Claus Beese: Voll voraus, DODI! -“ Neue Abenteuer von der Waterkant

Pleiten, Pech und Pannen an Bord eines Motorboots ’“ und an Land

Claus Beese: Voll voraus, DODI! ’“ Neue Abenteuer von der Waterkant, Illustrationen: Lothar Liesmann, Goldebek 2006, Mohland Verlag, ISBN: 978-3-86675-021-0, flexibler Einband, 156 Seiten, Format: 20,5 x 14,5 x 0,9 cm, EUR 10,00.

Wikinger-Gene hat er, der Skipper Claus, deshalb zieht es ihn mit seinem Motorboot DODI und seiner Seejungfrauen-Crew ’“ Ehefrau und Tochter ’“ im Urlaub in Richtung Dänemark. Landratten haben ja nicht die leiseste Ahnung, was man mit so einem Motorboot alles erleben kann, und dass man diese Art des Freizeitvergnügens ungestraft als eines der letzten Abenteuer bezeichnen darf!

Die Reise fängt schon sehr vielversprechend an: An einem heißen Sommertag wollen in Lintig mehrere Schiffe gleichzeitig die Schleuse in Richtung Elbe passieren. Statt elegant per Knopfdruck den Schleusungsvorgang auszulösen, erwischt so ein Unglücksrabe den NOTAUS-Schalter ’“ und nun geht gar nichts mehr. Die Schiffe sitzen in der Schleuse fest und der Schleusenmeister, der sie wieder befreien könnte, ist übers Wochenende zum Angeln gefahren. Schöne Aussichten!

Was macht man so einer Situation? Randalieren? Still verzweifeln? Die Schiffsbesatzungen beschließen stattdessen, eine Party zu feiern, schmeißen den Grill an und dezimieren ihre Alkoholvorräte. Und so staunt der Schleusenmeister nicht schlecht, als er schließlich zur Befreiungsaktion anrückt …

Die nächsten Turbulenzen lassen nicht lange auf sich warten, als eine der Seejungfrauen ’“ des Skippers Teenie-Tochter Claudia ’“ beim Schwimmen im Hafenbecken von Bederkesa eine ’žtote Leiche’œ findet. Der Auflauf, den dieser Fund auslöst, ist TATORT-reif: vom Bürgermeister bis zum Katastrophenschutz, von der DLRG bis zur Feuerwehr ist alles da, was Rang und Namen hat. Die Kinder und Kurgäste freuen sich über die aufregende Abwechslung. Nur Schneidermeister Kiekbusch hat einen schmerzlichen Verlust zu beklagen …

Die Szene der Freizeitskipper ist überschaubar. Man kennt sich. Und so muss man in fremden Häfen unbedingt darauf achten, dass man alle eventuell anwesenden Funktions- und Würdenträger des Vereinswesens angemessen begrüßt. Manchmal empfiehlt es sich jedoch auch, sich von Bekannten fern zu halten und sie schlicht zu verleugnen. Der wild aussehende Piratenkapitäns-Urenkel Kalli Flint ist so ein Fall. Vom Kochen versteht er ungleich mehr als von der Seefahrt. Doch im dänischen Hafen von Sonderburg ist er anscheinend an seinen Kernkompetenzen gescheitert … oder wie sonst ist zu erklären, dass er statt der Steaks den Steg gegrillt hat? Nein, mit den peinlichen Schandtaten dieses Chaoten möchte die Besatzung der DODI nichts zu tun haben ’“ auch wenn die Geschichte vom flambierten Steg saukomisch ist.

Da blamiert man sich doch lieber selber. So wie Heinz, Kapitän der PINGO, ein Kumpel unseres Skippers. Beim Versuch, von einem Gummiboot aus den Wasserpass seines Motorboots zu reinigen, verunglückt er und gerät in eine hilflose Lage: Unfähig, die Beine zu bewegen, steckt er in dem defekten Gummiboot fest und droht aufs offene Meer hinauszutreiben. Die Rettungsaktion verläuft ziemlich entwürdigend ’“ und ausgerechnet ’žDarling Bügelfalte’œ, der prollig-ordinäre Hamburger Skipper mit den Goldkettchen, den Heinz und Claus von früheren Begegnungen her in unguter Erinnerung haben, wird Zeuge der peinlichen Aktion. Er macht sogar noch Fotos davon! Das schreit nach Rache. Unsere beiden Skipper sehen rot … in mehr als einer Hinsicht. Mehr sei hier nicht verraten.

Ach, und das ist noch lange nicht alles! Wir erfahren, warum ’žGummidänen’œ mitten im Sommer bei Regenwetter Weihnachtslieder singen … weshalb es nicht immer gut ist, ’žSchwein’œ zu haben … und dass mit den Wetterkapriolen auf See durchaus nicht zu spaßen ist. Eine Fahrt bei Sturm oder Nebel kann leicht ins Auge gehen, vor allem, wenn Chaoten-Seemann Kalli Flint unterwegs ist, der Piraten-Enkel. Da kommt die DODI gerade zur rechten Zeit um das Schlimmste zu verhindern. Kalli bedankt sich nicht nur mit ’žLabskaus für alle’œ, sondern verrät auch noch sein Rezept dafür. Und das will bei einem Profi-Koch was heißen. Auf Seite 126 steht’™s. Wer es also mal nachkochen möchte …

Sturm und raue See wären um ein Haar auch der Bordkatze der PINGO zum Verhängnis geworden. ’žIch dachte, ich seh nicht richtig. Unsere Katze hing senkrecht an der Klotür’œ, erzählt Elfi, die Bestfrau der PINGO. ’žDer Brecher musste sie durch die Kajüte geschleudert haben und die hatte alle Krallen in die Türfüllung geschlagen, um Halt zu finden. Na, den hatte sie jetzt. Sie bekam nämlich ihre Krallen nicht mehr aus dem Holz heraus und hing völlig hilflos an der Tür.’œ

Jetzt ist guter Rat teuer. Wie die Katze heil wieder von der Klotür runterkommt, das ist ein Kapitel für sich. Bei den tumultartigen Szenen kommen zum Einsatz: ein Löschzug der Feuerwehr, ein Rettungswagen, ein Tierarzt und ein Tischler. Nicht zu vergessen der Hafenmeister, die Polizei sowie diverse ’žSchaulästige’œ. Ich rate übrigens dringend davon ab, speziell dieses Kapitel in der Öffentlichkeit zu lesen. Oder nur, wenn es Ihnen egal ist, was die Leute von Ihnen denken. Es besteht nämlich akute Laut-Loslach-Gefahr!

Man muss nicht unbedingt etwas von der christlichen Seefahrt verstehen, um an den unterhaltsamen Abenteuern der DODI Gefallen zu finden. Auch eingefleischte Landratten wie die Rezensentin haben sich darüber amüsiert. Manche Szenen laufen wie Slapstick-Filme vor dem geistigen Auge des Lesers ab. Wer Spaß an witzigen, pleiten-, pech- und pannenreichen Erlebnisberichten seiner Mitmenschen hat und dann und wann ein winziges Bisschen Schadenfreude erübrigen kann, dem sei dieses Büchlein empfohlen.

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