Kroatien Teil 2: Hotel RIU Blue Waves

Bei Winnetou hat’™s nie geregnet!
Kroatien/Krk vom 24.07. bis 03.08.2010

TEIL 2 von 8: HOTEL RIU BLUE WAVES ’“ EIN KAPITEL FÜR SICH!

Auch nach der Landung ging alles ruckzuck: Passkontrolle, Koffer vom Gepäckband klauben und den Fahrer von ’žGulliver Travel’œ finden, der uns zum Hotel RIU Blue Waves bringen sollte. Im Taxi fiel mir ein: ’žSag mal, hast du eigentlich die ’šKunis’™ eingepackt?’œ Die Kuna meinte ich, die kroatischen Geldscheine, die wir extra noch von der Bank geholt hatten. Er: ’žÄh … nö. Wenn du sie nicht hast, dann liegen sie noch in der Küche.’œ

Ah ja, ganz super! Dort nutzen sie uns viel! Aber das kommt davon, wenn man sich ständig nur im Euro-Raum herumdrückt. Wir vergessen, dass man ausländisches Geld mitnehmen muss, wenn man mal wo anders hin verreist. Dabei hatten wir uns noch intensiv mit der Währung befasst. Irgendwie sehen die ’žKunis’œ vom Design her der letzten D-Mark ähnlich. Das war nicht nur uns aufgefallen. Bei Wikipedia steht: ’žDie kroatischen Banknoten werden in Deutschland und Österreich von der deutschen Firma Giesecke & Devrient und der österreichischen Firma OeBS gedruckt. Sie ähneln von ihrem Layout den DM-Scheinen der letzten Serie.’œ

Quelle: http://gallery.hd.org. FREE to download and use!

Das Einchecken im Hotel lief zügig ab. Man händigte uns einen Plan des Hotelgeländes aus mit dessen Hilfe wir unser Zimmer und das Restaurant finden sollten. Einfach war das nicht, die Anlage ist etwas … äh … komplex. Oder, wie man an verschiedenen Stellen im Internet lesen kann: verbaut.

Die Blue-Waves-Anlage wurde ursprünglich gar nicht als Hotel konzipiert, habe ich gelesen. Es hätten Appartements werden sollen. Und als der Laden unterwegs Pleite ging, hat man ein Hotel daraus gemacht. Seit zwei Jahren ist es jetzt in den Händen von RIU. Mit der typischen RIU-Architektur hat das Gebäude deshalb auch gar nichts zu tun, und uns traf fast der Schlag, als wir unser Zimmer sahen: 18 m2 im Erdgeschoss und weder Terrasse noch Balkon, nur ein Fenster. Das Zimmer war schon mit Schrank und Doppelbett voll. Wenn einer im Zimmer etwas kramte, und der andere von A nach B wollte, musste er entweder warten oder übers Bett klettern, denn aneinander vorbei kam man nicht. Also nee! Da wollte ich nicht bleiben!

Dass es in RIU-Hotels Zimmer ohne Balkon oder Terrasse gibt, hatten wir in den vergangenen 16 Jahren noch nie erlebt. Wir dachten, alles sei wie immer. Im Katalog war ein geschickter Gebäude-Ausschnitt mit Balkongeländer abgebildet, und dass die Angabe ’žBalkon’œ in der Zimmerbeschreibung fehlte, ist uns nicht aufgefallen. Ein Balkon war für uns aufgrund der vergangenen Erfahrungen mit dieser Hotelkette so selbstverständlich wie Bett, Bad und Klo.

Dass es auch Häuser gibt, die von der Standardausstattung der Marke abweichen, auf die Idee sind wir einfach nicht gekommen. Und da waren wir nicht die einzigen. Wenn man mal im Internet nach Hotelbewertungen sucht, wird man eine Menge entsetzter und enttäuschter RIU-Stammkunden finden, die den Daumen senken. Andere Gäste, die ohne diese hohen Erwartungen hingingen, fanden alles halb so schlimm. (Aber ’žhalb so schlimm’œ ist auch nix, was ich Verbindung mit meinem Urlaub schreiben, sagen oder hören will.)

