Robert Herbig, Ulrike Renk: Schreibsucht -“ Lesen kann süchtig machen

Schreibsucht. 29 Kurzgeschichten aus der ’žAutorenecke’œ

Robert Herbig, Ulrike Renk: Schreibsucht ’“ Lesen kann süchtig machen, Ebersdorf 2005, Web-Site-Verlag, ISBN: 3-935982, Hardcover, 176 Seiten, Format 14 x 20 x 1,7 cm, EUR 12,’“

schreibsucht1.jpg

Sie sind süchtig, die Schriftsteller der Gruppe ’žAutorenecke’œ. Schreibsüchtig. Und das ist gut so, denn diese Tatsache beschert uns die vorliegende Anthologie, herausgegeben von Robert Herbig und Ulrike Renk. 20 Autorinnen und Autoren bieten ihrem Publikum eine 176 Seiten starke, höchst abwechslungsreiche Mischung aus 29 Kurzgeschichten.

Inhaltlich sind die Beiträge nicht verbunden, den Leser erwartet ein bunter Mix an Themen und Genres. Geschichten, die uns fröhlich kichern lassen, wechseln sich ab mit solchen, die uns tief berühren, zum Erschauern oder ins Grübeln bringen. Manche der Stories hallen noch lange im Gedächtnis nach.

Greifen wir mal willkürlich hinein in die Fülle der Beiträge: Der wortgewaltige Heinz Müller entwirft in seinen Geschichten DER DODEKAEDER und DER ILLUSTRIERTE SAMURAI phantastisch-mysteriöse Szenarien, die man am liebsten sofort verfilmt sehen möchte. Genau wie Heidi Sturm-NorËns gruselig-unheimliche Geschichte IM NEBEL.

’žDu, Papa, wo kommen eigentlich die Haare her?’œ, fragt der kleine Harald in Andreas Sticklies’™ hinreißend komischer Story HAARAUSFALL. Er fragt nicht ohne Grund … ROCK’™N’™ROLL tanzt die vierzehnjährige Heldin in Lieselore Warmelings Beitrag, wo sie doch brav in ihrem Bett liegen sollte … Und der Protagonist in Robert Herbigs Story FAHR UND SPAR will eigentlich nur mit der Bahn nach Berlin, doch ein ebenso skurriler wie lebensnaher Dialog am Fahrkartenschalter hat gänzlich unerwartete Konsequenzen … FRÜHJAHRSPUTZ macht Sascha Mrowkas Protagonistin Efi ’“ und offensichtlich war das bitter nötig.

Was sagt ein Gentleman, wenn EINE ALTE FREUNDIN ihn um Hilfe bittet? Hannes in Jochen Brockmanns Geschichte sagt ’žja’œ. Und was können viele Männer nicht? Genau: zuhören. Die Folgen sind für Hannes strapaziös ’“ und für den Leser amüsant. ’“ Der zweite Beitrag von Jochen Brockmann, ERWACHEN, geht in eine ganz andere Richtung: Es ist eine stimmungsvolle, erotisch-romantische Liebeserklärung an eine langjährige Lebensgefährtin.

PHILIPP ist der kleine Sohn, um den sich die Mutter in Ulrike Renks Geschichte große Sorgen macht, nachdem sie schon ein Kind verloren hat. Ist sie wirklich nur überbesorgt? DEUTSCHLAND, DEUTSCHLAND ÜBER ALLE von Ralf Seybold hat einen realen Hintergrund: Alles ist vorbereitet, damit der jüdische Kaufmann Hans legal aus Deutschland ausreisen kann. In einer halben Stunde geht sein Zug, da gerät er in eine Razzia der Gestapo. ’“ ’žWer die Katze aus dem Haus trägt, trägt das Glück aus dem Haus.’œ Hätte Matthias aus Gerti Platzers Story KATZENKIND diese Redensart nur gekannt! ’“ ’žFASS MICH NICHT AN!’œ Der Ehemann in Maike Schneiders Geschichte versteht nicht, warum seine Frau so reagiert. Bis sie sich aufrafft, ihm die Wahrheit zu sagen.

Alle Geschichten hier vorzustellen, würde den Rahmen einer Rezension sprengen, obwohl jeder einzelne Beitrag eine Würdigung verdient hätte. Mein Rat daher: Kontaktieren Sie den Buch-’žDealer’œ Ihres Vertrauens und beschaffen Sie sich diesen ausgezeichneten Lesestoff. Aber sagen Sie nicht, man hätte Sie nicht gewarnt: Auf dem Cover steht groß und deutlich ’žLesen kann süchtig machen’œ. Sollten Sie Nachschub benötigen: Aus dem ’žLabor’œ der Herausgeber Herbig und Renk kommt immer erstklassige Ware …

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert