Viola Eigenbrodt: Schuhe, Wald und schräge Vögel. Ein Gardaseekrimi, Leonberg 2025, Independently published, ISBN 979-8-31640540-4, Softcover, 263 Seiten, Format: 12,7 x 1,52 x 20,32 cm, Buch: EUR 12,80, Kindle: EUR 2,99.

Campaspargo am Gardasee: Erntehelfer Joe Diop träumt beim Arbeiten von einer Zukunft in seinem erlernten Beruf als Schuhmacher, als er eine schreckliche Entdeckung macht: Das, was er gerade aus der Erde gebuddelt hat, ist kein Spargel! Es ist eine menschliche Hand! Er ruft sofort die Polizei.
Wer hat den Förster erschossen?
Wer der Tote ist, ist den Carabinieri aus Riva del Garda sowie Ispettore Paul Messner von der Kripo schnell klar: der junge Forstinspektor Filippo „Bippo“ Conte. Jemand hat ihn mit einer antiken Waffe erschossen und dann im Spargelfeld des Großgrundbesitzers Andrea Raffo verscharrt.
Als vermisst gemeldet hat ihn seltsamerweise eine amerikanische Touristin: Karen Taylor, Mitte 50, ist mit der schwerreichen arabischen Großfamilie Al Kaht verschwägert, die regelmäßig Ferien in einem Luxusressort macht. Das liegt ganz in der Nähe des Leichenfundorts.
Mrs Taylor ist im Auftrag ihrer Nichte, Sahila Al Kaht, 28, bei der Polizei erschienen. Die Nichte ist mit Bippo Conte liiert und war beunruhigt, weil er nicht zu einem Treffen erschienen ist und sie ihn auch nicht erreichen kann. Karen Taylor erzählt, dass die Al Kaths den Zukunftsplänen des jungen Paares ablehnend gegenüberstehen. Sie selbst scheint da eine Ausnahme zu sein: Die Todesnachricht erschüttert sie zutiefst.
Ein Mann, der keine Feinde hat?
Bippos Eltern – der Ornithologe Pietro Conte und seine aus Südamerika stammende Frau Consuelo – haben ihren Sohn noch gar nicht vermisst. Er wohnt in der Stadt und sie hören nur sporadisch voneinander. Die Nachricht von seinem Tod trifft sie wie ein Keulenschlag. Dass er Feinde gehabt haben soll, können sie sich nicht vorstellen. Er hat sich für den Vogelschutz engagiert und nicht besonders viele Sozialkontakte gehabt. Allerdings gab’s eine allzu anhängliche Ex-Freundin, die sich immer noch Hoffnungen gemacht hat.
Ähnliches berichtet auch Bippos Vorgesetzte, Monica Cavallo, 42, die Chefin der Forstpolizei. Sie beschreibt ihren Mitarbeiter als fleißig und verlässlich, wenn auch nicht besonders ehrgeizig. Ein liebenswerter Langweiler, schlussfolgert Ispettore Messner. Aber war Bippo Conte wirklich so brav und bieder, wie es den Anschein hat? Wir Leser:innen haben da Zweifel. Und ist seine Chefin so grundehrlich, wie sie auf die Polizeibeamten wirkt? Auch das wird sich weisen.
Von Bippos Beziehung zu Saliha Al Kaht scheint kaum jemand gewusst zu haben. Eigenartig! Sie muss praktisch bei ihm gewohnt haben. Zumindest hat sie einen gut gefüllten Schuhschrank in seiner Wohnung. Einen superteuren Computer mit verdächtigen Dateien findet die Polizei dort ebenfalls. Deren Inhalt passt gar nicht zu Bippo und Saliha. Ob die beiden von den verschlüsselten Dokumenten überhaupt gewusst haben? Wie sich herausstellt, haben sie das Gerät aus zweiter Hand …
Die Ex ist eine Stalkerin
Im Verlauf der Ermittlungen wird der Fall immer komplizierter. Bippos Ex, Gela Ciccione, erweist sich als aggressive Stalkerin. Und niemand kann sich so recht erklären, was der Naturbursche an der aufgetakelten Influencerin gefunden haben soll. Seine Mutter behauptet sogar, die beiden seien gar kein Liebespaar gewesen, sie müsse etwas anderes verbunden haben.