Na, vielleicht konnten wir ja noch umziehen! Wir schmissen unser Gepäck in das Zimmerchen und machten uns auf die Suche nach dem Restaurant, das in einer knappen halben Stunde schließen würde, Nach ’“zig Treppen und einem halben Dutzend mal ’žpush’œ und ’žpull’œ an irgendwelchen Feuertüren, führten die Schilder ins Leere und wir mussten so lange durch die Gänge irren, bis wir einen Urlaubsgast trafen, der uns den Weg weisen konnte. (Nach zwei Tagen blickt man das dann locker, aber wenn man am späten Abend ankommt und alles stockdunkel ist, ist man echt überfordert.)

Nun hatten wir noch eine Viertelstunde Zeit zum Abendessen. Erst wollten sie uns nichts mehr geben, aber nach einigem Gezicke und Gebettle und dem Versprechen, uns ganz fürchterlich zu beeilen, konnten wir uns doch noch was von den Buffet-Resten nehmen.

Zurück an der Rezeption erwies sich das mit dem Zimmertausch als Fehlanzeige. Der Mann an der Rezeption konnte uns auch gegen Aufpreis kein besseres Zimmer geben. Er hatte keins. Die allerwenigsten Zimmer hatten einen Balkon ’“ was wir in der Dunkelheit nicht hatten sehen können.

Na, super! Dabei hatten wir daheim im Reisebüro extra noch 100,- Euro mehr für ein besseres Zimmer bezahlt. ’žSonst kommen Sie neben den Aufzug oder haben Aussicht auf die Müllcontainer’œ, hatte der Reisefachmensch unseres Vertrauens gesagt. Tja. Kann schon sein, dass es quartiermäßig noch schlimmer hätte kommen können.

NA, WENN IHR KEINE GESCHÄFTE MACHEN WOLLT …!
An der Lobbybar des Hotels trafen wir ein Ehepaar aus der Gegend von Hannover, das auch in die RIU-Falle getappt war. Von den beiden erfuhren wir, dass es am Sonntag Vormittag um 10 Uhr in eben dieser Lobby eine Informationsveranstaltung für Neuankömmlinge geben würde. Im Ordner unseres Reiseveranstalters, der auf dem Tresen der Rezeption steht, fehlte dieser Hinweis. Jemand hatte daraus Seiten entnommen und niemand hat sie mehr ersetzt. An der Rezeption hatte man uns gesagt, dass wir entsprechende Informationsunterlagen auf unserem Zimmer vorfänden, doch das entsprach nicht den Tatsachen. So groß, dass wir die Unterlagen übersehen haben könnten, war das Zimmer ja nicht.

Auch andere Gäste erfuhren nur durch Zufall von dem Infotreffen. Genau wie bei dem Treffen, an dem die Hannoveraner teilgenommen hatten, waren auch wir nur zu viert. Es waren deutlich mehr Gäste erwartet worden, das sah man an den vorbereiteten Getränken. Wir haben dem Reiseleiter gesagt, dass wir nur zufällig und durch Mundpropaganda von der Veranstaltung gehört hatten ’“ und das auch nur, weil wir das Prozedere kannten und gezielt danach gefragt hatten. Das gleiche hatten ihm die Hannoveraner vor zwei Wochen auch schon gesagt, und passiert ist nichts. Also nehme ich an, dass sich an dem Vorgehen nichts ändern wird. Selber schuld, Jungs! Wenn die Gäste nichts von der Veranstaltung wissen, können sie auch keinerlei Ausflüge buchen und dem Veranstalter entgeht Umsatz.

