Ines Gerrit Möhring: Unter uns! -“ Die Frau, der Rapunzelturm und die Sache mit dem Fisch.

Ines Gerrit Möhring: Unter uns! ’“ Die Frau, der Rapunzelturm und die Sache mit dem Fisch. Das Buch zur wöchentlichen Kolumne in der „Magdeburger Volksstimme“. Magdeburg 2007, Ost-Nordost Verlag, ISBN 978-3-938247-94-5, Hardcover mit Schutzumschlag, mit schwarz-weiß-Fotos, 252 Seiten, Format 21,0 x 13,5 x 1,8 cm, EUR 12,80.

Zu bestellen hier: http://www.buchhandel.de/detailansicht.aspx?isbn=978-3-938247-94-5 oder hier: http://www.directshopper.de/9783938247945-Unter-uns–Mohring–Ines-G-Kolumne-Frauengeschichten-Liebe-_search_p

Cover Unter Uns

Ines ist 40 Jahre alt und hat einen erwachsenen Sohn, als ihr Gatte jäh ’ždie Ehe storniert’œ. Hals über Kopf flüchtet sie zu ihrer Mutter nach Magdeburg ’“ mit ihrem Cabrio, einer Reisetasche voller Habseligkeiten, dem Cocker-Spaniel Hermann ’“ und ohne Geld.

Mann weg, Job weg, Wohnung weg. Was soll jetzt werden? Von den lebensnotwendigen Dingen wie Unterkunft und Arbeit mal abgesehen: Gibt es denn in der Stadt überhaupt Singles? Wenigstens ein paar Mädels mit Herz, Verstand und Humor, mit denen man Spaß haben und etwas unternehmen kann, um den öden Wochenenden zu entfliehen? Denn mit den Männern ist das ja bekanntlich so eine Sache: Statistisch gesehen ist es wahrscheinlicher, dass eine Frau über Vierzig von einem Terrorristen erschossen wird als dass sie nochmals einen Mann findet. Außerdem wollen gebildete Männer im passenden Alter keine Vierzigjährige als Partnerin sondern lieber eine 25-jährige Kellnerin mit Knackpo.

Ines beginnt, ihr Leben schriftlich zu dokumentieren und ihre Freundinnen mit diesen Berichten auf dem Laufenden zu halten. ’žJede Woche flatterte eine neue Folge per Post oder E-Mail nach Magdeburg oder in den Harz.’œ, erzählt sie auf Seite 46. ’žManchmal auch als Cartoon, denn gezeichnet hab ich auch schon immer gern. Von dort gelangte ’šmein Werk’™ zur Mama, zur Nachbarin, zur Arbeitskollegin usw. Ich hab mein kleines Leben kommentiert, als wäre es das einer Chaotenprinzessin von Welt und jeder hätte das Anrecht darauf zu erfahren, was Ineskind alles erlebt, erträumt, anstellt, versaut und besser machen will. ’šHallo ihr Lieben da draußen’™, schrieb ich ihnen immer als Überschrift.’œ

Und weil das ganze kein weinerlicher Weiberkram ist, sondern originell, unterhaltsam und saukomisch, voll wahnwitziger Ideen, menschlicher Wärme und scharfsinniger Beobachtungen, landen die Betrachtungen von Ineskind ab Mai 2006 als wöchentliche Kolumne in der Zeitung: in der „Magdeburger Volksstimme“.

Von nun an kann ganz Magdeburg in der Samstagsausgabe mitverfolgen, was sich im ’žRapunzelturm’œ, Ines’™ erster eigener Wohnung, so tut. Ob die eigenen vier Wände auf einmal zur ’žSozialstation für gestrandete Ex-Ehefrauen, verlassene Geliebte und betrogene Verheiratete’œ wird und Ines sich ernsthaft überlegt, ob sie nicht einen professionellen 24-Stunden-Service für Liebeskummerkranke eröffnen soll … ob Sohnemann ein- und wieder auszieht, zwischendrin übers Essen meckert, mit seinen Kumpels den Kühlschrank leer futtert und den Schreibtisch verwüstet … ob kuschelige DVD-Abende inklusive Dauertelefonate mit der Freundin stattfinden oder ob hektische Aktivität ausbricht bei dem vergeblichen Versuch, ausnahmsweise mal pünktlich aus dem Haus und zu einem Termin zu kommen: der Leser, vorzugsweise die Leserin, ist life dabei, kichert vergnügt vor sich hin und denkt sich ein ums andere Mal: ’šAch, wie gut ich das kenne! Mit dieser Macke bin ich also nicht allein!’™

