DER PATIENT IST KEIN KUNDE!
Ich habe einiges gelernt, seit ich vor 12 Jahren von meinem alten Dorfdoktor zur Kleinstadtpraxis an meinem Wohnort gewechselt habe:
’¢ Dass ich die Mahnung und den Anschiss kassiere, wenn die Dame am Empfang es versäumt, mir meine zehn Euronen Praxisgebühr abzuknöpfen. Ich sollte mir künftig aufschreiben, wenn ich es mir schon nicht merken kann, wann ich das letzte mal in der Praxis war.
’¢ Dass man aus organisatorischen und rechtlichen Gründen als Patient nicht benachrichtigt werden kann, wenn ein Untersuchungstermin ausfällt. Es sei denn, sie erwischen einen beim ersten Versuch persönlich am Telefon. Ausrichten lassen dürfen sie nix, mit dem AB dürfen sie nicht kommunizieren und in der Firma auch nicht anrufen. Wegen des Datenschutzes. Leuchtet ja ein. Man möchte ja auch nicht haben, dass neugierige Sekretärinnen oder die Putzfrau über die persönlichen medizinischen Details informiert sind. Nur wissen sollte man es, dass man sich vorher nochmals telefonisch vergewissern muss, ob es bei dem Termin bleibt, wenn man nicht für die Katz frei nehmen und anreisen will.
’¢ Dass ich den Wunsch nach einer Überweisung zum Facharzt oder nach einem routinemäßigen Rezept einen vollen Arbeitstag vor Abholung schriftlich einreichen muss, habe ich ebenfalls verinnerlicht. Formular ausfüllen, faxen oder persönlich vorbeibringen. Und dass die Faxe manchmal sogar ankommen. Wenn nicht, ist man halt wieder mal umsonst vorgeritten. Dann gibt’™s nix und man muss am übernächsten Tag noch einmal vorbeikommen.
’¢ Und seit neuestem weiß ich auch, was sie mit Rezeptwunsch-Faxen machen, die sie kurz vor Ende des Quartals erreichen: Sie stellen das Rezept nicht etwa fürs neue Quartal aus, sie schmeißen die Bestellung kommentarlos weg … weil der Patient ja seine 10 Euronen noch nicht abgedrückt hat. Wer das Medikament, auf das er angewiesen ist, unbedingt haben will, wird sich schon wieder melden. Wer das nicht weiß und nach Ablauf eines vollen Arbeitstags sein Rezept holen will, ist halt wieder mal für die Katz vorbeigekommen. Seufz!
Es hat, wenn man es im Nachhinein erklärt bekommt, schon alles seinen Sinn. Aber ich hab einfach kein bürokratisches Hirn. Von selber komme ich nie drauf, was mein Tun und Lassen für Konsequenzen haben kann. Man merkt es immer erst hinterher, wenn man wieder mal ins Messer gelaufen ist und statt kundenfreundlich informiert vor allen Patienten im Wartezimmer wie ein Schulmädchen in den Senkel gestellt wird.
Ich sollte vielleicht hundertmal schreiben, damit ich es endlich kapiere: DER PATIENT IST KEIN KUNDE. DER PATIENT IST KEIN KUNDE. DER PATIENT IST KEIN KUNDE …
Hallo
einfach folgenden Satz lernen:
ICH SUCHE MIR UMGEHEND EINEN ANDEREN ARZT.
ICH SUCHE MIR UMGEHEND EINEN ANDEREN ARZT.
ICH SUCHE MIR UMGEHEND EINEN ANDEREN ARZT.
Es gibt Ärzte, da geht das auch anders!