JUGEND FORSCHT
Freundlich ist das Personal, aber ein bisschen überfordert wirkten die Leute auch, nicht zuletzt deshalb, weil sie dramatisch unterbesetzt sind. Das ist alles so ein bisschen ’žJugend forscht’œ: Schüler und Studenten spielen in den Semesterferien Servicepersonal. Der Verdienst sei ihnen von Herzen gegönnt. Und solange alles glatt geht, ist das auch wunderprächtig. Doch sobald etwas Unvorhergesehenes eintritt, sind sie ratlos. Und im Urlaub habe ich wenig Lust, unerfahrenes Jungpersonal and die Hand zu nehmen und zu sagen: ’žSchau mal, das machen wir jetzt so …!’œ Bei technischen und organisatorischen Problemen in einem Hotel sollen sich ausgebildete Profis ihren Kopf zerbrechen ’“ und nicht Schulbuben oder zahlende Gäste.

Stil hatten die RIU-Hotels mal. Und Professionalität. Jetzt wurstelt sich ’“ zumindest in diesem Hotel ’“ angelerntes Personal durch den Alltag und gekleidet ist es nach dem Motto: ’žIst der Kellner zu kurz, ist die Hose zu lang.’œ Und der Saum wird dann nicht etwa hochgenäht, damit die Uniform passt, sondern ist aufgrund der Überlänge abgelatscht, dreckig und eingerissen. Ich glaube, ich möchte nicht hören, was der Firmengründer, Don Juan Riu und sein Sohn, Luis Riu senior, zu so einem verratzten Auftritt gesagt hätten. Sie kriegen es zum Glück nicht mehr mit.

Nachdem uns Reiseleiter Wilfried über das Land, die Insel und die nähere Umgebung informiert hatte, machten wir uns auf den Weg, die Gegend zu erkunden. Über die Promenade war es vom Hotel aus ein 40-minütiger Fußweg bis zur Ortschaft Malinska. Nach der halben Strecke musste Gerhard, meine bessere Hälfte, wegen Kniebeschwerden aufgeben. Auf dem unebenen Kiesweg hatte er große Probleme. Ein mehrfach operiertes Knie ist eben nicht mehr ’žwie neu’œ. Malinska würde ich wohl alleine besuchen müssen.

METEORITENHAGEL?
Auch was das Mitbringen von Handtüchern und Duschgel angeht, bin ich in die RIU-Falle getappt. Duschgel gab’™s immer in den Hotels. Gehört zum Standard ab 4 Sternen, hab ich mal gehört. Aber hier wurde das Duschgel nach Ausgabe der ersten Einmalportion nicht mehr aufgefüllt. Und Handtücher habe ich natürlich auch keine von zu Hause mitgebracht. Hätte ich vielleicht tun sollen, denn wir bekamen immer nur eines für zwei Personen. Dass jeder eins kriegt, das klappte erst kurz vor unserer Abreise. Mit den Handtüchern musste es halt irgendwie gehen. Duschgel haben wir uns im örtlichen Supermarkt beschafft.

Im Vergleich zu den spottbilligen Hotels im damaligen Ostblock, in denen wir vor rund 30 Jahren abzusteigen pflegten, ist das RIU Blue Waves natürlich ein Paradies. Aber damals wussten wir: wenig Geld, wenig Musik. Hier hatten wir für einen 4-Sterne-RIU-Service bezahlt und nur einen faden Abklatsch davon bekommen. Die 4 Sterne, die dieses Hotel hat, verdankt es allein seiner Ausstattung, nicht dem Service. Oder einem Meteoritenhagel.

Wenn ich nicht das Schild am Eingang gesehen hätte, hätte ich vehement bestritten, in einem RIU-Hotel zu sein. Denn diesen Standard hat der Laden nicht. Es sei denn, die Marke hätte ihren Qualitätsstandard in den letzten zwei Jahren rasant gesenkt. Dann macht’™s freilich auch nichts mehr aus, wenn jeden Tag andersfarbige Papierservietten auf den Tisch kommen, je nachdem, was der Supermarkt gerade hergibt. Und dass fünferlei Mobiliar im Speisesaal herumsteht, der von der Größe her gar nicht alle Gäste fassen kann. Wenn das Wetter mal zu schlecht sein sollte, um im Freien zu essen, möchte ich sehen, wie die Herrschaften 150 bis 200 Leute in dieser Garage abfüttern.

