Andreas Eschbach: Die Auferstehung, ab 14 J., Stuttgart 2025, Franckh-Kosmos Verlag, ISBN 978-3-440-17974-1, Hardcover mit Lesebändchen, 448 Seiten, Format: 15 x 4,7 x 21,7 cm, Buch: EUR 24,00, Kindle: EUR 19,99, auch als Hörbuch lieferbar.

„Würde mich interessieren, was Sie waren, bevor Sie Literaturagent wurden“, meinte Mendes. „Geheimagent?“
(Seite 384/385)
Bob musste grinsen. „Nicht ganz. In meiner Jugend war ich Teil eines Detektivtrios. Wir haben eine Menge Fälle gelöst, Gangster gejagt und so weiter. Ehe dann … na ja, das Leben dazwischengekommen ist.“
Ich bin ungefähr so alt wie der Autor und habe als Kind in den 70er-Jahren natürlich auch Krimis der drei-???-Reihe gelesen. Allerdings habe ich nur eine schemenhafte Erinnerung daran. Wie überzeugend Andreas Eschbach die Hobbydetektive von einst – Justus, Bob und Peter – in diesem Buch hat altern lassen, kann ich also nicht beurteilen. Ich habe es einfach als verzwickten und spannenden Krimi gelesen. Das funktioniert auch.
Die drei ??? sind heute Mitte 50 – und total zerstritten
Die drei Jungs sind inzwischen Mitte 50, und Detektiv spielen ist für sie kein Thema mehr. Der Literaturagent Bob Andrews, damals bei den ??? zuständig für Archiv und Recherche, lebt in Los Angeles, ist mit einer Bibliothekarin verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Peter Shaw, Single, ist in Kalifornien gelandet und arbeitet bei Google. Seinen aufregenden Zeiten als Reisejournalist trauert er nur noch selten hinterher.
Justus Jonas, der (Schlau-)Kopf der Truppe, hat’s irgendwie versaut. Er hat diverse Studiengänge angefangen, keinen abgeschlossen und sitzt nun wieder in Rocky Beach, wo er zusammen mit seiner Tante Mathilda den Schrottplatz – pardon: Gebrauchtwarenhandel! – seines verstorbenen Onkels betreibt. Er ist Umweltaktivist und engagiert sich in einem Reparaturcafé. Der geniale Justus ist auf jeden Fall deutlich hinter seinen Möglichkeiten zurückgeblieben. Ein Schicksalsschlag vor 30 Jahren hat ihn aus der Bahn geworfen. Mit seinen Jugendfreunden hat er seitdem keinen Kontakt mehr.
Jeder lebt sein Leben und will mit der Vergangenheit nichts mehr zu tun haben – bis sich ihre Wege wieder kreuzen.
Ein heikler Auftrag für Justus Jonas
Die Dokumentarfilmproduzentin Mary Blanche Kingsley, die aus Rocky Beach stammt, erinnert sich an die Abenteuer der drei ??? und kontaktiert Justus Jonas in einer heiklen Angelegenheit: Vor 7 Jahren hatte sie ihre Nichte, die damals 23-jährige Therese „Tracy“ Hitfield auf eine Expedition in den brasilianischen Dschungel mitgenommen, wo es zu einem dramatischen Unglücksfall kam. Die Hälfte der Expeditionsteilnehmer ist damals ums Leben gekommen oder gilt seitdem als verschollen. So auch Tracy.
Jetzt ist in einer kleinen Gemeinde am Ufer des Rio Javain eine junge Amerikanerin aufgetaucht, die behauptet, Tracy Hitfield zu sein und seit dem Unglück bei einem bislang unentdeckten Eingeborenenstamm gelebt zu haben.
Wundersame Auferstehung oder Hochstapelei?
„Tracy Hitfield. Im Amazonas verschwunden und sieben Jahre später wieder aufgetaucht. Ein Wunder, könnte man sagen. Und eine Tante, die nicht an Wunder glaubt.“
(Seite 39)
Die Junge Frau sieht aus wie Tracy, weiß auch viel über die Familie, aber Mary Blanche Kingsley ist aus gutem Grund sicher, dass die auferstandene Nichte eine Hochstaplerin ist – nur auf der Bildfläche erschienen, um ihren angeblichen Vater, den todkranken Millionär Alec Hitfield, zu beerben. Klingt logisch. Andererseits hätte auch Mary B. Kingsley, Alecs Schwester, ein paar Millionen Gründe, Tracy unglaubwürdig zu machen und von der Erbfolge auszuschließen. Justus, der Alec Hitfield schon lange kennt, nimmt Marys Auftrag an.
Auch Bob und Peter stolpern über den Fall
Zur selben Zeit in Los Angeles: Bob Andrews Chef erfährt von der Rückkehr der vermissten Expeditionsteilnehmerin und will die Buchrechte haben. Bob soll Tracy dazu überreden. Ihm kommt ihre Story aber komisch vor und er kontaktiert jemanden, der sich mit zivilisationsfernen Naturvölkern auskennt: seinen früheren Kumpel, den Ex-Reisejournalisten Peter Shaw. Der ist völlig von den Socken, von Bob zu hören, kann sich aber auch nicht vorstellen das Tracys Geschichte stimmt. Er geht der Sache ebenfalls nach und entwickelt eine Theorie, die mindestens so abenteuerlich ist wie die Geschichte der geretteten Millionenerbin.
Und nun liest man wie gebannt weiter, weil man unbedingt wissen will:
- Ist Tracys sensationelle Rettung ein Wunder oder ein Schwindel?
- Warum sind die drei Freunde seit 30 Jahren so zerstritten?
- Wann laufen sie sich bei ihren parallelen Ermittlungen endlich über den Weg? Und was passiert dann? Gehen sie sich gegenseitig an die Gurgel oder schaffen sie es, im Dienst der Sache so zusammenzuarbeiten wie vor ihrem Zerwürfnis?
Mehr Action, als den Mittfünfzigern lieb ist
Es dauert ein Weilchen, bis der Krimi in Fahrt kommt, weil der Autor erst einmal schildern muss, wo die Helden von damals heute stehen. Je weiter die Geschichte fortschreitet, desto heftiger geht’s rund. Vor allem die beiden, die in Brasilien ermitteln, bekommen mehr Action ab, als ihnen ihn ihrem Alter lieb sein kann. Und auch für die daheimgebliebenen Amateurschnüffler wird’s brandgefährlich.
Ich habe mich einfach darauf verlassen, dass der Autor in einem Buch, das sich vor allem an Fans der drei ??? richtet, keiner Hauptfigur den Garaus machen wird, und so hat mich, neben dem Fall Tracy, vor allem die Frage bewegt, ob es nicht doch noch eine Auferstehung der alten Freundschaft geben kann. Die Catchphrases von damals und die Zusammenarbeit scheinen ja trotz allem noch zu funktionieren.
Raffiniert verflochtene Handlungsstränge
Man sollte das Buch möglichst „am Stück“ lesen, weil sonst vielleicht die kleinen Details hinten runterfallen, die die drei Handlungsstränge kunstvoll miteinander verflechten: Da war doch was mit einer mysteriösen Freundin, einem jäh verschwundenen Kollegen und einer absurden Reaktion am Telefon!
Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, warum man Tracys Identität nicht mittels DNA-Vergleich mit einer Blutsverwandten mütterlicherseits klärt. Mater semper certa est. Wer ihr biologischer Vater ist, ist hier juristisch unerheblich. Aber vielleicht hatte Alec Hitfields verstorbene Frau keine Familie mehr. So gut kenne ich mich im ???-Universum nicht aus. Und wenn es so einfach gewesen wäre, dann wäre uns Lesern der ganze Höllenritt durch Brasilien entgangen.
Für mich ist DIE AUFERSTEHUNG packende, klug konstruierte Krimi-Unterhaltung mit Grips und Krawumm und einer kräftigen Prise Nostalgie. „Gute Arbeit, Herr Eschbach!“ 😉
Der Autor
Andreas Eschbach, geboren 1959 in Ulm, schreibt seit seinem 12. Lebensjahr. Bekannt wurde er vor allem durch den Thriller DAS JESUS-VIDEO, gefolgt von Bestsellern wie EINE BILLION DOLLAR, AUSGEBRANNT und NSA mit denen er endgültig in die Top-Riege der deutschen Autoren aufgestiegen ist.
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Rezensentin: Edith Nebel
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