie selbst eine abgebrochene Polizei-Ausbildung hat, bewegt sie sich so selbstverständlich in den Kreisen der Ermittler, dass die manchmal glatt vergessen, dass sie keine von ihnen ist.
Ob in dem See, in dem der Finger gefunden wurde, auch der Rest der Leiche liegt? Ohlsens Leute gehen der Sache nach und finden in Ufernähe nicht nur eine, sondern gleich sechs Wasserleichen! Alle wurden nach dem gleichen Muster auf dem Grund des Sees fixiert. Bei der „frischesten“ Leiche ist noch erkennbar, dass ihr runenartige Zeichen in den Brustkorb geritzt wurden. Fria versucht, die Botschaft zu entschlüsseln. Was aber, wenn die Zeichen nur in der Fantasie des Täters etwas bedeuten?
Was haben die Opfer gemeinsam?
Der Tote mit den Schriftzeichen ist schnell identifiziert, bei den anderen dauert’s. Ob sich jetzt die rätselhaften Vermisstenfälle der letzten paar Jahre klären, fragt sich Kommissar Ohlsen. Ja und nein. Selbst wenn man ihren Verbleib nun kennt, ist immer noch zu klären, wer sie aus welchem Grund getötet und auf diese makabere Weise bestattet hat.
Die Opfer hatten anscheinend nichts gemeinsam. Es sind Männer und Frauen, Einheimische und Auswärtige im Alter von Ende 20 bis Mitte 70. Nur drei haben einander gekannt. Beruflich gibt es auch keine Verbindungen: ein ehemaliger Hausmeister ist ebenso unter den Opfern wie ein Busfahrer, eine Englischlehrerin, ein Automechaniker, eine Bürokauffrau und eine Reitlehrerin. Sind es Zufallsopfer eines psychisch Kranken? Oder mehrerer Täter? Einer Sekte, vielleicht?
Wie passt die vermisste Schülerin ins Bild?
Hoffentlich wird der jüngste Vermisstenfall nicht auch noch im See gefunden! Tilda Dietrich (7) ist auf dem Weg zur Schule verschwunden, was ihre Mutter allerdings erst nach drei Tagen (!) bemerkt und der Polizei gemeldet hat. Insgeheim rechnen alle schon mit dem Schlimmsten – auch damit, dass sich die überforderte Mutter des Mädchens entledigt haben könnte.
Wir Leser:innen wissen ein wenig mehr als die ermittelnden Beamten, können uns aber nicht immer einen Reim auf diese kurzen Informations-Schnipsel aus Sicht einer unbekannten Frau machen. Wer denkt, spricht, handelt hier? Und wer ist das jeweilige Gegenüber?
Vor lauter Einmischung in polizeiliche Angelegenheiten kommt Archäologin Fria mit ihrer Arbeit im Museum nicht mehr um die Kurve. Wie gut, dass ihr plötzlich ein ehemaliger Kommilitone über den Weg läuft, der gerade Zeit hat, bei ihnen auszuhelfen. Sechs Jahre haben sie einander nicht mehr gesehen, doch die alte Vertrautheit stellt sich sofort wieder ein. Aber stimmt auch alles, was der Kollege da erzählt? Irgendwie ist er doch ein bisschen seltsam geworden. Na ja, auch nicht viel seltsamer als die neue Freundin ihres WG-Mitbewohners Marten.
Wem kann man überhaupt noch trauen?
Doch für die Macken und Marotten ihrer Mitmenschen hat Fria jetzt keine Zeit. Sie hängt sich so sehr in die Kriminalfälle rein, dass sie schließlich selbst unter Verdacht gerät. Wie kommt sie aus dieser Nummer wieder raus? Und wer ist eigentlich der „Maulwurf“, der einem Journalisten vertrauliche polizeiliche Informationen steckt? Bald weiß niemand mehr, wem er oder sie noch trauen kann …
Spannend? Oh ja! Gerne rätselt man mit, was Opfer, Motiv und Täter angeht und wie das verschwundene Schulmädchen wohl in diese Geschichte passt. Allerdings haben wir Leser keine Chance, die Fälle vor der Polizei zu lösen oder auch nur in die richtige Richtung zu denken. Dafür fehlen uns wichtige Informationen. Wenn uns am Schluss die Zusammenhänge erklärt werden, ist das zwar recht einleuchtend (wenn mir noch schnell einer sagt, warum Frau B. unter den Opfern war), aber die Aufklärung des Falles wird aus dem Hut gezaubert. Das habe ich nicht so gern, das darf bei mir nur Agatha Christie. 😉 Persönliche Präferenzen!
Eine vielversprechende Mischung
Weil mir der Mix aus Kimi und Archäologie aber interessant und vielversprechend erscheint, habe ich den Folgeband schon hier und werde vom Fortgang der Ereignisse berichten.
Die Autorin
Karen Kliewe, Jahrgang 1970, hat als Fotografin, Illustratorin und Grafik-Designerin gearbeitet, bevor sie das Krimi-Schreiben entdeckte. Sie lebt mit ihrer Familie im Westfälischen.
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Rezensentin: Edith Nebel
E-Mail: EdithNebel@aol.com
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