Krippenplatz als Sucht-Risiko?

’žWenn Kleinkinder sehr frühzeitig von der Mutter entfernt werden, entwickelt sich ein tief inneliegender Schmerz, welcher durch Anpassung, durch Aggression oder durch Zurückgezogenheit beantwortet wird. Im späteren Leben wird dieser Verlassenheitsschmerz zur Suchtfalle.’œ, schreibt heute ein Herr in der Leserbriefrubrik unserer regionalen Tageszeitung.

Spräche er von Heimerziehung, wäre ich geneigt, seinen Ausführungen unbesehen zu folgen. Auch die liebevollsten Heimerzieherinnen werden vermutlich ein intaktes ’“ oder auch nur durchschnittliches – Familienleben kaum ersetzen können.

In seiner Aussage geht es aber um Krippenplätze, um ein paar Stunden Außer-Haus-Betreuung am Tag.

Wenn das mit den Verlassenheitsängsten und der daraus resultierenden Suchtgefahr tatsächlich auch auf die Menschen zutrifft, die als Kleinkinder in Krippen betreut wurden und werden, dann müssten Untersuchungen doch längst belegen, dass die Suchtproblematik in Regionen, in denen Krippenbetreuung schon lange üblich ist, signifikant höher ist als bei uns. Spontan denke ich da an Frankreich und an die neuen Bundesländer.

Gibt es solche Erhebungen, und wenn ja, was sagen sie aus?
Sind sie seriös und stützen die These des Verfassers nicht, besteht in dieser Hinsicht meines Erachtens auch kein Grund zur Besorgnis.

Wenn ich richtig gegoogelt habe, ist der Herr kein Psychologe, sondern Ingenieur. Spricht also auch nicht aus Expertenwissen sondern aus seiner Lebenserfahrung heraus.

Ich hab eine Variante dieser Nachricht an die Zeitung geschickt. Bin mal gespannt, ob sie Zahlen nachlegen. Wenn der Verfasser Recht hat, werde ich das ohne Murren und Knurren anerkennen. Aber ich war noch nie begeistert, wenn jemand die persönliche Meinung als allgemeingültige Wahrheit verkauft hat. Und so kam der Leserbrief bei mir an.

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So ist es ja auch nur meine selbstpersönliche Meinung, dass sinnfreies Handy-Geblubber um 6 Uhr morgens in der Bahn einen ungeheueren Nerv-Faktor hat. Die junge Blondine, die sich heute Früh um diese unchristliche Uhrzeit schon lauthals am Telefon nach dem Wohlbefinden ihres Liebsten erkundigen musste, den sie Minuten zuvor allein im Bett zurückgelassen hat, hätte ich erwürgen können:

’žHallo, Schätzle, bist du schon wach?’œ (Jetzt bestimmt, nachdem das Handy geklingelt hat!) ’“ ’žIch bin vor 10 Minuten gegangen und sitze jetzt im Zug. Er fährt noch nicht, er steht noch. Ich bin mit dem Neuner gefahren, auf den um 59 hat’™s mir nicht mehr gelangt, weil ich dich noch zugedeckt hab’™ …’œ

Laber, Rhabarber, blubber, blabla, plärr, kicher und blök.

Gaaaaaah! Wen interessiert denn das, außer den beiden Beteiligten? Keine Sau, mit Verlaub. Und warum muss man sich als wehrloser Anwesender so ein unnützes Gequassel dann mit anhören?

Ja, ja, mit der Masse der zur Verfügung stehenden Kommunikationsmittel steigt eben auch die Masse der Kommunikation, und mag sie noch so überflüssig sein. Mit den Blogs isses ja im Grunde nix anderes, da mache ich mir nichts vor. Aber zumindest macht mein virtuelles Genöle hier keinen Krach …

  1. Als intensive Kenner der Geschichte wissen wir doch, das al die von Ammen großgezogenen Fürsten und Königskinder agressive Kriege führeten und Koks geschnupft haben, dass all die Bauernkinder, die von Mutter am Feldrand entbunden und dann im Kollektiv der Dorfgruppe erzogen wurden, deren Mütter im Kindbett gestorben oder an anderen Krankheiten gestorben sind Alkoholiker wurden, die die arem Fürstenkinder dann in Revolutionen versucht haben abzuschlachten in ihrer Agression.

    Ernsthaft: Dieses seit etwa 150 Jahren existierende Familienbild der mitteleuropäischen Kultur als naturgegeben und genetisch notwendig auszugeben ist nicht nur lächerlich, sondern gefährlich. Gerade am heutigen Girls/Boyday sollten wir merken, dass dieses überkomme Bild die Erziehungsfunktion der Männer unterschätzt.

  2. Ich fahr zwar bloß einmal im Jahr Bahn, aber bei Deinem Stimmungsbild könnt ich mich wegschmeissen!
    Des isch so klasse!
    Wie sagte Edith Nebel einst?
    Da denkt der Herr im Geischde: Seggl senns, die meischde… Grüßle: Ute

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