Tina Zang: Der Karatehamster taucht ab! (Ab 8)

Tina Zang: Der Karatehamster taucht ab! Ab 8 Jahren, 6. Band der Karatehamster-Reihe, München 2010. Ars-Edition GmbH, ISBN 978-3-7607-4493-3, Hardcover mit Plüscheinsatz, 151 Seiten, Titelbild und Illustrationen: Claudia Fries, Format: 15,4 x 21,2 x 2,2 cm, EUR 8,95 (D), EUR 9,20 (A).

Karatehamster Neo und seine Artgenossen Chan und Lee leben bei der deutsch-japanischen Patchworkfamilie Yusumi-Putz und gehören der Tochter des Hauses, Kira. Es sind ganz besondere Hamster. Nicht nur, weil sich die drei einzelgängerischen Tiere notgedrungen zu einem Team zusammengerauft haben, das seinen Menschen beim Lösen kriminalistischer Rätsel hilft, sondern auch, weil sie sehr unterschiedliche Persönlichkeiten sind.

Neo ist sportlich und immer auf Abenteuer aus, Chan ist liebenswert, verfressen und ein bisschen trottelig. Lee ist ein sensibler Besserwisser und immer bereit, einem neuen Trend zu folgen, sich eine interessante Krankheit einzubilden oder einen hysterischen Kreischanfall zu bekommen.

Ihr Wissen über die Welt haben sie von ihrer Menschen-Familie und aus dem Fernsehen. Und sie tun einiges, was man Hamstern nicht unbedingt zutrauen würde. So haben sie z.B. bei früheren Abenteuern ’žden Sinn des Lebens gesucht’œ oder probiert, ’žneuen Rollenbildern zu folgen’œ, was zu tierisch komischen Verwicklungen führte. In Band 6 nun kommen die drei Hamster mit der schillernden Welt der Esoterik in Berührung. Zum Glück lässt ihnen die Begeisterung für dieses Thema noch genügend Zeit, mit ihren Menschen auf Ganovenjagd zu gehen sowie Freundschaften und Feindschaften zu pflegen.

Vincent ist ein Urlaubsgast,
der den Hamstern gar nicht passt.
Ach, wie werden sie denn bloß
diesen Zotteltrottel los?

Ausgerechnet Familie Stiefelschmitts verwöhnten und eingebildeten Teddyhamster Vincent nimmt Kira als Pflegetier auf. Für eine ganze Woche! Neo verfällt in Schockstarre. Er kann den großmäuligen Plüschdödel am allerwenigsten leiden. Zu allem Übel ist der Kerl auch noch aus gutem Haus und man muss sich in seiner Gegenwart gewählt ausdrücken. Statt ’žpinkeln’œ muss man nun ’žsich erleichtern’œ sagen. Das Hamstertrio ist stinksauer.

Doch viel Zeit bleibt ihnen nicht, sich mit dem ungebetenen Gast in die Wolle zu kriegen. Andere Ereignisse verlangen ihre Aufmerksamkeit: Beim Herumspielen mit einem Teleskop, das Kiras Kumpel Jan mitgebracht hat, entdecken Neo und Kira eine vermummte Gestalt, die sich in verdächtiger Weise in einem Gebüsch zu schaffen macht.

Und dann bricht auch noch Fiffi, der Dackel einer alten Dame, unter dramatischen Umständen beim Gassigehen zusammen. Ausgerechnet jetzt ist Jans Vater, der Tierarzt, nicht zu erreichen! Da fällt Kira die Geistheilerin Fenja Lisander ein, die neu in der Stadt ist. Die Kinder rufen sie an, und tatsächlich kommt sie ins Haus und hilft dem gelähmten Dackel mit heilenden Händen und einem geheimnisvollen japanischen Wunderwasser wieder auf die Beine.

Fenja nennt sich Heilerin,
kriegt kranke Tiere wieder hin.
Ihr ’žFuji-Wasser’œ sei sehr stark,
sagt sie. Jan hält das für Quark.

Jan, der Tierarztsohn, ist skeptisch. Von dem Wunderheiler-Getue der seltsam gekleideten Fenja hält er gar nichts. Die Hamster dagegen sind von dem Hokuspokus, den die Dame veranstaltet, hingerissen. Lee sieht sich schon selber als Geistheiler und übt fleißig, was er bei ihr gesehen hat, sogar das Pendeln. Jedenfalls so lange, bis Chan das Pendel frisst.