Liebe Ines, du glaubst ja gar nicht, wie sehr wir mit dir fühlen! Zum Beispiel bei der Sache mit dem Dekorations-Fimmel, den damit verbundenen Kaufrausch-Anfällen und dem aufregenden Leben als ’žDispo-Queen’œ. Nebenbei bemerkt, eine der köstlichsten Wortschöpfungen in diesem Band. Und auch der fortwährende Kampf gegen die Pfunde kommt vielen von uns doch sehr bekannt vor. Samt der demütigenden Erlebnisse im Fitness-Studio, wo man schwer atmend und ungelenk herumhampelt, umzingelt von lauter perfekt gebauten Sport-Barbies.

So nett es ist, mit den Freundinnen und der Schwester um die Häuser zu ziehen oder sich gemütliche Mädels-Abende zu machen: Überall ist man von Pärchen umgeben, und irgendwann bekommt Ines auch wieder Sehnsucht nach einem Partner.

Gar nicht so einfach, sich auf einmal wieder auf dem ’žHeiratsmarkt’œ zu tummeln, wenn man seit mehr als 20 Jahren in Sachen Flirten aus der Übung ist. Auch wenn man, wie Ines, ein offener, kontaktfreudiger Mensch ist und es mühelos schafft, eine ganze Gesellschaft zu unterhalten.

Wo aber findet man vielversprechende Kandidaten? In der Kneipe, im Festzelt oder in der Disco? Vielleicht doch eher über Zeitungsannoncen. Oder gar übers Internet? Ines’™ Freundinnen stellen sich zum Teil dieselben Fragen, und so fiebern, lachen und leiden wir Leser mit, wenn es um die Vorbereitungen wichtiger Verabredungen geht … und um die Peinlichkeiten, die sich dann unweigerlich an der Dating-Front ergeben.

In einer Jazzkneipe lernt Ines schließlich einen sympathischen Mann kennen, Sternzeichen Fisch. Auch wenn sie nach ein paar Monaten davon überzeugt ist, dass er der Mann ist, auf den sie die ganze Zeit gewartet hat und dass sich das Warten definitiv gelohnt hat, ist der Fisch augenscheinlich noch nicht bereit, ihr ins Netz zu gehen. Doch Ines ist sich sicher für zwei. ’žSo ist sie also, die Sache mit dem Fisch, der sich nicht fangen lässt. Werde mir eine erfolgversprechende Angelmethode ausdenken müssen. Oder Köder kaufen? Ein Netz? Lockstoffe? Wie auch immer, ich gebe nicht auf.’œ (Seite 197)

Wird Ines ihren Fisch bekommen? Wird ihr Single-Leben bald ein glückliches Ende finden? Das verrate ich hier natürlich nicht. Das sollten Sie am besten selbst lesen!

Wenn ich mich für ein Lieblingskapitel aus diesem Buch entscheiden sollte, ich könnte es nicht. Eines der kreischkomischen vielleicht, wie MÄNNER IN DER KÜCHE? Oder eines mit hohem Identifikationspotential wie ÜBERLEBEN TROTZ DAMENHANDTASCHE oder ERINNERUNGSLÜCKEN? Eines der nostalgischen oder doch lieber eines, in die Autorin über die Liebe und das Leben philosophiert? Ich weiß es wirklich nicht. Auf jeden Fall hat mir das Buch ein höchst erstrebenswertes Lebensmotto beschert, im Kaptitel EINE REISE MIT ERDBEEREN IN DER HAND sowie eine wunderschöne Definition von Freundschaft in MARTHA, MARTHA.

Wenn man das letzte Kapitel beendet hat, legt man das Buch mit Bedauern zur Seite. Es ist ein wenig so, als müsste man sich von einer guten Freundin verabschieden. Ob es die Zeitungskolumne, auf der dieses unterhaltsame Buch basiert, wohl noch gibt? Dann bestünde immerhin noch die Hoffnung auf eine Fortsetzung.

PS: Die Autorenlesungen sollen übrigens ’“ so habe ich mir erzählen lassen ’“ ein ganz besonderes Vergnügen sein. Nichts anderes habe ich erwartet.

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