Gibt-™s was Neues?

’žGibt’™s was Neues?’œ, frage ich beinahe täglich meinen Vater, wenn wir am Abend telefonieren. Und ich bin immer froh, wenn er ’žnein’œ sagt. Oder wenn sich die Neuigkeiten des Tages darin erschöpfen, dass Freunde und Verwandte angerufen oder geschrieben haben, ohne eine Hiobsbotschaft zu überbringen.

Nachrichten der Marke ’žGerda hat ihre CDs abgeholt’œ oder ’žIch war auf der Bank und hab’™ dort zufällig Lydia getroffen’œ sind mir am liebsten. Mit zunehmender ’žÄlte’œ hat man eben gelernt, dass etwas Neues nicht automatisch auch etwas Gutes ist. Die Verwandtschaft und ihr soziales Umfeld ist hochbetagt, und da haben Neuigkeiten leider oft mit Krankheit, Pflegebedürftigkeit und Tod zu tun. Und so langsam bekommt man auch den Eindruck, dass die Einschläge im eigenen Bekanntenkreis näher kommen. Manch ein Weggefährte lebt nicht mehr, andere haben schwere Schicksalsschläge hinnehmen müssen.

Als ich jung war, war mein Lebensgefühl noch ganz anders. Da war jeder neue Tag spannend und aufregend. Die Post wurde Tag für Tag sehnsüchtig erwartet. Sie brachte Briefe von Freunden aus aller Welt und ’“ und vielleicht ja die Zusage irgendeines Verlags oder Senders, der einen meiner Texte kaufen würde. Oder vielleicht ergaben sich gerade an diesem Tag irgendwelche interessanten und vielversprechenden Kontakte?

Heute bringt mir die Post Werbung, Rechungen, Zeitschriften und Bücher und das reicht mir. Da geht’™s mir wie meiner Kollegin: ’žBloß keine Überraschungen!’œ Und wenn die sich partout nicht vermeiden lassen, dann bitte nur solche der netten und harmlosen Art!

Die jugendliche Hoffnung, irgendwann (erfolg-)reich und berühmt zu werden, ist mir irgendwann zwischen Job, Haushalt und Familienklimbim abhanden gekommen und dem Wunsch nach weniger Stress gewichen. Das hätte ich mir in meiner Studentenzeit auch nicht träumen lassen, dass ich mir mal ein ereignisloses Leben wünschen und mich phasenweise sogar nach Langeweile sehnen würde!

Die Schauspielerin Maria Furtwängler sprach neulich in einem Interview* über ’ždiese ungestüme Neugier, die freudige Erwartung und Naivität einer Anfang Zwanzigjährigen’œ, in die sie sich für eine Filmrolle wieder hineinversetzen musste. Genau das ist es, dachte ich, als ich den Satz las. Das treibt einem das Leben im Lauf der Jahre aus. Was nachvollziehbar, unvermeidlich und auch sinnvoll ist. Man will ja nicht sein Leben lang jugendlich-naiv bleiben.

Ein bisschen schade ist es aber auch.

*) Zeitschrift freundin, Ausgabe 4/2011, vom 26.01.2011, Seite 19.

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