Bernd Brunner: Eine kurze Geschichte der Bären

Ein Bärenbuch ’“ anders als alle anderen!
Bernd Brunner: Eine kurze Geschichte der Bären, Berlin 2005, Claassen Verlag, ISBN-13: 978-3-564-00395-7, ISBN-10: 3-564-00395-0, 223 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen, Format 12,5 x 21 x 2 cm, über 100 teils farbige historische Abbildungen, EUR 16,’“

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Bärenbücher gibt es viele: Sachbücher, Abenteuerromane, Expeditionsberichte … aber hat sich je ein Autor mit der außergewöhnlichen Beziehung beschäftigt, die zwischen Mensch und Bär besteht? Bernd Brunner hat es getan und präsentiert uns in seinem liebevoll ausgestatteten Buch ein faszinierendes Sammelsurium von erstaunlichen Fakten, Geschichten und Illustrationen.

Was Sie schon immer über Bären wissen wollten

Wussten Sie zum Beispiel, dass sich der Begriff ’žBerserker’œ vom Wort ’žBär’œ ableitet? Was haben die 12 Helden aus der germanischen Sage mit den Bären zu tun? ’” Welche Rolle spielt der Bär in den Märchen, Sagen und Mythen der Völker? ’” Was hat es mit den Bärenmenschen auf sich, von denen immer wieder berichtet wird? Wurden sie wirklich als Kleinkinder von Bärinnen gesäugt und aufgezogen?

Bären paaren sich zwischen April und August. Die Bärenjungen kommen im folgenden Frühjahr zur Welt. Warum finden sich im Bauch von winterschlafenden Bärinnen keine Embryonen? ’” Hat der nepalesische Biologe Makesh K. Gurung Recht mit seiner Theorie, bei dem legendären Yeti handle es sich in Wahrheit um einen Himalaya-Braunbär? ’” Und warum haben die Höhlenbären in weiten Teilen Europas die letzte Eiszeit nicht überlebt?

All diese Fragen und viele andere mehr beantwortet Ihnen das Buch auf ebenso fundierte wie unterhaltsame Weise.
Wussten Sie, dass in Europa und Asien Bären als Haustiere gehalten wurden? Vom 17. Jahrhundert an gibt es immer wieder Berichte darüber. Bei den japanischen Ainu war es sogar üblich, dass Frauen die kleinen Bären säugten und mit ihren Kindern gemeinsam aufzogen. Ein gefährlicher Familienanschluss …

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Der Herr des Waldes

In fast allen Regionen, in denen es Bären gibt, gibt es auch die uralte Tradition der Bärenfeste. Sie variieren zwar von Sibirien bis zu den nordamerikanischen Indianern, aber sie haben durchaus gemeinsame Inhalte: Überall wurde der Bär als Herr des Waldes verehrt. Und meist war es tabu, den Namen des Bären auszusprechen. Von Lappland bis Nordamerika benutzte man Umschreibungen wie ’žCousin’œ bis ’žAlter Mann’œ. Die familiären Bezeichnungen sind dabei kein Zufall. In all diesen Kulturen wurde eine Verwandtschaft zwischen Bär und Mensch vermutet. Schließlich ist der Bär in diesen Regionen das Tier, das dem Menschen am ähnlichsten ist. Er kann auf zwei Beinen gehen, greift mit seinen Vordertatzen nach Früchten und verzehrt als Allesfresser viele Dinge, die auch der Mensch selber isst. Spätestens nachdem ein Mensch einen Bären getötet und gehäutet hatte, musste ihm die Ähnlichkeit des hellen, schlanken Bärenkadavers mit einem Menschen aufgefallen sein.

In vielen mitteleuropäischen Frühlingsfesten spielt der Bär eine tragende Rolle: Vom ’žFastnachtsbär’œ bis zum ’žMaibär’œ gibt es eine Vielzahl hochinteressanter Traditionen. Nur, wer kennt heute noch deren Ursprung? Ungleich gruseliger und blutiger als unsere Frühlingsfeste ist das archaische ostsibirische Bärenfest, von dem ein russisch-deutscher Zoologe, Geograph und Ethnologe im Jahr 1856 berichtete. Sein Kollege, der Zeichner Carl M. Tebach, hielt die Vorgänge in detaillierten Bildern für die Nachwelt fest.

Historische Irrtümer, Mythen und Gerüchte

Viele irrige Vorstellungen rankten sich im Lauf der Jahrhunderte um den Winterschlaf der Bären. Dabei ist das, was man heute über das Phänomen der Winterruhe weiß, wesentlich spannender und interessanter als sämtlichen Mutmaßungen und Gerüchte.

Skurril muten manche frühen Zeichnungen von Bären an. Denn vielfach mussten sich die Zeichner auf Beschreibungen verlassen und hatten die Tiere, die sie zu Papier brachten, niemals selbst gesehen. Ähnlich absonderlich sind aus heutiger Sicht die ersten Versuche der Naturforscher, die Bären zu klassifizieren. Nach den seltsamsten Kriterien hat man sie sortiert: nach Größe, Farbe, Verbreitung oder der Beschaffenheit ihrer Sohlen. Und auch der Versuch, sich dem Seelenleben des Bären zu nähern, wirkt aus dem Blickwinkel des 21. Jahrhunderts nicht besonders wissenschaftlich.

Skurril, verblüffend, erstaunlich

Was findet man nicht alles in diesem Buch! Es ist unmöglich, hier die komplette Bandbreite abzudecken. Da gibt es Bambusbären und Höhlenbären, Bären als Jäger und Gejagte, Bären in der Kampfarena, in Zirkus, Zoo und Jahrmarkt. Sie begegnen dem verschrobenen nordamerikanischen Bärenjäger und Bärenhalter John ’žGrizzly’œ Addams, der im 19 Jahrhundert als Schausteller mit seinen Tieren durch die USA zog. Sie werden Zeuge der Geburt des Stoffbären und erleben, wie er als niedlicher ’žTeddybär’œ unsere Kinderzimmer erobert. Und das ist noch lange nicht alles …

Wer etwas übrig hat für verblüffende, skurrile Fakten und Geschichten ’“ wer zum Beispiel an keinem intelligent gemachten Wissensmagazin und kaum einer Fernsehdokumentation vorbeikommt ’“ wird sich bei diesem Streifzug durch die Geschichte der Bären bestens unterhalten.

Wundern Sie sich nicht, wenn Sie nach Lektüre dieses Buchs dank selektiver Wahrnehmung auf einmal überall Bären sehen und Ihre Freunde, Familie und Kollegen plötzlich in Gespräche über diese Tiere verwickeln. Bernd Brunners Buch macht es deutlich: Ob Bärlauch, Bernhard, Berserker, Teddybär oder Berlin ’“ Bären haben unsere Kultur so stark durchdrungen, dass sie fast in jedem Lebensbereich präsent sind. Sie werden staunen!

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