Claus Beese: Vom Angelkahn zur Motoryacht

Claus Beese: Vom Angelkahn zur Motoryacht ’“ Aufstieg und Elend eines Freizeitskippers, Goldebek 2008, Mohland Verlag, ISBN 978-3-86675-077-7, mit Illustrationen von Lothar Liesmann, 206 Seiten, Softcover, 14,3 x 20,5 x 1,3 cm, EUR 10,’“.

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Was bringt eigentlich einen Durchschnitts-Europäer dazu, seine Freizeit auf Booten und Schiffen zu verbringen, wo es doch Hobbys gibt, die mit weit weniger Arbeit, Zeitaufwand, Kosten und Unbequemlichkeiten verbunden sind? Und wie kommt es, dass bei einem Freizeitkapitän die Boote im Laufe des Lebens immer größer werden? Diesen Fragen geht Claus Beese in seinem Buch auf humorvolle Weise nach. Dazu braucht er nur auf seine eigene Vergangenheit zurückzublicken:

Auch Freizeitskipper Claus fängt klein an. Als er noch zur Schule geht, fahren sein Kumpel Bodo und er gern mit einem Schlauchboot zum Angeln. Als dieses Boot ein unerwartet dramatisches Ende nimmt, erwägen sie tatsächlich eine Schrecksekunde lang, dem Hobby abzuschwören. Doch der Boots-Virus ist stärker: Es dauert nicht lange, und Claus schleppt ein altes Holzboot an, das er billig gekauft, liebevoll aufgefixt und mit einem Außenbordmotor ausgestattet hat. Seine Freunde sind begeistert. Die Schiffstaufe geht noch glatt, die Probefahrt endet blamabel. Trotzdem haben sie eine zeitlang eine Menge Spaß mit dem ’žStichling’œ.

Die Jungs werden erwachsen, und das Angeln auf dem Flüsschen genügt ihnen nicht länger. Es zieht sie aufs Meer und sie schließen sich den Bremer Hochsee-Sportfischern an. Da ist immer was los, nicht zuletzt dank solcher Originale wie Opa Johann Diercks und dessen Kumpel Hermann, der sich durch kleinen Wuchs und eine große Nase auszeichnet und sich von seinen Mitmenschen deshalb einiges anhören muss. Wenn es irgendwo etwas zu essen und zu trinken gibt, wissen diese beiden Herrn es als erste.

Der einzige, der von den monatlichen Dorschfang-Fahrten des Vereins nicht begeistert ist, ist der Busfahrer. Weil das Fahrzeug, das die Sportfischer zum Kutter und wieder zurück bringt, hinterher immer so fürchterlich nach Fisch stinkt, werden die Vereinsmitglieder nur noch in einem klapperigen Schrottgefährt transportiert. Doch die Anfahrt ist noch lange nicht das größte Abenteuer. Was für ein Drama, als Opa Diercks dritte Zähne verschwinden! Als wenig später sein Hut über Bord geht, setzt er alle Hebel in Bewegung, diesen zurückzubekommen. Doch was er bei seiner Hut-Rettungsmission alles erlebt hat, wird er niemals jemandem erzählen können, denn diese Geschichte glaubt ihm unter Garantie kein Mensch!

Während der Phase der Familiengründung treten bei Claus die Themen ’žAngeln’œ und ’žBoote’œ vorübergehend in den Hintergrund, aber ganz aus den Augen verliert er den Traum von den eigenen Planken nie. Wie durch ein Wunder sind sich seine Frau und er eines Tages einig: ’žLiebling! Was wir brauchen, ist ein Schiff!’œ So kommen sie zur gebrauchten MS DODI, in die Claus erst einmal knapp zwei Jahre Umbauarbeit investieren muss.

Neue Abenteuer und neue Bekanntschaften warten auf Claus, seine Bestfrau Doris und den Leichtmatrosen, Tochter Claudia. Claus lernt den korrekten Umgang mit der Schleuse, Doris lernt den Umgang mit dem Ruder ’“ und die ganze Familie lernt ein weiteres Original kennen: den Skipper Carlos Flint, der nicht nur Nachfahr eines berühmten Piraten ist, sondern auch ein begnadeter Koch. Die Story, wie er zu seiner italienischen Motoryacht gekommen ist, ist mindestens so köstlich wie seine Rezepte, die er uns freundlicherweise in diesem Buch verrät.

Auch die Freude an der DODI währt nicht ewig ’“ die Familie wächst buchstäblich aus dem Boot heraus. Man braucht etwas Größeres. Die DODI I wird verkauft ’“ ein Vorgang, der durchaus auch seine Tücken hat ’“ und die DODI II erworben. Wie groß ist das Entsetzen der weiblichen Crew, als der Skipper ankündigt, mit dem nagelneuen Schiff auf Dorschfang gehen zu wollen! Stinkender toter Fisch auf diesem Schmuckstück? Ausgeschlossen!

Wird es zur offenen Meuterei kommen? Oder wird der Skipper sich durchsetzen und doch noch Dorsche fangen? Und wie kann es sein, dass Claus mitten in der Ostsee einen ’žBlue Marlin’œ mit Rekordgewicht an die Angel bekommt, wo dieser Fisch doch nur im Atlantik vorkommt? Seemannsgarn? Anglerlatein? Nein, diese Erklärung wäre zu einfach …

Leser, die wie der Autor vom Boots-Virus infiziert sind, werden zusätzlich zum Lach-Muskelkater noch einen Nick-Muskelkater bekommen, weil sie sich ständig sagen werden: ’žGenauso isses!’œ. Doch auch die gemeine Landratte, für die die größte bekannte Wasseransammlung das örtliche Freibad ist, wird mitlachen und mitfiebern, wenn Skipper Claus von einem Abenteuer ins nächste schippert ’“ und dabei im Geiste mit seinem Wikinger-Urahn im Clinch liegt, weil er sich ständig ausmalt, was wohl der wilde Vorfahr mit seinem Drachenboot-Horizont zum heutigen Wassersport gesagt hätte.

Zum guten Schluss verstehen wir auch den Mechanismus, der die Boote im Laufe eines Skipperlebens immer größer werden lässt und es leuchtet uns ein, warum der Skipper selbst gar nichts dafür kann. Die meisterhaften Illustrationen von Lothar Liesmann, der die geschilderten Szenen mit spitzer Feder auf den Punkt bringt, sind bei diesem unterhaltsamen Buch noch das Tüpfelchen auf dem i.

yannickbuch

Nicht für die Katz, sondern tierisch amüsant: Claus Beeses Buch ’žVom Angelkahn zur Motoryacht’œ

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