Tina Zang: Echte Helden (1): Im Labyrinth der Silberspinnen, Kinderbuch, ab 8

Tina Zang: Echte Helden (1): Im Labyrinth der Silberspinnen, München 2011, arsEdition, ISBN 978-3-7607-6374-3. 138 Seiten, s/w-Illustrationen von Alexander von Knorre, Hardcover, Format: 15,5 x 21,4 x 1,8 cm, EUR 9,95 (D), EUR 10,30 (A)

’žEin Blick zurück: Die Spinne hat sich umgedreht und folgt ihm immer noch. Ob sie seine Angst wittert? Und was heißt überhaupt Angst? Paul ist in Panik! Noch nie zuvor ist er von einer Spinne verfolgt worden, die so groß ist wie eine Männerhand und anscheinend wild entschlossen, an ihm hochzuklettern. Es ist der absolute Albtraum.’œ (Seite 106)

’žEchte Helden halten zusammen’œ, das ist der Wahlspruch einer 6-köpfigen Freundesclique aus Ruckheim. Die besteht aus fünf Schuljungen und einem australischen Schäferhund.

Dabei sind …
… der wortgewandte Comic-Fan Paul, dem es vor nichts graust außer vor Spinnen,
… sein Hund Ringo, der unter Narkolepsie leidet, einer Krankheit, die ihn vor Schreck umfallen, einschlafen und laut losschnarchen lässt,
… der hibbelige Tom, der einfach nicht still sitzen kann und ständig über Drachen redet,
… Technikfreak Arne,
… dessen Bruder Ulli, der eine Vorliebe für Holzarbeiten hat,
… und schließlich Henni mit dem Super-Gehör, dessen Mutter die weltbesten Stullen schmiert. Nur das hellste Birnchen am Christbaum ist Henni leider nicht. Er braucht immer ein bisschen länger als die anderen, bis er etwas begreift.

Jetzt haben die sechs Helden Sommerferien. Heute wollen sie im verlassenen Silberstollen Arnes neue Taschenlampe ausprobieren und dabei Drachenjagen spielen. Sie packen Proviant und allerlei Gerümpel ein und machen sich auf den Weg.

Doch als sie vor Ort ihren Heldenschwur leisten, geschieht Merkwürdiges: Eine große schwarze Feder schnellt aus ihrer Mitte empor ’“ und wo eben noch morsche Holzbretter das ehemalige Bergwerk verschlossen haben, prangt jetzt ein stabiles Metalltor. Als dieses sich öffnet, nutzen die Jungs die Gelegenheit und betreten den Stollen. Da fällt das Tor wieder zu, und die Helden sind gefangen. Doch zum sich Fürchten bleibt ihnen keine Zeit, denn Hund Ringo stürmt eine eigenartige Wendel-Rolltreppe hinab, und den Jungs bleibt nichts anderes übrig, als ihrem vierbeinigen Kameraden hinterher zu rennen.

Das hätten sie lieber nicht tun sollen! Denn in dem Stollen betreibt Professor Salivari sein geheimes Forschungslabor, assistiert von seinem etwas beschränkten Sohn Roberto. Diesen beiden Finsterlingen laufen unsere Freunde prompt in die Arme!

Professor Salivari hat in seinem Labor eine Armee von Roboterspinnen gebaut, die dummerweise nicht mehr auf die Fernbedienung reagieren. Völlig unkontrolliert wuseln sie durch das alte Bergwerk und verkrümeln sich in die entlegensten Ecken. Deshalb kommen ihm die Kinder gerade recht: Sie sollen die Spinnen einfangen und von Hand ausschalten. Doch die ’žechten Helden’œ denken gar nicht daran, dem zwielichtigen Professor zu helfen ’“ sie wollen nichts wie weg! Aber haben sie gegen die Salivaris und ihre Roboterspinnen überhaupt eine Chance …?

Wer als Kind gern Buchreihen wie ’žFünf Freunde’œ oder ’žRaumschiff Monitor’œ gelesen hat, aber die Abenteuerklassiker von damals für ein bisschen zu angestaubt hält, um sie heute den Kindern oder Enkeln zu geben, findet hier ein modernes, zeitgemäßes Jugendabenteuer voller phantasievoll-origineller Einfälle, Spannung und Humor.

Unverbesserliche Kindsköpfe wie die Rezensentin, die noch im Großmutteralter Jugendfilme wie ’žDie Goonies’œ oder ’žStand by me’œ liebt, werden auch weit jenseits des Grundschulalters ihre Freude an dieser Lektüre haben. Das ist wieder eins der Bücher, die sich die Großen schnappen, sobald die Kleinen im Bett sind.

Die ’žechten Helden’œ sind ein Freundeskreis, wie man ihn sich wünscht. Sie halten zusammen und mögen einander trotz aller Fehler, Macken und Unzulänglichkeiten. Auch Henni, der intelligenzmäßig nicht mit den anderen mithalten kann, wird nicht gemobbt, sondern ist voll in die Clique integriert. Die Freunde schätzen ihn für das, was er kann. Was er nicht kann, spielt keine so große Rolle.

Wie wichtig Henni für die Freunde tatsächlich ist, das werden sie erst noch erfahren … im nächsten Band.

Erwähnenswert ist auch die liebevolle Buchausstattung, die über herkömmliche Kinderbuch-Bebilderung weit hinausgeht. Neben der klassischen Illustration findet man hier Abbildungen im Comic-Stil sowie technische Zeichnungen mit erklärender Beschriftung. Selbst die Typographie wird als Gestaltungsmittel eingespannt: Bebt der Boden, bebt auch die Schrift. Bei einer Explosion gerät der ganze Satzspiegel aus den Fugen. Geht das Licht aus, sind die Seiten auf einmal schwarz und die Schrift weiß, und als die Jungs Arnes Taschenlampe einschalten, erhellt ein weißer Lichtkegel eine grau unterlegte Textseite.

Eine kreative Spielerei, die die haarsträubenden Abenteuer der ’žechten Helden’œ dem Leser noch zusätzlich veranschaulichen.

Die Autorin:
Tina Zang wurde 1960 in Backnang (bei Stuttgart) geboren. In Heidelberg studierte sie Physik und Sprachen, arbeitete für ein Übersetzungsbüro und machte sich schließlich als Autorin selbständig. Sie lebt mit ihrer Familie auf dem Land und schaut beim Schreiben ins Grüne. Unter dem Namen Christine Spindler schreibt sie Krimis für Erwachsene, die zum Teil in den USA erscheinen.

Der Illustrator:
Alexander von Knorre wurde 1982 in Magdeburg geboren. Er studierte Visuelle Kommunikation an der Bauhaus-Universität Weimar und arbeitet heute als freier Illustrator für verschiedene Kinderbuchverlage.

Rezensent: Edith Nebel
EdithNebel@aol.com
     
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