Ach ja, und wie es aussieht, hat es in Bippos Leben neben Gela und Saliha noch eine dritte Frau gegeben. Eine, die deutlich älter war als er. Seine Chefin? Nein, oder? Die ist doch mit dem attraktiven Niederländer Willem de Jong verheiratet und hat Bippo wie einen kleinen Bruder behandelt! Und dann kommt auch noch ans Licht, dass Bippos Vater und Andrea Raffo – der Besitzer des Spargelfelds – eine jahrzehntelange Feindschaft „verbindet“. Hat Raffo aus Rache den Sohn seines Widersachers umgebracht? Oder hat der Forstinspektor etwas über ihn gewusst, was er nicht hätte wissen sollen? Das wäre durchaus denkbar, denn so ganz astrein sind Raffos Geschäfte offenbar nicht …
Immer mehr Verdächtige
Da geschieht ein zweiter Mord —genau so wie bei Bippo Conte. Das wirft ein ganz neues Licht auf die Ereignisse. Auf einmal werden Geheimnisse offenbart, bei denen selbst abgebrühten Ermittlern die Kinnlade runterfällt. Unfassbar, womit man sein Geld verdienen kann! Dumm nur, dass der Kreis der Verdächtigen dadurch noch viel größer wird!
Die Ermittler vom Gardasee verstehen ihr Geschäft und sie verstehen es auch, das Leben zu genießen. Wenn sie abseits der Touristenlokale in irgendeiner kleinen Kneipe Mittagspause machen oder nach Feierabend etwas essen und trinken gehen, klingt die Beschreibung der Köstlichkeiten so lecker, dass man sich am liebsten dazusetzen und mitschlemmen würde.
Reibereien im Ermittler-Team
Wie immer, wenn man sich seine Mitstreiter nicht aussuchen kann, kommt es auch in diesem Kolleg:innenkreis zu kleineren Reibereien. Südtiroler wie Ispettore Paul Messner oder die Brigadiera Patti Mayrhofer, die es aus Meran nach Riva verschlagen hat, werden nicht als „richtige“ Italiener akzeptiert und ein bisschen belächelt. – Die ebenso geniale wie zickige Rechtsmedizinerin Lukrezia di Lorenzini hasst es, von Männern belehrt zu werden und trifft hier ausgerechnet auf Ispettore Messner, der ein Problem mit selbstbewussten Frauen hat. Ja, und dann kracht’s eben.
Jeder in dieser Geschichte hat gute Gründe für seine Eigenheiten. Das verstehen wir vollkommen, sobald wir die Vorgeschichte kennen. Manch einem würde es trotzdem nicht schaden, sich ein bisschen weiterzuentwickeln.
Beruflicher Neustart in Riva
Die zwei schrägen Vögel von der Spurensicherung und der Kriminaltechnik dürfen ihre schnurrigen Extravaganzen gern behalten. Sie bringen eine Prise befreienden Humor ins Geschehen. Der Rest des Ermittlerteams muss sich halt irgendwie zusammenraufen. Wobei ich nichts dagegen hätte, wenn die Rechtsmedizinerin eine Professorenstelle gaaaanz weit weg bekäme! 😉 Patty Mayrhofer, die, genau wie die Rechtsmedizinerin, schon in den Meran-Krimis mitgewirkt hat, begleite ich dagegen gerne bei ihrem beruflichen Neustart. Jetzt muss sie sich ohne ihr vertrautes Netzwerk bewähren und zeigen, was sie kann, ohne dass sie immer jemanden kennt, der ihr weiterhelfen kann. Aber die ist zäh, die kriegt das schon hin!
Es gibt ein Personenverzeichnis, das Ermittler, Zeugen und Nebenfiguren kurz auflistet. Ein Service, den ich stets zu schätzen weiß, auch wenn ich hier relativ selten davon Gebrauch gemacht habe. Der Krimi ist in sich abgeschlossen, aber wenn es Fortsetzungen gäbe, wäre ich gern wieder dabei. (Können wir vielleicht Joe, den Schuhmacher, als Nebenfigur behalten?)
Die Autorin
Viola Eigenbrodt war viele Jahre als freie Journalistin für Kulturseiten verschiedener deutscher Tageszeitungen und Magazine tätig. Sechs Jahre lebte sie in Südtirol, Meran, und begann dort, erste Geschichten, Märchen und Biografien zu verfassen. Seit Sommer 2012 ist sie wieder in Deutschland und lebt seit 2018 mit ihrem Mann in der Nähe von Stuttgart. Sie arbeitet für Volkshochschulen der Region und als Dozentin für kreatives Schreiben. Wichtig ist ihr dabei vor allem die Arbeit mit Kindern.
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Rezensentin: Edith Nebel
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