Wenn eh schon alles Wurscht ist, dann ist’™s auch vollends egal, dass die Restaurant-Türen verschmiert sind, die Türen der Restaurant-Toiletten nicht schließen und man sich auf dem Weg zum oder vom Abendessen entweder durchs eng bestuhlte Lokal an den anderen Gästen vorbeischlängeln muss ’“ oder an den Restaurantmüllcontainern im Außenbereich. Aber wenn allen alles egal ist, dann gibt’™s für die Kunden auch keinen Grund mehr, speziell RIU zu buchen. Dann tut’™s jeder Billigschuppen.

A propos Restaurant: Während die einen Gäste schön angezogen bei Tisch sitzen und ihr Abendessen genießen, latschen wenige Zentimeter neben ihnen andere Hotelgäste mit nassen Badeklamotten, aufgeblasenen Luftmatratzen und Schwimmviechern vom Strand ins Hotel. Es gibt keinen anderen Weg vom Meer ins Haus als durch den Terrassenbereich des Hotelrestaurants. Das ist schon ein bisschen skurril. Da sind Loriot-würdige Szenen geradezu vorprogrammiert. Ich hab die ganze Zeit darauf gewartet, dass mal Herrn Müller-Lüdenscheidts Quietscheentchen in Herrn Hoppenstedts Kosakenzipfel fällt.

Im Internet liest man auch immer wieder, dass das Essen nix sei. In den Chor kann ich jetzt nicht einstimmen, was aber daran liegt, dass ich diesbezüglich recht genügsam bin. Es ist jetzt nicht gerade eine Offenbarung, aber das Vorspeisenbuffet und die Nachspeisen waren immer lecker. Besser als in der Kantine ;-). Der Mann meint, die Hauptgerichte hätten besser gewürzt sein können, aber ich denke, in so einem Fall muss die Küche eben ’žmehrheitsfähig’œ kochen und kann auf die Liebhaber von Chili & Co. nicht so viel Rücksicht nehmen.

Gut, vergessen wir das Hotel. Aber die Bucht, in der es liegt, ist sehr schön. Das Wasser ist sauber und die Promenade wunderbar zum Spazierengehen und Joggen geeignet, ja sogar zum Radfahren, auch wenn man für den Fußgängerslalom vermutlich starke Nerven braucht. Für den Strand empfehlen sich dringend Badeschuhe. Nicht nur so Gummilatschen, sondern ’žStiefel’œ mit Reißverschluss, die man auch im Wasser anbehalten kann.

Geht man vom Hotel aus rechts die Promenade entlang, kommt man innerhalb von rund 40 Minuten nach Malinska. Geht man links herum, ist man in ca. 5 Minuten in Porat. Auf dem Weg nach Porat grenzt der Wald direkt ans Meer. Man kann sich unter die Bäume setzen und ins Wasser schauen. Wir haben uns den kleinen Hafen in Porat angesehen und sind dann wieder zurückspaziert. Ein Kloster gibt’™s dort auch: Das Kloster und die Kirche des 3. Franziskanerordens Hl. Maria Magdalena in Porat stammen aus dem Jahr 1480. Das Atrium des Klosters ist für sein glagolitisches Lapidarium bekannt, das der Akademiker Branko Fučić gestaltet hat und beinhaltet Kopien der ältesten und bedeutendsten kroatischen glagolitischen Inschriften. Das schöne Altarbild ’žMaria Magdalena mit Heiligen’œ (16. Jh.) malte Girolamo da Santacroces Sohn Francesco.

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