Gegen das Leiden des wuscheligen Vincent hilft Lees Geistheiler-Gehampel leider nicht. Der eitle Teddyhamster hatte einen Zusammenstoß mit einer Kaugummiblase und schaut nun, da Kira ihm die klebrige Masse aus dem Fell geschnitten hat, wie ein geplatztes Sofakissen aus. Was wird nur Frau Stiefelschmitt sagen, wenn sie ihren Liebling in ein paar Tagen wieder abholt?

Kira beschließt, für den gerupften Urlaubsgast etwas von dem heilkräftigen japanischen Fuji-Wasser zu kaufen, das die Geistheilerin vertreibt. Als das Mädchen im Verlauf des Gesprächs zu erkennen gibt, dass es japanisch versteht, wird die Heilerin plötzlich nervös. Hat Kumpel Jan doch Recht mit seinem Verdacht? Stimmt etwas nicht mit der Dame? Kira forscht nach …

Auch Jan ist kriminalistisch tätig. Ihn beschäftigt die mysteriöse Tiergrippe, die derzeit Hunde und Katzen aus heiterem Himmel gelähmt umfallen lässt. Dackel Fiffi war nämlich kein Einzelfall. Jans Vater, der Tierarzt, hat eine Vermutung. Die finstere Gestalt, die Neo und Kira vor kurzem durchs Teleskop beobachtet haben, würde da wunderbar ins Bild passen …

Jan und Kira sind verkracht,
was die Sache schwierig macht.
Wenn sie Fälle lösen wollen,
sollten sie nicht ständig schmollen.

Wenn Kira und Jan nun die Ergebnisse ihrer Nachforschungen austauschen würden, wären sie bei ihren Ermittlungen einen großen Schritt weiter. Aber sie sind derzeit zerstritten, sehr zum Kummer der drei Hamster. Werden die Freunde trotzdem hinter das Geheimnis von Fenja Lisander kommen? Wird sich aufklären lassen, was hinter der mysteriösen Haustier-Grippe steckt? Können sie dem maskierten nächtlichen Schleicher das Handwerk legen? Und, vor allem: Werden sich Kira und Jan wieder versöhnen? Erst als Karatehamster Neo einen todesmutigen Sprung in einen ’žWasserfall’œ wagt, kommt Bewegung in die Sache …

Auch der sechste Band der Karatehamsterreihe bietet wieder phantasievolle und hinreißend komische Unterhaltung (nicht nur für Kinder). Gleichzeitig erfährt der Leser etwas über den Wert der Freundschaft, über Eifersucht, Streit und Versöhnung … und dass man jemandem, der einmal einen schweren Fehler begangen hat, auch verzeihen kann. Dass es allen Beteiligten viel Kummer und Ärger erspart, wenn man miteinander redet statt zu schmollen, kann man am Beispiel dieser Geschichte ebenfalls sehr schön sehen. All diese Botschaften kommen nicht mit dem Holzhammer daher, sondern sind geschickt in eine überaus witzige und spannende Handlung verpackt.

Schade, dass diese gelungene Reihe mit Band 6 nun abgeschlossen ist. Die kleinen und großen Fans von Neo und seinen Freunden werden die einfallsreichen Hamster-Abenteuer mit Sicherheit vermissen ’“ was für eine Serie ein schönes Kompliment ist.

Die Autorin
Tina Zang wurde 1960 in Backnang (bei Stuttgart) geboren. In Heidelberg studierte sie Physik und Sprachen, arbeitete für ein Übersetzungsbüro und machte sich schließlich als Autorin selbständig. Sie lebt mit ihrer Familie auf dem Land und schaut beim Schreiben ins Grüne. Unter dem Namen Christine Spindler schreibt sie Krimis für Erwachsene, die zum Teil in den USA erscheinen.

Die Illustratorin
Claudia Fries lebt und arbeitet als Illustratorin und Hundetrainerin im Hunsrück. Im Rahmen Ihrer Tätigkeit als freie Illustratorin und Graphikerin ist sie für verschiedene Verlage und Agenturen tätig. Ihre zauberhaften und unverwechselbaren Zeichnungen sind ein fester Bestandteil der Karate-Hamster-Reihe.

Rezensent: Edith Nebel
EdithNebel@aol.com
     
http:// edithnebel.wordpress.com

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